Bad Salzuflen. Sein Jahresurlaub 2015? "Gesundheitstourismus in Bad Salzuflen", lacht Roland Thomas. Nach intensiven Wochen des Wahlkampfs ist der Bielefelder am Ziel. Wobei: Eigentlich geht der Stress für den 52-Jährigen jetzt erst richtig los. Bevor er Ende Oktober seinen Dienst als Bürgermeister antritt, muss er sein bisheriges Leben auf den Kopf stellen.
Herr Thomas, heute morgen um 6.30 Uhr ging schon wieder der Zug nach Düsseldorf. Wie war der Empfang beim Städte- und Gemeindebund?
Roland Thomas: Schon überschwänglich. Ich bin hier seit 23 Jahren tätig, da sind das oftmals mehr als Kollegen. Die meisten meinten, sie hätten es immer gewusst, dass es klappt (lacht).
Wie sieht es mit der Kündigungsfrist aus? Können Sie pünktlich am 21. Oktober Ihr Amt antreten?
Thomas: Im Beamtenrecht ist das kein Problem. Aber mein Vorgesetzter muss jetzt natürlich schon planen und rotieren, wie er das so schnell regelt. Hier gibt es noch viele Dinge, die zu erledigen sind. Auf der anderen Seite geht es auch schon in Bad Salzuflen mit Terminen los, die ich unbedingt wahrnehmen möchte.
Inwiefern?
Thomas: Ich war viel in Vereinen unterwegs, habe Kontakte geknüpft und viele Einladungen erhalten. Zum Beispiel findet am 3. Oktober ein Moscheefest statt. Ich bin zu solchen Veranstaltungen nicht nur aus Wahlkampfgründen gegangen, sondern weil es mir Spaß gemacht hat. Die Menschen, mit denen ich zusammengekommen bin, haben es mir leicht gemacht, in die Salzufler Gesellschaft einzutauchen.
Dabei heißt es doch immer, die Lipper brauchen ihre Zeit, bevor sie mit anderen warm werden...
Thomas: Diesen Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es war ein sehr intensives Einleben. Mein Wahlkampf mit den vielen Hausbesuchen hat sich auch viel draußen abgespielt - da hat mir das gute Wetter sicher geholfen. Es war teilweise phänomenal: Wenn ich zwischendurch mal in der Innenstadt gesessen habe, sind viele Leute vorbeigekommen, um nur die Hand zu schütteln oder alles Gute zu wünschen.
Bei einer Wahlbeteiligung von 33 Prozent haben Ihnen lediglich 7255 Stimmen zum Sieg gereicht. Welche Erkenntnisse nehmen Sie mit aus einem Wahlkampf, bei dem Ihnen im ersten Wahlgang mit Robin Wagener noch ein Kandidat der Opposition dicht im Nacken saß?
Thomas: Ich glaube, dass sein Erfolg ein Stück weit zum Ausdruck bringt, dass sich die Bevölkerung in verschiedenen Bereichen nicht mitgenommen oder informiert fühlt. Das habe ich selbst erlebt. In Ahmsen bin ich bei Gesprächen zum Beispiel gefragt worden, warum auf dem Spielplatz Geräte abgebaut worden waren. Hier muss man ansetzen. Das Thema Transparenz hatte Robin Wagener im Wahlkampf für sich besetzt, aber grundsätzlich ist das auch meine Meinung.
Was wollen Sie ändern?
Thomas: Ich möchte nicht aus der Ferne vorweg greifen, sondern möchte mir in Ruhe angucken, was es da in der Vergangenheit an Kommunikationsverfahren gegeben hat - und wie man es verbessern kann. Klar ist, dass Informationen an die Bürger die Grundlage sind.
Welche Ziele haben Sie sich sonst für den Anfang gesteckt?
Thomas: Die Flüchtlingsrettung brennt unter den Nägeln. Hier müssen wir dafür sorgen, dass die Willkommenskultur nicht kippt. Außerdem habe ich bei den Hausbesuchen festgestellt, wie viele Leerstände es in den Ortsteilen gibt. Hier will ich mit Initiativen gegensteuern, zum Beispiel gibt es anderswo das Programm "Jung kauft Alt".
Apropos Wohnungsmarkt: Haben Sie schon eine Wohnung in Salzuflen gefunden?
Thomas: Ich hatte von Anfang an gesagt, dass man ein Bürgermeisteramt nicht von außerhalb machen kann - auch nicht von Senne aus. Ich werde das in Ruhe mit meiner Frau, den Kindern und meiner Schwiegermutter besprechen, die auch mit im Haus lebt. Die Tochter geht jetzt zum Studium nach Münster, unser Sohn hat gerade Abitur gemacht - mal schauen, wie wir das regeln.
Das Interview führte LZ-Redakteur Stefan Backe.