Bad Salzuflen. Gemächliches Schlendern durch die Fußgängerzone ist an der Steege eher nicht angesagt. Vielmehr müssen Passanten hier aufpassen, dass sie keinem Auto vor die Motorhaube laufen. Und das, obwohl der Bereich, der in die Straße Am Herforder Tor mündet, weder für Fahrräder noch für Pkw freigegeben ist.
Eine Ausnahmeregelung gibt es zwar: Doch die gilt nur für Busse sowie zwischen 18.30 und 10.30 Uhr auch für Fahrradfahrer und Lieferverkehr. Daran halten sich jedoch längst nicht alle Verkehrsteilnehmer. Einige der an der Steege ansässigen Geschäftsleute sind das inzwischen mehr als leid.
„Der Verkehr wird immer mehr. Und es sind nicht nur Auswärtige, die sich schlichtweg nicht auskennen. Vielmehr kürzen viele Fahrer ganz bewusst über die Steege ab", meint Ute Wagner, Inhaberin von Lederwaren Reese. Sie rate vor allem Müttern immer wieder auf ihre Kinder aufzupassen. Denn auch die Busse seien häufig recht flott unterwegs.
Das weiß auch Katrin Aleksander-Jungilligens vom Kinderbekleidungsgeschäft „KJ Fashion". Die Kinder ihrer Kunden rannten häufig durch den Laden und dann auch auf die Straße – oft ein Schockmoment, wie sie erzählt. Den Leuten müsse ihrer Meinung nach bewusst gemacht werden, dass es sich bei der Steege um eine Fußgängerzone handle.
Dem Ganzen die Krone aufgesetzt hat ein Raser, den Birgit Quentmeier vom Teeladen „Tee & Kännchen" vor gut drei Wochen beobachtet hat. „Mit fast 70 Stundenkilometern ist der im strömenden Regen die Steege hinaufgeschossen", erinnert sie sich. Eine Salzuflerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, habe das anschließend der Polizei gemeldet.
Die hat inzwischen den Fahrer ausfindig gemacht und zur Rede gestellt, wie der Salzufler Wachleiter Heinz Wieler auf LZ-Nachfrage verrät. Auch nehme man von Seiten der Polizei die Sorgen der Geschäftsleute ernst und versuche, an der Steege verstärkt zu kontrollieren. „Im Rahmen unserer personellen Möglichkeiten tun wir unser Bestes", erklärt Wieler.
Um das Befahren der Steege von vornherein zu verhindern, könnten sich Ute Wagner und Birgit Quentmeier einen einfahrbaren Poller, wie er in der Wenkenstraße steht, vorstellen. „Denn den Busverkehr brauchen wir, das steht außer Frage", sagt Wagner. Der Raserei und generellen Durchfahrt, die ihrer Beobachtung nach vor allem am frühen Nachmittag und bei Regen stattfinde, könnte so Einhalt geboten werden.
Peter Drees, Abteilungsleiter Straße und Verkehr bei der Stadt, sieht das skeptisch. „Nach den schlechten Erfahrungen mit dem Poller in der Wenkenstraße halte ich das für keine gute Lösung", meint er. Zudem dauere der Bewilligungsprozess bei Kosten von gut 30.000 Euro recht lange. Er rät vielmehr, an einem Strang zu ziehen. „Jeder, der ein Auto durch die Fußgängerzone fahren sieht, kann das Kennzeichen der Polizei melden", schlägt er vor.
Immer wieder hat der versenkbare Poller in der Wenkenstraße in der Vergangenheit für Probleme gesorgt. Zwischen 13 und 15 Uhr sowie 22 und 6 Uhr wird der Poller ausgefahren. Seit er 1995 installiert wurde, muss er nach Angaben von Ingo Neitzner von der Abteilung Straße und Verkehr der Stadt im Schnitt zwei bis dreimal jährlich repariert werden. Denn immer wieder übersehen Busse oder Pkw das Rotlicht und fahren gegen das Stahlrohr. Seit rund acht Jahren gibt es daher eine Videoüberwachung.
Und auch Annemarie Dahms von Optik Regel sieht den Poller skeptisch: „Eine weitere gesperrte Straße bringt doch keinem etwas", meint sie. Ihr wäre lieber, wenn das Befahren der Steege generell erlaubt würde – wenn die Leute denn langsam fahren. „Dann könnten auch Kunden, die nicht so gut zu Fuß sind, unsere Geschäfte problemlos erreichen."