"Unsere Kinder lernen in Bruchbuden"

Bad Salzuflen. Unzumutbar – auf dieses eine Wort lässt sich reduzieren, was die Schulcontainer am Lohfeld ausmacht. Schüler, Eltern und Schulleiterin haben am Donnerstagabend im Bildungsausschuss ob der unhaltbaren und ungesunden Zustände Alarm geschlagen – wieder einmal. Zuletzt hatte die Schulpflegschaftsvorsitzende Daniela Niemann im November 2016 600 Protestunterschriften am den Ausschussvorsitzenden Frank Sommerfeld (SPD) übergeben. Erkennbar besser ist die Situation seitdem keineswegs geworden.

Mangelhafte und defekte Heizungen, eiskalte Flure im Winter, eingefrorene Wasserleitungen, eine miserable Raumluft plus drückende Hitze im Sommer – die Mängelliste, die Thomas Bürth als Vertreter der Eltern herunterbetete, war lang. Wer durch die Containerflure geht, könnte die riesigen Sperrholzplatten an den Wänden und die Bleche auf dem Boden vielleicht für misslungene Kunst halten – in Wahrheit decken sie große Löcher notdürftig zu. &bdquo;Unsere Kinder lernen in Bruchbuden", brachte Bürth es auf den Punkt.

Schülersprecherin Linda Tozo und ihre Stellvertreterin Adina Brunsiek schilderten dem Ausschuss, wie sie das Lernen im Container empfinden. Der zehn Jahre alte Teppichboden sei schwer zu reinigen, fleckig, stinke, und sei ein ernstes Problem für Allergiker und Asthmatiker. Die WCs im Haupthaus seien so weit weg, dass ein Toilettengang in der kleinen Pause nicht möglich sei. Auch die Lehrer kämen aufgrund der Entfernung oft zu spät zum Unterricht.

Die Unterrichtsräume seien derartig klein – laut Linda Tozo im Schnitt 1,4 Quadratmeter je Schüler – dass Gruppenarbeit nicht möglich sei. Von der schnell verbrauchten Luft bekomme man Kopfschmerzen und könne sich kaum konzentrieren. Schalldämmung sei praktisch nicht vorhanden. Als Sturm &bdquo;Friederike" getobt habe, hätten sich die Schüler in den Containern nicht mehr sicher gefühlt. &bdquo;Wenn man in die zehnte Klasse kommt, denkt man: Mist – jetzt geht es in die Container."

Dass es die Zehntklässler trifft, hat laut Rektorin Sonja Billerbeck den Grund, dass man ihnen mehr Verständnis für die Notlage unterstellt als jüngeren Schülern. Aber: &bdquo;Jedes Schuljahr in den Containern ist eins zuviel."

Hochbauamtsleiter Ronald Achtsnick versuchte, ad hoc Lösungsvorschläge aus dem Hut zu zaubern. Natürlich seien die Container keine High-End-Lösung, gestand er zu. Das Toilettenproblem könne man kurzfristig durch Aufstellen eines WC-Containers entschärfen, in den Sommerferien könne man neuen Teppichboden verlegen. &bdquo;Der PVC-Boden, den wir probehalber in einem Raum verlegt haben, hat nur die Akustik verschlechtert."

Die Notwendigkeit von Sonnenschutz sah der Amtsleiter ein, auch dass man die Flure neu herrichten und &bdquo;aufhübschen" müsste und frische Farbe an die Wand gehöre. Dass die Heizung unzulänglich ist, wunderte ihn etwas – eine Regelungsanlage sei eigentlich vorhanden. Die von Bürth angesprochene eventuelle Schadstoffbelastung sah Achtsnick nicht: Aufgrund des Baujahrs der Container dürften darin nur schadstofffreie Materialien verbaut worden sein, konstatierte er.

Provisorium Die SPD möchte der Hauptschule einen zweizügigen Neubau mit zwölf Klassenräumen gönnen und die Container abbauen. Auch die Verwaltung denkt in diese Richtung, nennt aber in ihrer Beschlussvorlage noch kein konkretes Raumprogramm. Sie hält die Container für notwendig, bis die Erweiterungsbauten im Lohfeld stehen.

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Etwas mehr als ein Trostpflaster dürften sich Schüler und Eltern der Realschule am Donnerstag schon erhofft haben, als sie in Sachen Container im Lohfeld den Finger in die seit Jahren schmerzende Wunde legten. Ein paar Schönheitsreparaturen und etwas Deko sind kein Ersatz für eine durchgreifende und nachhaltige Lösung.

Provisorien haben bekanntlich eine lange Lebensdauer. Und die Container haben ihre eigentlich geplante Einsatzzeit bereits um das Doppelte überschritten. Sie mögen von außen noch proper aussehen. Aber wer sehenden Auges hindurch geht, kann sich nur wundern, was Schülern und Lehrern da zugemutet wird.

Die nächste Containerlösung steht im Schulzentrum Aspe mit der groß angelegten Erweiterung und Modernisierung vor der Tür. Ob man sich dort schon freut? Mit einer Hauptschule, die zwar totgesagt war, aber höchst lebendig ist, einer Förderschule, deren Tod nicht mehr beschlossene Sache ist, der Rückkehr zu G9 und steigenden Schülerzahlen kommen auf die Verantwortlichen in Rat und Rathaus Probleme zu, die gewiss nicht alle vorherzusehen waren. Umso mehr muss hier nun zu einem großen Wurf ausgeholt werden. Kleckern statt klotzen bringt nichts. Halbherzige Lösungen fallen allen früher oder später auf die Füße.

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