Auf Mutter eingestochen: 16-Jährige in psychischer Behandlung

Bad Salzuflen-Wüsten. Vor dem Haus, in dem am Samstagnachmittag eine 16-Jährige auf ihre schwangere Mutter eingestochen haben soll , steht ein weißer Transporter, hinter der Windschutzscheibe liegt ein Schild mit der Aufschrift Mama. Auf dem Beifahrersitz sitzt ein Plüschstorch. Die Sonne scheint hell, Frühling liegt in der Luft.

Doch die Idylle trügt: Ermittler aus Bielefeld und Lippe haben eine zehnköpfige Mordkommission (MK) gebildet. Die MK &bdquo;Salz" versucht derzeit zu ergründen, was sich am Samstag genau zugetragen hat. Angaben zum Motiv der mutmaßlichen Angreiferin können zum jetzigen Stand der Ermittlungen noch nicht gemacht werden, schreibt die Staatsanwaltschaft Detmold in einer Pressemitteilung. Demnach soll die 16-jährige Tochter ihre Mutter bei der Messerattacke schwer verletzt haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist die 41-Jährige in der 29. Woche schwanger. Die vielfache Mutter konnte aber gerettet werden. Auch das ungeborene Kind überlebte.

Nach bisherigem Stand geht Oberstaatsanwalt Christopher Imig davon aus, dass die Frau zwei Stichwunden davon trug. Genaueres soll in den kommenden Tagen eine gerichtsmedizinische Untersuchung ergeben. Die 16-jährige Tochter habe sich noch am Tatort widerstandslos festnehmen lassen, sagte der Oberstaatsanwalt weiter. Die Beschuldigte hatte sich laut Imig seit etwa einer Woche in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Klinikums Lippe in Bad Salzuflen aufgehalten. Dort sei sie wegen möglicher Suizidgefahr behandelt worden. Der Staatsanwaltschaft zufolge beging sie die Tat während eines Ausgangs. Den habe sie erhalten, weil sie sich nach Ansicht der Verantwortlichen auf dem Weg der Besserung befunden habe.

Wie kam es zu der Einschätzung? Das Klinikum wollte am Montag auf LZ-Anfrage keine Stellung nehmen und verwies auf die Schweigepflicht der Ärzte und Therapeuten sowie die laufenden Ermittlungen.

Wie ein Anwohner am Montag berichtet, lief das Opfer am Samstag verletzt und schreiend aus dem Haus und auf ein Nachbargrundstück. Imig zufolge riefen Zeugen um kurz nach 16 Uhr die Polizei. Die Frau wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Anwohner oder Angehörige blieben laut Imig bei der mutmaßliche Täterin, die sich noch im Haus aufhielt, bis die Polizei eintraf.

Nachbarn zeigen sich noch am Montag schockiert von der Tat. &bdquo;Damit rechnet doch niemand", sagt eine Frau. Näher habe sie die Familie nicht gekannt, die Kinder habe sie bisweilen auf dem Weg zur Schule gesehen. &bdquo;Die Frau hat immer freundlich gegrüßt", erinnert sich ein älterer Mann, der mit seinem Hund in der Nähe des Hauses spazieren geht. &bdquo;Mir tut auch die Tochter leid und die anderen Kinder", stellt ein Frau in einem Geschäft fest. Das Opfer war in den Sozialen Netzwerken aktiv und veröffentlichte dort mehrere Videos. Darin gibt die Frau unter anderem Tipps zur Schwangerschaft.

Die Haftrichterin in Detmold ordnete für die 16-jährige Tochter zunächst die Unterbringung in Zentrum für Forensische Psychiatrie in Lippstadt an. Gegen die 16-Jährige wird laut Staatsanwaltschaft nun wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag, versuchten Schwangerschaftsabbruch und gefährliche Körperverletzung ermittelt.

Das Opfer liegt noch im Krankenhaus. Für die anderen Kinder der Familie ist laut Jugendamt Bad Salzuflen &bdquo;gut gesorgt". Weitere Angaben könnten mit Blick auf das laufende Verfahren und das Datenschutzrecht nicht gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die 16-Jährige unter einer psychischen Erkrankung leidet. Nach Ansicht der Behörde ist sie nur eingeschränkt oder überhaupt nicht schuldfähig.

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €

Weiterlesen mit LZplus