Auf einmal stürmt Möstl: Der TBV-Keeper leitet mit einer Offensivaktion die Wende ein

Wuppertal. Final-Four-Euphorie in beiden Lagern: Während der TBV Lemgo Lippe am Mittwochabend in Dresden beim SC DHfK Leipzig (37:25) das Pokal-Endrunden-Ticket löste, schaffte der Bergische HC einen Tag später mit einem 30:23 gegen MT Melsungen sogar einen historischen Erfolg. Erstmals seit zehn Jahren und erst zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte überhaupt ist der BHC wieder unter den besten vier Pokalteams. Und in der Liga? Am Samstagabend setzte der TBV in der Wuppertaler Unihalle seine unfassbare Erfolgsserie in der Handball-Eliteklasse fort und steht nach einem irren 28:27 (12:15) bei 28:8 Punkten. Da der Zweite, SG Flensburg-H., in Göppingen ebenfalls knapp mit 33:32 gewann, bleibt das lippische Aushängeschild auf Position drei.

&bdquo;Wir müssen aufwachen“ In Wuppertal kamen die Gäste schwer ins Spiel. Die Lipper erlaubten sich zu viele Fehlwürfe, zur Pause lag Christopher Rudeck, im Pokal bereits der Held des Abends, mit 8:6 Paraden in Führung. Der BHC-Schlussmann wehrte unter anderem einen Siebenmeter von Samuel Zehnder ab. Probleme hatte der TBV auch in der Deckung. Er bekam vor allem Johannes Wasielewski überhaupt nicht in den Griff. Immer wieder konnte der seinen Hammer rausholen und erzielte im ersten Abschnitt sechs Tore. Mit einem 12:15-Rückstand ging es für die Schützlinge von Florian Kehrmann in die Kabine. &bdquo;Wir müssen aufwachen“, sei der Tenor in der TBV-Kabine gewesen, berichtete Niels Versteijnen: &bdquo;In der zweiten Halbzeit waren wir viel mehr da, zeigten mehr Emotionen und mehr Härte in der Abwehr.“ Entscheidend seien &bdquo;viele Kleinigkeiten“ gewesen.

Der 25-jährige Niederländer avancierte zum Matchwinner. Denn: Neun der letzten zehn TBV-Tore gingen auf das Konto des wurfgewaltigen Rückraumschützens. Etwas Glück hatte Versteijnen, als sein Siebenmeter von der Latte ins Tor sprang – 19:20 (46.). Kurz danach gelang ihm der Ausgleich. Erstmals in Front lagen die Gäste beim 23:22 (51.). Den Siebenmeter hatte die Lemgoer Nummer 25 selber rausgeholt. Da Zehnder zum zweiten Mal an Rudeck von der Marke gescheitert war, hatte Versteijnen diese Aufgabe übernommen.

Möstl pariert den finalen Wurf Bitter für die Lipper war, dass sie sich beim 27:26 in Überzahl einen Ballverlust erlaubten und Beyer mit einem spektakulären Wurf hinter dem Rücken ausglich. 46 Sekunden vor dem Ende bat Kehrmann nochmal zur Auszeit. Versteijnen markierte seinen insgesamt elften Treffer, und Möstl parierte auf der Gegenseite den finalen Wurf von Wasielewski, der nach dem Seitenwechsel ohne Treffer blieb und im Gesicht blutete.

Der Wendepunkt der Begegnung hatte sich in der 44. Minute ereignet. Die Gäste besaßen große Probleme, die Deckung des BHC zu knacken, sie lagen 16:19 zurück. Bei angezeigtem Zeitspiel rollte der Ball auf einmal zu Möstl, der das Herz in beide Hände nahm und zu einem Solo ansetzte. Aus zehn Metern schloss er ab, die Attacke von Babarskas ahndeten die Schiedsrichter mit Rot. &bdquo;Er hat mich nicht im Gesicht getroffen, das waren zwei Minuten“, gab der Österreicher zu: &bdquo;Er hätte mich einfach werfen lassen sollen, ich bin Torhüter.“ Der TBV-Schlussmann hatte &bdquo;die Chance meines Lebens“ gesehen: &bdquo;Eigentlich darf ich das nämlich nicht.“ Er werde im Training weiter Gas geben, &bdquo;um meine Qualitäten vorne zu zeigen. Es macht mir einfach zu viel Spaß.“ Versteijnen verriet, dass im Training Witze gemacht würden, wenn Möstl werfe. Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: &bdquo;Eine Handgelenksverletzung hat er auch schon gehabt...“

Spielplan für Köln steht Fest steht inzwischen, dass der TBV am Samstag, 18. April, das erste Halbfinale in der Kölner Lanxess-Arena bestreitet. Anwurf der Partie gegen die Füchse Berlin ist um 15.45 Uhr. Neben Dyn überträgt die ARD diese Begegnung live. Ab 18.45 Uhr stehen sich in der Domstadt Bergischer HC und SC Magdeburg gegenüber (ausschließlich live bei Dyn). Die Endspiele sind bekanntlich am Sonntag um 12.45 (keines Finale) und 15.45 Uhr.

Kurz und knapp Bergischer HC: Rudeck, Diedrich; Beyer (6/4), Becher, Massoud, Schöttle (6), Steinhaus (2), Servos, Babak (1), Babarskas, Seesing (4), Kooij, Wasielewski (6), Fuchs (2), Püttmann.

TBV Lemgo Lippe: Möstl, Kastelic (bei einem Sienmeter); Hutecek (3), Theilinger (1), Zehnder (2/2), Mudrow, Simak (2), Schagen, Carstensen, Suton (4), Willecke (2), Versteijnen (11/2), Wagner, Faust (3).

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