Neuer "Escape Room", neue Ideen: Ein Besuch in der "Salzufler Unterwelt"

Bad Salzuflen. Stockfinster ist es in den Katakomben unter dem Salzufler Bahnhof, Licht kommt lediglich aus kleinen Lämpchen, die an den Helmen befestigt sind. Von draußen hört man das Rattern der vorbeifahrenden Züge. Dann steigt plötzlich Rauch auf, die Sauerstoffversorgung scheint auszufallen. Und jetzt?

Mit einem Ruck öffnet Daniel Berkemann die Waggontür zurück ins reale Leben: Die Inszenierung inklusive perfekt abgestimmter Akustik war lediglich ein winziger Vorgeschmack auf das, was die Besucher der &bdquo;Salzufler Unterwelt" im neuesten Raum der &bdquo;Escape Room"-Anbieter erwartet. &bdquo;The Hidden Chamber", zu Deutsch &bdquo;Die verborgene Kammer", heißt der – und hat sich inzwischen in der Szene sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Namen gemacht, in Foren wird er mit Bestnoten bewertet.

In das Projekt hineingewachsen

Daniel Berkemann (33) leitet die Unterwelt seit 2019 mit Thomas Daubel – letzterem gehört der Salzufler Bahnhof inklusive der gut 180 Quadratmeter Kellergewölbe. Berkemann ist gelernter IT-Systemkaufmann und bei Daubel normalerweise für die Organisation von Veranstaltungen zuständig. In die Welt der &bdquo;Escape Rooms" ist er über die Zeit hineingewachsen. &bdquo;Ich bin ein Projektmensch, ein Allrounder. Ich strebe immer nach neuen Herausforderungen", sagt er. &bdquo;The Hidden Chamber" war eine solche Herausforderung, die sich Schritt für Schritt entwickelte.

2019 war mit der Geschichte um das Verschwinden von &bdquo;Foxxy Brown" ein erster Raum an den Start gegangen. &bdquo;Es lief gut an, aber wir haben gemerkt, dass es nicht das richtige Konzept war, um erfolgreich ein reiner ,Escape Room-Betreiber zu sein", sagt Berkemann.

Nach gut einem Jahr Vorarbeit eröffnete schließlich mit &bdquo;Die Werkstatt des Alchemisten" ein zweiter Raum. &bdquo;Der ist was für Rätsel- und Knobelfans", sagt Berkemann. Doch kurz darauf kam Corona – das Virus bremste die Betreiber einerseits aus, war andererseits aber auch Initialzündung, das Konzept insgesamt noch einmal völlig neu zu denken.

Virus gibt neue Impulse

Daher hat das Team die Zeit der Pandemie für einige Veränderungen genutzt: &bdquo;Foxxy Brown" wurde zurückgebaut, Luftfilter installiert, Mitarbeiterraum und Thekenbereich aus Hygienegründen versetzt – einzelne Spielergruppen bleiben nun unter sich, es kommt zu keinem Begegnungsverkehr mit anderen.

Und dann sollte unbedingt noch ein echter Knaller her, etwas Zukunftsfähiges. Über den Fachverband lernt Berkemann einen der Betreiber von &bdquo;The Room" in Berlin kennen. Deren Räume sind weltweit prämiert – und sie entwickeln auch Ideen und Konzepte für andere &bdquo;Escape Room"-Betreiber. Berkemann ergreift die Gunst der Stunde und kann seinen Kollegen davon überzeugen, mit an einer neuen Idee für Salzuflen zu schrauben – ab Anfang 2021 entwickelt sich die Geschichte hinter &bdquo;The Hidden Chamber."

Am Anfang steht die Geschichte

Eines hat Daniel Berkemann inzwischen nämlich gelernt: Am Anfang stehen nicht die Rätsel. &bdquo;Dann wird es nie richtig rund." Am Anfang steht vielmehr die Geschichte. &bdquo;Die muss gut recherchiert sein, dann kam bei uns der Bezug zum Bahnhof dazu und so entwickelte sich das Ganze Schritt für Schritt." Konkret heißt das für die Spieler in der Kurstadt: Sie müssen herausfinden, ob sich unter dem Salzufler Bahnhof verschwundene Kunstgegenstände aus dem Zweiten Weltkrieg befinden.

Zwei Monate wurde an der Einrichtung gebaut, im September 2021 offiziell eröffnet. Entstanden ist laut Daniel Berkemann &bdquo;mehr als nur ein Escape Room." Es ist &bdquo;ein immersives Abenteuer" geworden, bei dem es darum geht, sich voll auf das Erlebnis zu konzentrieren, sich von der Atmosphäre und der filmreifen Kulisse komplett in den Bann ziehen zu lassen, sagt er.

Dazu komme eine etwas andere Form von Rätseln, die teils mit Hilfe von Sensoren oder Steuerungstechnik daherkommen. &bdquo;Es sind nicht die schwierigsten Knobelrätsel, aber dafür große Effekte, mit denen man nicht rechnet. Die Leute sind geflasht, wenn sie rausgehen", erzählt Berkemann von unzähligen Wow-Rufen der Besucher.

Bunt gemischtes Zielpublikum

Dass hier die Entwickler von &bdquo;The Room" mitgemischt haben, damit wirbt die Unterwelt. &bdquo;Die Spieler haben extrem hohe Erwartungen, die wir auch erfüllen müssen", weiß Berkemann. Dafür kommen die Spieler nicht nur aus ganz Deutschland, sondern sogar aus dem Ausland, auf Knopfdruck kann das Spiel komplett auf Englisch umgestellt werden.

Vom Alter her ist das Zielpublikum übrigens bunt gemischt. &bdquo;Wir hatten auch schon mal einen 93-Jährigen im Alchemisten", erinnert sich Berkemann. Der habe dann zwischendurch mal auf einem Stuhl Platz genommen und kurz pausiert, während seine Enkel am Rätseln waren. Andere sind so sehr im Spiel, dass sie die Realität völlig ausblenden. &bdquo;Und manche sehen das Offensichtliche einfach nicht", hat Berkemann oft beobachtet.

Ein neuer Raum steht in den Startlöchern

Allerdings: Wer einen Raum gespielt hat, braucht eigentlich nicht wiederkommen – schließlich sind die Rätsel dann schon bekannt. Daher sollte das Angebot im Schnitt alle fünf bis sieben Jahre wechseln, sagt Berkemann. Der &bdquo;Alchemist" wird schon ein wenig früher weichen müssen – er zieht innerhalb des Bahnhofskellers um, aktuell ist man am Einrichten. Die Geschichte wird dort fortgesetzt, so viel sei schon mal verraten – es wird dann auch neue Rätsel geben. Gleichzeitig werden damit 50 Quadratmeter für einen dritten Raum frei – der muss allerdings erst noch mit Leben gefüllt werden. Wie genau, das weiß Daniel Berkemann selbst noch nicht. &bdquo;Es soll ein neues Abenteuer werden, wieder in Richtung ,Hidden Chamber."

In dem gibt es zum Schluss noch einen Höhepunkt. Im letzten der zugehörigen Räume steht ein riesiger Sarkophag auf sandigem Boden, dahinter ägyptische Skulpturen in schummrigem Licht, gleich wird Daniel Berkemann das große Finale vorführen. &bdquo;Machen wir das Foto lieber vorher", sagt er. Es könnte gleich &bdquo;staubig" werden...

Gemeinsames Knobeln und Rätselraten Bei einem &bdquo;Escape Room" oder &bdquo;Escape Game" müssen die Spieler im Team innerhalb einer gewissen Zeit Rätsel lösen und Codes knacken, um zum Ziel zu kommen.

In Bad Salzuflen hat man dafür eine Stunde Zeit. Man wird nicht eingeschlossen, sondern kann die Räume jederzeit verlassen.

Die &bdquo;Werkstatt des Alchemisten" ist ab 12, &bdquo;The Hidden Chamber" ab 14 Jahren geeignet.

Zehn Aushilfen unterstützen die Betreiber der Unterwelt. &bdquo;Die leben das richtig", sagt Daniel Berkemann. Sie beobachten die Spieler permanent über Kameras, greifen bei Bedarf ein oder geben Tipps.

Aktuell gilt 2G und Maskenpflicht.

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