Das sagt der Bürgermeister von Bad Salzuflen zur Wasserkrise

Bad Salzuflen. Zu dem bakteriell belasteten Leitungswasser haben uns viele Fragen unserer Leserinnen und Leser erreicht. Darunter war auch die Frage, warum die Liste der betroffenen Ortsteile am Dienstag noch mal erweitert wurde. Viele Menschen wollten auch wissen, wie häufig das Leitungswasser überhaupt getestet wird. Zudem gab es Kritik an der Informationspolitik von Stadt und Stadtwerken.

Einige Leser hätten es beispielsweise gerne gesehen, wenn Lautsprecherwagen eingesetzt worden wären. Unsere Redaktion hat die Fragen zusammengefasst und einen Fragenkatalog an Stadt und Stadtwerke geschickt, deren Antworten wir im Folgenden wiedergeben. Zunächst erklärt Bürgermeister Dirk Tolkemitt, warum das Krisenmanagement aus seiner Sicht gut gelaufen ist.

Die Kritik an der Kommunikation von Stadtwerken und Stadt lässt der Rathaus-Chef nicht gelten. &bdquo;Ich bin der festen Überzeugung, dass wir mit unseren Warnungen am Montagabend und folgend so gut wie jeden Menschen erreicht haben, der am normalen Leben teilnimmt.“ Über die Warn-Apps &bdquo;Nina“ und &bdquo;Katwarn“ sei gewarnt worden, über die Social-Media-Kanäle von Stadt und Stadtwerken, zudem habe man die Medien informiert.

Seniorenheime und Schulen abtelefoniert Seniorenheime, Pflegedienste, Schulen und Kitas seien direkt benachrichtigt worden. Mitarbeiter von Stadtwerken und Stadt hätten die Einrichtungen abtelefoniert beziehungsweise eine Mail geschickt, falls niemand zu erreichen gewesen sei. Für die Schulen habe man so schnell es geht, Wasser für den Notfall besorgt und Übersetzungen der Verhaltensregeln in mehreren Sprachen erarbeitet.

&bdquo;Im Krisenstab haben wir beschlossen, dass Lautsprecherwagen bei einem Gebiet der Größe keinen Sinn machen. Die Feuerwehr hat uns gesagt, der Aufwand an Einsatzkräften steht in keinem Verhältnis zu den Menschen, die man erreicht“, sagte der Rathaus-Chef am Donnerstag gegenüber unserer Redaktion. Tolkemitt appelliert in dem Gespräch an alle Bürgerinnen und Bürger, sich die Warn-Apps aufs Handy zu laden.

Das sei der sicherste Weg, rechtzeitig informiert zu werden. Mit dem Krisenmanagement ist Tolkemitt jedenfalls zufrieden: &bdquo;Ich glaube nicht, dass es viele Städte gibt, in denen es in ähnlichen Fällen so schnell gegangen ist.“

Auch die Stadtwerke nahmen Stellung zu aufgeworfenen Fragen. Im Laufe des Dienstag weitete sich das betroffene Gebiet, in dem das Wasser nicht mehr unbedenklich aus dem Hahn getrunken werden kann, weiter aus. Von den Stadtwerken wurden schließlich Warnungen für Werl-Aspe (Knetterheide), Schötmar, Ehrsen-Breden, Retzen, Wülfer-Bexten, Holzhausen, Grastrup-Hölsen und Papenhausen ausgesprochen, in der ersten Warnung waren es weniger. Warum war das so?

&bdquo;Wir haben die Messergebnisse erst am späten Montagnachmittag erhalten und direkt die Außenkommunikation, nach Vorgaben vom Gesundheitsamt, in die Wege geleitet“, heißt es von dem kommunalen Versorger. Die Prämisse sei gewesen, schnellstmöglich viele Menschen zu erreichen. Nach einer Detailprüfung der genauen Abgrenzungen im Wassernetz habe man Anpassungen vorgenommen. Die jeweilige Wasserversorgung der Ortsteile ergebe sich durch das Wassernetz der Stadtwerke. Zu jedem Hochbehälter gebe es bestimmte Gebiete, die versorgt werden. Die betroffenen Gebiete werden von zwei Hochwasserbehältern versorgt, bei denen die kontaminierten Proben entnommen wurden. Insgesamt stehen in der Kurstadt sechs Hochbehälter mit einem Gesamtvolumen von 9.340.000 Litern.

Wie oft wird getestet? Wie oft wird das Leitungswasser generell getestet? Dazu heißt es von den Stadtwerken Bad Salzuflen: &bdquo;Die Kontrollen sind in der Trinkwasserverordnung geregelt und unterliegen der ständigen Kontrolle durch Überwachungsbehörden. Die Gesundheitsämter veranlassen die regelmäßigen Proben. Diese werden von unabhängigen Laboren (zum Beispiel &bdquo;hbicon“ in Bielefeld) auf verschiedenste Parameter geprüft.“

Die Frage nach der Häufigkeit der Probeentnahme lasse sich dagegen nicht pauschal beantworten. Das hänge mit verschiedenen Parametern wie der Größe der Trinkwasserbehälter und dem Mengendurchfluss zusammen.

Wie gefährlich sind die Bakterien überhaupt? Auch das eine Frage, die sich viele Menschen stellen. Bei der aktuellen Wasserprobe wurden so genannte Darmkeime nachgewiesen. Die Analysewerte lägen knapp über dem Grenzwert, der laut Trinkwasserverordnung bei &bdquo;Null“ liegen müsse, so die Stadtwerke. Die Bakterien können beispielsweise Durchfall und Darmerkrankungen verursachen. Die individuellen Folgen für einen Menschen müssten aber von einem Mediziner eingeschätzt werden.

Rückstände im Wasser Beim Kochen des Wassers haben einige Salzufler weiße Rückstände gefunden. Woher stammen diese? Fänden sich nach dem Abkochen entsprechende Ablagerungen in dem Wasser, handele es sich dabei um Kalk. &bdquo;Da Kalk im Grundwasser enthalten ist, ist die Bildung von Kalk in einem Wasserkocher (aber auch in Waschmaschinen oder Spülmaschinen) normal. Kalk ist für Menschen weder giftig noch gefährlich“, so die Stadtwerke.

Tierbesitzer müssen für ihre Vierbeiner das Wasser übrigens nicht unbedingt abkochen, so die Stadtwerke: &bdquo;Sie verfügen in der Regel über ein robustes Immunsystem – auch in freier Natur trinken Tiere Wasser, das keine Trinkwasserqualität hat.“ Die Verkeimung mache Tieren im Regelfall nichts aus. Auf der Homepage der Stadtwerke (www.stwbs.de) stehen weitere Informationen zur Verfügung. Der Versorger hofft weiterhin, dass weitere Proben Auskunft über die Ursache der Bakterienbelastung geben, bisher seien die Gründe unklar.

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