81-Jährige aus Bad Salzuflen warnt vor Betrug an Senioren

Bad Salzuflen. Hannelore Schmidt sitzt vor ihrem aufgeklappten Laptop. Die 81-Jährige surft im Netz, kommuniziert über WhatsApp. Kurz: Sie ist so ziemlich auf der Höhe der Zeit. Allerdings sei ihr das vor einigen Jahren zum Verhängnis geworden, wie sie berichtet. &bdquo;Ich möchte alte Leute warnen, vorsichtig zu sein“, sagt sie.

Eigentlich hat sie einen anderen Namen, um sie zu schützen, soll sie hier aber Hannelore Schmidt heißen. Wie viele andere ältere Menschen lebt sie allein. Sie ist gelernte Kauffrau, hat viele Jahre in verantwortlicher Position in einem Betrieb für Möbelfertigungsteile in Herford gearbeitet. &bdquo;Ich bin nicht ganz blöd“, sagt sie und lacht. Und dennoch: Vor ein paar Jahren erhielt sie einen Anruf auf ihr Festnetz. Ein Mann mit freundlicher Stimme bot ihr an, sie bei der Vermögensanlage zu unterstützen. Wie das alles genau zustande kam, kann Schmidt nicht mehr rekapitulieren. Der Mann war ihr sympathisch, schnell begannen sie, sich zu duzen. Dann tat sie etwas, was sie eigentlich nie tut: &bdquo;Ich habe ihm meine Handynummer gegeben.“

Ungezählte Nachrichten Es folgten ungezählte Nachrichten über WhatsApp, er schickte ihr Fotos – am Ende verlor sie Geld. Viel Geld. Insgesamt waren es 10.000 Euro, der Mann ist wohl über alle Berge. Der Name, den er ihr nannte, dürfte falsch sein, genauso wie die Adresse, die sie von ihm hatte. Und die Fotos, die angeblich ihn zeigen, sind vermutlich irgendwo aus dem Internet heruntergeladen.

Der Fall liegt nun bei der Staatsanwaltschaft, sagt Schmidt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Betrüger zur Rechenschaft gezogen wird und sie ihr Geld wiedersieht: gering.

Längst hat sie für sich analysiert, wie es so weit kommen konnte. Rückblickend sei die Masche klar und ziele konkret auf Senioren. &bdquo;Ein altes Mütterchen freut sich, wenn es mal eine nette Stimme hört. Man ist einsam und kann sich mal ein bisschen unterhalten“, sagt Schmidt. Auch wenn sie selbst eigentlich gar nicht so richtig in das Muster passe. Sie habe viele soziale Kontakte, gehe regelmäßig zum Sport, nehme am Leben teil – und dennoch ist sie auf den Betrug hereingefallen.

Die Lehren daraus hat sie gezogen. Nicht nur, dass sie die Kamera von ihrem Laptop abgeklebt hat, damit Kriminelle sich keinen Zugriff darauf verschaffen können. &bdquo;Wenn ich jetzt Anrufe bekomme, werden meine Ohren ganz spitz“, sagt sie. Und Anrufe bekommt sie viele. &bdquo;In letzter Zeit waren es bis zu zwei in der Woche.“

Abos kündigen Da gehe es dann beispielsweise um Lottospiel-Abos, die sie angeblich abgeschlossen und vergessen habe zu kündigen. Ein Mann – wieder mit freundlicher Stimme – habe ihr angeboten, das Abo zu einem Vorzugspreis bis zum nächstmöglichen Kündigungstermin weiterzuführen. Man brauche nur noch mal ihre Bankverbindung. Doch die Sache ist: &bdquo;Ich habe nie im Leben ein Lotto-Abo abgeschlossen.“

Auch am Telefon wurden ihr Geschäfte mit Kryptowährung angeboten. Sie muss lachen, als sie das erzählt.

In der Tat werden Betrüger immer einfallsreicher, das Internet bietet ihnen viele Möglichkeiten, sagt Nina Ehm, Pressesprecherin der Polizei Lippe. &bdquo;Die Fälle, bei denen Senioren die Opfer sind, nehmen kontinuierlich zu.“ Die Täter spielten häufig mit der Unsicherheit und Angst ihrer Opfer. &bdquo;Sie dringen teilweise in sehr persönliche Lebensbereiche ein“, so Ehm.

Schmuck und Bargeld Die Betrüger geben sich als Polizeibeamte, als Mitarbeiter von Stromanbietern, als Beschäftigte von Microsoft, als Bankangestellte oder als Enkel aus. Sie versprechen finanzielle Gewinne oder erfinden abenteuerliche Geschichten, um die Menschen dazu zu bringen, ihnen Schmuck und Bargeld auszuhändigen. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. &bdquo;Hinzu kommen noch die neuen Möglichkeiten durch Künstliche Intelligenz“, sagt Ehm. Diese mache es noch einfacher, Stimmen und Bilder zu manipulieren.

Die Botschaft der Polizei: Auflegen und im Zweifel immer den Notruf wählen. &bdquo;Verdächtige Anrufe oder Besuche an der Haustür können auch angezeigt werden, wenn kein Schaden entstanden ist“, betont Ehm. Und Hannelore Schmidt sagt: &bdquo;Ich sehe nicht ein, dass wir Älteren immer die Dummen sind.“

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