Schützen Schötmar: Das sagt die neue Königin über Vorbildsein, Heimat und Zusammenhalt

Bad Salzuflen-Schötmar. Janina Balk ist die erste Frau, die den Titel des Schützenkönigs der Schützengesellschaft Schötmar führt. Am vergangenen Wochenende ist sie als 56. Amtsträgerin inthronisiert worden. Was der Titel für die 33-Jährige bedeutet und ob sie sich als Vorbild für Mädchen und junge Frauen sieht, hat sie uns im Interview erzählt.

Herzlichen Glückwunsch zur Schützenkönigin! Was bedeutet Ihnen dieser Titel persönlich – gerade auch als Frau in einer oft männerdominierten Tradition?

Janina Balk: Der Titel ist für mich nicht in erster Linie besonders, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich in der dritten Generation in meiner Familie Schützenkönig bin. Mein Großvater war von 1989 bis 1991 König und mein Vater von 1997 bis 1999.

Dennoch ist das Schützenwesen vielerorts eine Männerdomäne.

Janina Balk: Ja, das stimmt. Allerdings wird bei uns seit circa 30 Jahren kein Unterschied mehr zwischen Frauen und Männern gemacht. Frauen tragen ganz selbstverständlich die Uniform. Mit sechs Jahren bin ich Mitglied im Schützenverein geworden. Da ich ein Einzelkind bin, hat mein Vater mich schon als Kind immer mitgenommen, es gab keinen Jungen – er hatte keine Wahl (lacht).

Sie engagieren sich seit Jahren in der Schützengesellschaft leidenschaftlich in der Jugendarbeit. Wie haben die Jugendlichen im Verein darauf reagiert, dass sie Schützenkönigin geworden sind?

Janina Balk: Die haben gejubelt und geschrien. Da muss ich sagen, das hat mich wirklich ganz persönlich berührt und glücklich gemacht und zeigt ja auch, dass wir als Team mit unserer Jugendarbeit auf dem richtigen Weg sind.

Sehen Sie sich als Vorbild für Mädchen, Schützenkönigin zu werden?

Janina Balk: Wenn das so sein sollte, freut mich das natürlich ganz doll. Für mich ist das, wie gesagt, gar nicht so besonders, weil ich in dem Wissen aufgewachsen bin, dass ich das werden kann, wenn ich will. Das hat mein Vater mir immer vermittelt.

Sie setzen sich stark dafür ein, das Image der Schützenvereine zu modernisieren. Gibt es noch viele Klischees über die Schützen?

Janina Balk: Auf der Arbeit werde ich schon noch etwas ungläubig angeschaut, wenn meine Kolleginnen und Kollegen zum ersten Mal hören, dass ich im Schützenverein bin. Nach dem Motto: &bdquo;Was? Du bist im Schützenverein? Warum?“

Ja, warum denn?

Janina Balk: Es geht um Tradition, aber auch um ganz viel mehr. Es geht um ein Heimatgefühl. Das hat sich jetzt mit dem Gewinn des Titels der Schützenkönigin noch mal verstärkt. Natürlich hatte ich auch damit gerechnet, dass einige Menschen vielleicht Vorbehalte gegen eine Frau auf dem Thron haben. Aber das war gar nicht so – null. Es haben sich alle, die mich zum Teil kennen, seitdem ich ein Kind bin, für mich gefreut.

Gibt es noch mehr Gründe?

Janina Balk: Klar. Es geht auch um Zusammenhalt: Im Schützenverein sind Jung und Alt, Reich und Arm – um es mal ganz vereinfacht zu sagen. Ich treffe dort Menschen, denen ich wahrscheinlich als 33-jährige Frau und Lehrerin sonst nie begegnet wäre und die ich nie kennengelernt hätte. Wir alle leben ja sonst in einer Blase, in der wir es vor allem mit Menschen zu tun haben, die uns ähnlich sind.

Sie haben kürzlich moderne Technik wie die Red-Dot-Anlage für Jugendliche eingeführt, auf der mit Licht geschossen wird. Gibt es weitere Neuerungen, die Sie einführen wollen?

Janina Balk: Was das betrifft, ist der Verein auf dem aktuellen Stand – für die Kinder Red Dot, für die Erwachsenen haben wir die Schießanlage digitalisiert. Viel besser geht es nicht. Für die Jugendarbeit haben wir uns vorgenommen, dass der Übergang von Jugendlichen in die Erwachsenenabteilung fließender wird, damit wir die Jugendlichen auch als junge Erwachsene – wo man vielleicht auch erst mal andere Interessen hat – trotzdem im Verein halten. Dazu gehört, dass Jugendliche und Erwachsene sich früh kennenlernen und es kein harter Übergang ist, wenn Jugendliche auf einmal mit Erwachsenen trainieren, die sie kaum kennen. Damit haben wir schon angefangen, indem wir die Schießzeiten so gelegt haben, dass sich Erwachsene und Jugendliche da schon begegnen.

Sind Sie mit der Zahl der Kinder und Jugendlichen zufrieden, die im Verein aktiv sind?

Janina Balk: Wir haben etwa 20 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 18 Jahren, die aktiv sind. Das finde ich eine recht beachtliche Zahl für einen Verein mit 230 Mitgliedern insgesamt, von denen etwa ein Drittel wirklich aktiv ist. Aber klar, wir wollen die Social-Media-Aktivitäten noch ausbauen und damit im Alltag der Jugendlichen – auch beispielsweise auf Instagram – präsent sein.

Ist es schwer für Sie, Beruf und das Amt als Schützenkönigin unter einen Hut zu bekommen?

Janina Balk: In den Sommermonaten, wenn die ganzen Traditionsveranstaltungen der befreundeten Vereine sind, ist es schon viel. Damit kann mein Hund ein Lied singen, der muss dann zu meinen Eltern (lacht). Aber zum Herbst geht es dann schon wieder.

Persönlich: Janina Balk ist in Bad Salzuflen aufgewachsen und in eine Schützenfamilie hineingeboren. Bereits mit sechs Jahren wurde sie Mitglied der Schützengesellschaft Schötmar von 1732. Seit 2019 ist die heute 33-Jährige dort als Jugendwartin für die Nachwuchsarbeit zuständig. Balk studierte in Osnabrück auf Lehramt und unterrichtet heute an einer Gesamtschule in Bielefeld Erdkunde und Spanisch. Reisen während ihres Studiums führten sie unter anderem nach Äthiopien und Malawi.

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