Bad Salzuflen/Millau. Wenn in diesem Jahr das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Millau und Bad Salzuflen gefeiert wird, ist es auch für zwei Frauen ein ganz besonderes Jahr: Aurélie Eson und Melanie Döblitz verdanken dieser Verbindung nicht nur ihre gemeinsame Sprache, sondern auch eine außergewöhnliche Freundschaft, die vor genau 25 Jahren begann – und bis heute anhält.
Kennengelernt haben sich die beiden im Jahr 2000 an der Jeanne-d’Arc-Schule in Millau, wo sie gemeinsam ihr Abitur ablegten. Doch schon im Jahr zuvor war Melanie Döblitz durch die Unterstützung von Friedrich-Wilhelm Schulte vom Förderverein Bad Salzuflen-Millau erstmals in die südfranzösische Stadt gereist.
Zunächst für drei Wochen lebte sie dort bei einer Gastfamilie – bei Laurence und Mehmet Efendioglu, die damals eine Buchhandlung gegenüber der Markthalle betrieben. Aus dem kurzen Aufenthalt wurde ein längerer: Melanie blieb als eine Art Au-pair-Mädchen bei der Familie und betreute den kleinen Sohn Sinan. Ein Schulplatz wurde ihr von Englischlehrer Pierre Costecalde vermittelt, sodass sie schließlich im September 2000 erneut nach Millau zurückkehrte, um dort ein weiteres Schuljahr zu absolvieren, wie sie berichtet.
Es funkte sofort
In dieser Zeit begegneten sich Aurélie und Melanie – und es funkte sofort. Aus einer Begegnung wurde eine Freundschaft, die auch nach einem Vierteljahrhundert lebendig geblieben ist. Inzwischen sind beide tief mit dem jeweils anderen Land verbunden: Aurélie Eson arbeitet als Deutschlehrerin am Lycée Jean Vigo und an der Gesamtschule Jean Jaurès in Saint-Affrique. Dort organisiert sie mit großem Einsatz regelmäßige Schüleraustausche mit dem Rudolph-Brandes-Gymnasium und der Gesamtschule Aspe in Bad Salzuflen.
Melanie Döblitz lebt mit ihrer Familie in Bad Salzuflen, empfängt Aurélie regelmäßig zu Besuch – und hat ihre Freundin längst als Teil der Familie aufgenommen. Die enge Verbundenheit zeigt sich auch daran, dass Melanie Patentante von Aurélies Tochter Soline wurde – trotz unterschiedlicher Konfessionen. Auch die Kinder beider Familien setzen die deutsch-französische Freundschaft fort: Sie lernen die Sprache der jeweils anderen Seite und begegnen sich regelmäßig.
Ein aktuelles Beispiel: Melanies Tochter Lena, 15 Jahre alt, bestand kürzlich das DELF-Sprachzertifikat A2 und durfte auf Einladung von Aurélie zwei Wochen in Millau verbringen. Dabei begleitete sie ihre Gastgeberin nicht nur im Schulalltag, sondern durfte sogar bei einer standesamtlichen Trauung im Rathaus dabei sein – Aurélie Eson ist dort stellvertretende Bürgermeisterin. Auch private Kontakte kamen nicht zu kurz: Zwei Schülerinnen aus Aurélies Klasse betreuten Lena während ihres Aufenthalts.
Austausch
Derzeit ist Aurélie mit ihren Kindern zu Besuch in Bad Salzuflen. Eine Woche verbringen sie bei Melanie – Zeit für Gespräche, Erinnerungen und neue Pläne. Auch der Austausch mit lokalen Ansprechpartnerinnen wie Janina Schiewer vom Rudolph-Brandes-Gymnasium oder Michaela Gelke von der Gesamtschule Aspe gehört dazu.
Im Oktober wird Aurélie erneut in Bad Salzuflen erwartet – diesmal im Rahmen der offiziellen Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft, gemeinsam mit der Bürgermeisterin von Millau, Emmanuelle Gazel. Und schon im Dezember geht es weiter mit dem nächsten Schüleraustausch zwischen dem RBG und dem Lycée Jean Vigo.Für Melanie Döblitz und Aurélie Eson ist das Jubiläumsjahr 2025 daher doppelt bedeutsam – als Zeichen für die Bedeutung gelebter Städtepartnerschaft und für eine Freundschaft, die längst zur Familie geworden ist. „Wir sind Schwestern des Herzens“, sagen beide – und meinen es genauso.