„Scheiß Deutsche“: Rentner aus Bad Salzuflen brutal verprügelt

Bad Salzuflen. Die Platzwunden sind mehr oder weniger verheilt, die blauen Flecken am Oberarm abgeschwollen. Was bleibt, ist ein Gefühl der Ohnmacht. Eigentlich war es ein geselliger Abend, den Dieter Beinhorn am 8. August in der Innenstadt verbringen wollte.

Das endete abrupt als der 65-jährige Rentner am frühen Morgen des 9. August, einem Samstag, aus der &bdquo;Kleinen Kneipe“ mit zwei weiteren Kneipengästen Richtung &bdquo;Muckefuck“ ging, um sich von dort aus ein Taxi nach Hause zu nehmen. &bdquo;Vor einem Geschäft an der Steege stand eine Gruppe von fünf Jugendlichen“, erinnert sich Beinhorn.

Aus der Gruppe heraus seien sie zunächst als &bdquo;Scheiß Deutsche“ beschimpft worden, dann seien Steine auf ihn und seine beiden Begleiter - eine Frau und ein Mann in ihren 50ern - geflogen. &bdquo;Sie haben auf uns gezielt, auch wenn sie nicht getroffen haben“, ist sich Beinhorn sicher, der in Bad Salzuflen geboren ist und bis heute lebt.

Er könne sich nicht erklären, was die Jugendlichen, die er auf ein Alter zwischen 15 und 20 Jahren schätzt, angetrieben hat, außer die pure Lust auf Aggression. &bdquo;Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand von uns auf ihre Beschimpfungen reagiert hätte, wenn habe ich so etwas gesagt wie ,beruhigt Euch’“, berichtet er.

Erst die Frau geschlagen Dennoch seien einige der Jugendlichen hinter ihnen hergelaufen, um sie an der Ecke Am Markt/Wenkenstraße anzugreifen. Zunächst haben sie seiner Erinnerung nach die Frau geschlagen oder getreten, sodass sie zu Boden gegangen sei. Er habe dann versucht, sich so zu positionieren, dass sie von der Frau ablassen.

Dabei sei er vollkommen passiv geblieben, habe weiter versucht, verbal zu schlichten. Ein Video auf seinem Handy, das von einem der Häuser aus der Nachbarschaft heraus aufgenommen und ihm zugeschickt wurde, zeigt, dass die Angreifer trotz eines sehr ruhig und deeskalierend wirkenden Beinhorns weiter zuschlugen, nicht nur mit den Fäusten. &bdquo;Einer hat mich mit einem Tritt an den Kopf an der Augenbraue verletzt“, sagt Beinhorn.

Dann sei er gestürzt, dadurch habe er sich den Kopf aufgeschlagen. &bdquo;Außerdem habe ich blaue Flecke auf dem linken Oberarm, weil ich versucht habe, mich gegen weitere Schläge zu schützen“, sagt Beinhorn. Vor allem habe er Angst gehabt, dass er einen Schlag oder Tritt gegen sein Herz bekommt, für das er einen Schrittmacher trägt. &bdquo;Ich hatte natürlich die Befürchtung, dass der beschädigt wird“, berichtet er.

Der weitere Mann aus seiner Gruppe habe Glück gehabt und nicht so viel abbekommen. Der Vorfall habe insgesamt wohl nur wenige Augenblicke gedauert.

Türsteher hilft Was Beinhorn im Nachhinein auch schockiert: Der Fahrer eines in der unmittelbaren Nähe parkenden Taxis habe nichts unternommen. &bdquo;Soweit ich weiß, hat er nicht mal die Polizei gerufen.“ Erst als ein Türsteher aus dem &bdquo;Muckefuck“ angelaufen gekommen sei, hätten die Jugendlichen die Flucht ergriffen. Auch ein Gast aus dem &bdquo;Muckefuck“ oder zufällig vorbeikommender Passant sei zur Hilfe geeilt. &bdquo;Ich weiß nicht, was sonst passiert wäre“, sagt Beinhorn.

Wenn er zehn Jahre jünger gewesen wäre, hätte er sich vielleicht noch wehren können, berichtet er. Aber mittlerweile habe er Schwierigkeiten, seine Arme über den Kopf zu heben. Aufgrund eines blutverdünnenden Mittels, dass er nimmt, habe er nach dem Angriff wild ausgesehen, da die Blutungen noch verstärkt worden seien. &bdquo;Überall war Blut, mein ganzes Oberteil war voll“, sagt er.

Die Polizei sei ziemlich schnell vor Ort gewesen, zu spät allerdings, um die Täter zu stellen. Die Beamten hätten darauf bestanden, dass ein Krankenwagen kommt und Beinhorn untersucht wird. &bdquo;Ich sah ja noch schlimmer aus, als es war“, sagt er.

Nicht der einzige Vorfall Ein Polizist habe ihm auch berichtet, dass es nicht der einzige Vorfall in der Nacht war. Der Polizeibericht von dem Wochenende vermeldet zwei weiteren Körperverletzungen.

Auf Nachfrage unserer Redaktion heißt es von der Polizei, Tatverdächtige des Angriffs auf Beinhorn seien identifiziert. Aufgrund der laufenden Ermittlungen wollen die Ermittler keine weiteren Angaben machen.

Etwas erstaunt ist Beinhorn, dass die Polizei in einem ersten Bericht unserer Zeitung von einem bemerkenswerten Vorfall spricht, der auch sicher mit dem schönen Wetter und den vielen Menschen in der Stadt zu tun gehabt habe. Die Dichte an Vorfällen sei eine Ausnahme. Das möge zwar sein, so Beinhorn. Allerdings: &bdquo;Angepöbelt wird man öfters, ich kenne viele Leute, die abends oder nachts nicht mehr zu Fuß durch die Innenstadt laufen wollen.“

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