Die gefährlichste Autobahn-Raststätte in NRW liegt bei Herford an der A2

Kreis Herford. Der ADAC hat bei einer bundesweiten Untersuchung zu Lkw-Falschparkern die Rastanlage &bdquo;Lipperland Nord“ an der A2 als besonders kritischen Standort eingestuft. Unter den 21 überprüften Anlagen in Nordrhein-Westfalen verzeichnete sie mit 63 gleichzeitigen Parkverstößen den höchsten Wert – ein Beispiel für die angespannte Lage auf den Autobahnen des Landes, so der Automobil-Club in einer Pressemitteilung.

Für die Erhebung wurden 100 Rastplätze entlang wichtiger Schwerlaststrecken analysiert, 21 davon in NRW. Zu den Messzeiten 22 Uhr, 23 Uhr und 0 Uhr registrierte der ADAC bundesweit auf fast jeder zweiten Anlage hochriskante Falschparker, etwa in Ein- und Ausfahrten oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Auf 85 Prozent der Rastplätze standen Lkw zudem im absoluten Halteverbot oder auf nicht freigegebenen Flächen.

&bdquo;Für uns ist das mittlerweile normal“, sagt eine Mitarbeiterin der Serways-Filiale an der Lipperland-Raststätte. &bdquo;Wo sollen sie denn auch hin? Wir können sie ja nicht wegjagen, das liegt auch nicht in unserer Verantwortung.“ Bereits ab dem frühen Abend sei der Parkplatz, der mehr als 100 Stellplätze zählt, regelmäßig überfüllt. Montags sei die Lage noch entspannt, an allen anderen Tagen herrsche Ausnahmezustand.

Mitarbeiterin fordert mehr Raststätten entlang der A2 &bdquo;Es wird immer mehr“, sagt die Mitarbeiterin im Gespräch. &bdquo;Die Fahrer tun einem einfach nur noch leid, sie haben kein einfaches Leben.“ Die Mitarbeiterin fordert mehr Raststätten entlang der Autobahnen, am besten alle 10 Kilometer – vor allem an der A2, die als Transitstrecke der Großstädte gilt. &bdquo;Jeder möchte sein Paket so schnell wie möglich und pünktlich haben. Was das für die Menschen bedeutet, darüber denken nur wenigsten nach.“

Mindestens doppelt so viele Parkplätze wie aktuell seien nötig, um die angespannte Lage zu entschärfen. 2013 wurde die Raststätte &bdquo;Lipperland Nord“ in Betrieb genommen. &bdquo;Im Prinzip gibt es seitdem diese Probleme“, so die Serways-Mitarbeiterin.

In NRW zählten die Tester des ADAC im Durchschnitt 518 gleichzeitige Parkverstöße, davon 46 schwere. Auf 14 der 21 NRW-Anlagen wurden schwerwiegende Fälle dokumentiert, darunter illegal abgestellte Lastwagen in Ein- und Ausfahrten oder auf dem Seitenstreifen. Auch Autoparkplätze werden blockiert, ebenso Bürgersteige. Das zeigt sich auch an der Herforder Raststätte.

Überschreitung der Lenkzeiten: Strafen für Lkw-Fahrer drohen &bdquo;Teilweise ab 16 Uhr finde ich hier keinen Parkplatz mehr“, sagt ein Lkw-Fahrer, der, so sagt er, glücklicherweise häufig bei seinen Kunden parken kann. &bdquo;Aber irgendwo müssen meine Kollegen parken, die diese Möglichkeit nicht haben. Sonst drohen ihnen hohe Strafen.“

Ein weiterer Lkw-Fahrer erklärt. &bdquo;Ich bekomme 15 Minuten, bevor ich meine Lenkzeit überschreite, eine Info, dass ich jetzt Pause machen muss. Die Zeit brauche ich auch, um überhaupt einen Platz zu finden. Wenn ich meine Lenkzeit überschreite und erwischt werde, wird es teuer.“

Die Bußgelder müssen die Fahrer selbst bezahlen. Wer seine Lenkzeit von maximal einer Stunde überschreitet und erwischt wird, muss ein Bußgeld in Höhe von 30 Euro zahlen. Wenn ein Fahrer die zulässige Lenkzeit um bis zu zwei Stunden überschreitet, wird für jede angefangene weitere halbe Stunde ein Bußgeld von 30 Euro fällig. Der Unternehmer muss in diesem Fall zudem 90 Euro zahlen.

Übersteigt die Überschreitung die Zwei-Stunden-Marke, erhöht sich das Bußgeld weiter: Der Fahrer hat dann 60 Euro pro begonnener halber Stunde zu entrichten, während für den Unternehmer 180 Euro anfallen. Ähnliches gilt für das Nicht-Einhalten von Ruhezeiten und Pausen.

Regelmäßig Unfälle an der Raststätte &bdquo;Lipperland Nord“ Ein weiterer Lkw-Fahrer, mit dem die Redaktion vor Ort sprechen konnte, keiner wollte mit seinem Namen öffentlich genannt werden, berichtet, dass es an der Raststätte &bdquo;Lipperland Nord“ regelmäßig zu kleineren Unfällen komme. &bdquo;Da werden Spiegel abgefahren oder auch mal ein Mülleimer umgenietet“, sagt er.

&bdquo;Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt nicht an mangelnder Rücksicht, sondern ist oft Ausdruck purer Verzweiflung“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Trotz zusätzlicher Stellplätze, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, sieht der ADAC ein massives Defizit.

Die Fahrer seien verpflichtet, ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einzuhalten, und hätten häufig keine legale Ausweichmöglichkeit. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen fehlten 2023 nachts bundesweit rund 20.000 Lkw-Stellplätze, davon 3.600 in NRW.

Autobahnpolizei Bielefeld kontrolliert Rastplätze rund um die Uhr Klar ist aber auch: Offizielle Beschwerden über Parkverstöße gibt es nur selten. &bdquo;Sie tendieren gegen null“, so Polizeisprecher Michael Kötter auf Nachfrage. Streifenteams würden rund um die Uhr alle Rast- und Parkplätze in der Region auf mögliche Gefahren kontrollieren. &bdquo;J edoch kann dies nicht lückenlos erfolgen.“ Vor allem in den Abendstunden werde häufiger kontrolliert.

Bei vorliegenden Gefahrenlagen werde dann jeder verantwortliche Lkw-Fahrer aufgefordert, den unzulässigen Abstellort sofort zu räumen. &bdquo;Derartige Verstöße werden grundsätzlich nicht geduldet“, stellt die Polizei klar.

Insgesamt könne im Zuständigkeitsbereich der Autobahnpolizei Bielefeld aber keine erkennbare Verschlechterung der Zustände festgestellt werden. &bdquo;Dazu trägt maßgeblich bei, dass im vornehmlich ländlichen Bereich OWL – anders als zum Beispiel im Ruhrgebiet oder anderen Ballungszentren – im Nahbereich nahezu jeder Anschlussstelle Parkmöglichkeiten für Lkw vorhanden sind, sei es in Industriegebieten oder anderen großflächigen Abstellflächen“, so Kötter.

Mehr Stellplätze nötig für sicherere Autobahnen in NRW Schon bei der letzten Untersuchung im Jahr 2022 war der ADAC zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. &bdquo;Natürlich lässt sich der Stellplatzmangel nicht von heute auf morgen beheben. Aber das Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt. Die Politik ist zu spät aufgewacht“, sagt Suthold.

Die aktuellen Zahlen bestätigen aus Sicht des Automobil-Clubs den anhaltenden Handlungsdruck: Ohne spürbaren Kapazitätsausbau und eine bessere Steuerung des Parkraums werden riskante Ausweichmanöver und Verstöße auf Rastanlagen ein dauerhaftes Sicherheitsproblem bleiben.

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