
Bad Salzuflen-Wüsten (kk). "Man gewöhnt sich dran", sagt Hartmut Sievert und meint das neue Haus. Alles schön, alles bequem, doch nicht zu vergleichen mit dem alten Wohnhaus, das 1991 in Flammen aufging.
Am 13. August war es, mitten in der Ernte, als der Rauch am Himmel stand. Ein Motorschaden, ein Funke, der übersprang? Der strohgefüllte Kuhstall brannte lichterloh, schnell griffen die Flammen auf das angrenzende Wohnhaus über. Auch die Feuerwehr konnte nur noch wenig retten. Das Haus brannte zu 70 Prozent ab, vom Kuhstall blieb kaum etwas übrig. "Eine Katastrophe", sagt der 65-Jährige und ist froh, mitsamt der Familie alles gut überstanden zu haben.
Das alte Bruchsteinhaus war groß, hatte gut 500 Quadratmeter. "Wenn man raustrat, dann kamen erst einmal 20 Meter Deele", sagt der Bauer. Alles unpraktisch, nicht mehr zeitgemäß und doch: Ein wenig sehnt er sich die alten Zeiten zurück. Zwei Jahre sollte es dauern, bis das neue Wohnhaus stand. Zwei Jahre, die sich die Sieverts auf die Wüstener Nachbarschaft verlassen konnten und auf Gut Steinbeck und bei einer Nachbarin Unterschlupf fanden.
Wer heute über den langen Feldweg auf den Hof zufährt, wird rechts an der Hofeinfahrt gleich vom hellen Wohnhaus empfangen. Mittlerweile wohnen die Sieverts auf komfortablen 300 Quadratmetern, unten Hartmut Sievert und Ehefrau Lore, oben hat die Mutter eine Einliegerwohnung und auch der Sohn und zwei Auszubildende leben im Haus.
Hartmut Sievert führt quer über den weiten Hof zur alten Fassade mit der Holztür im großen Rundbogen. Drinnen sind mittlerweile die Jungrinder eingezogen. An der Seite zeugt eine Inschrift auf der Steinplatte über der alten Tür von den Ursprungszeiten: "Mit Gottes Hülfe wurde dieses Haus erbauet von B.H.Deppe und H.P. Deppe geb. Brinkmeier aus Grastrup". 1750 war das, und über sieben Generationen lebte die Familie Deppe in Hellerhausen, bevor das Anwesen 1932 in den Besitz der Sieverts überging. Einer von vier Höfen, die ursprünglich im abgeschiedenen Hellerhausen wie die Kleeblätter beieinanderlagen. Lebten von den Betrieben vor 25 Jahren 21 Familien, so bestreiten heute nur noch die Sieverts und eine Familie im Nebenerwerb ihren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft. 1973 übernahm Hartmut Sievert den Hof und hat zu den ursprünglich 30 Hektar über die Jahre kräftig dazu gepachtet. Zuckerrüben, Getreide, Raps und Silomais bauen Hartmut Sievert und sein Sohn an. Dazu kommen Milchkühe und Schweinemast.
Mit 65 Jahren übergab der Vater den Hof an Hartmut Sievert, und der hat ihn jetzt an die nächste Generation abgetreten. Künftig hat Sohn Torsten auf dem Hof das Sagen - für Hartmut Sievert kein Problem: "Und wenn er mehr Platz braucht, dann ziehen wir um in die Leibzucht (eine der beiden Wohnungen im Zweifamilienhaus auf dem Hofgelände).
Hauptsache es bleibt Hellerhausen."