
Von Heidi Stork
In der Landwirtschaft trifft modernste Technik auf alte Traditionen. Viele Betriebe sind im Umbruch, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wie attraktiv ist der Beruf des Landwirts für junge Menschen?
Bad Salzuflen. "Schon als Kind haben mich die großen Landmaschinen fasziniert", begründet der 19-jährigen Steven Lehmann seinen Wunsch, Landwirt zu werden. Dem 18-jährigen Benedikt Puschmann ging es ähnlich. Beide sind im zweiten Ausbildungsjahr auf dem Betrieb Meyer zu Hölsen und haben keinen landwirtschaftlichen Hintergrund.
Derweil Benedikt nach Ende der Ausbildungszeit weiter die Schulbank der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford drücken möchte, will Steven als landwirtschaftlicher Gehilfe sein Geld verdienen. Sie haben gute Chancen, ihre gesteckten Ziele zu erreichen. "Die Betriebe werden immer größer - der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern wächst stetig", erklärt Kreislandwirt Dr. Friedrich Oberkrome-Tasche den Strukturwandel in der Landwirtschaft. Der Beruf des landwirtschaftlichen Gehilfen setze eine intensive Ausbildung von drei Jahren, möglichst auf drei verschiedenen Betrieben voraus. Neben dem Umgang mit Nutztieren lerne der Auszubildende, Pflanzenschutzmittel einzusetzen und landwirtschaftliche Maschinen kennen. Der Schulabschluss des Bewerbers spiele bei dem Vorstellungsgespräch eine eher untergeordnete Rolle. "Viel wichtiger ist, dass die Chemie stimmt", sagt Torsten Sievert aus Wüsten-Hellerhausen, für den außerdem die Freude am Beruf und eine schnelle Auffassungsgabe wichtige Einstellungskriterien sind.
Auf seinem Betrieb mit 75 Kühen, 950 Mastschweinen und etwa 200 Hektar Acker, sowie 15 Hektar Grünland gibt es viel Arbeit. "Um fünf Uhr morgens beginnt der Arbeitstag. Darum wohnen unsere Lehrlinge generell hier auf dem Hof, sozusagen mit Familienanschluss", beschreibt er die Ausbildungsbedingungen.
Das Interesse an landwirtschaftlichen Berufen habe in den vergangenen Jahren zugenommen, so Ausbildungsberater Antonius Vonnahme von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Etwa 40 Prozent der lippischen Auszubildenden hätten keinen elterlichen Betrieb im Hintergrund. Nach der Gehilfenprüfung würden Dreiviertel der Prüflinge weiter die Schule besuchen. Nach einem Jahr Berufspraxis und weiteren zwei Schuljahren an der Fachschule für Agrarwirtschaft in Herford seien sie staatlich geprüfte Agrarbetriebswirte mit Ausbildereignung. Aber auch für landwirtschaftliche Gehilfen gebe es in Zukunft genug Arbeit, prognostiziert Dr. Oberkrome-Tasche: "Betriebsleiter brauchen zuverlässige kompetente Kräfte, die ihnen zuarbeiten".