
Bad Salzuflen-Schötmar. Durch den sogenannten Pferdefleisch-Skandal sind die Equiden derzeit in aller Munde. Aber leider nicht in allen Bäuchen - mag sich Dietrich Winkler denken. Er ist Lippes einziger Ross-Schlachter. Seit 1993 betreibt der 65-Jährige zusammen mit seiner Frau Karin den Betrieb in Schötmar.
Die aktuellen Berichte rund um falsch deklarierte Tiefkühlprodukte aus dem Ausland - hier war heimlich Pferdefleisch in Rindware gemischt worden - sieht er mit gemischten Gefühlen. Da wäre zum einen die Wut über internationale Geschäftemacher, die Tiere und Fleischprodukte zu Ramschpreisen durch halb Europa schicken. Und natürlich der Ärger, dass Lebensmittel falsch gekennzeichnet worden sind.

Auf der anderen Seite steht für ihn fest: Pferdefleisch wäre für jedes Produkt ein Gewinn. Doch leider sei die Akzeptanz bei vielen Menschen sehr niedrig. "Geschmack 100 Prozent; gesund 100 Prozent. Aber Pferdefleisch ist eine Kopfsache. Will ich, oder will ich nicht?", sagt Dietrich Winkler. Obwohl die Reit- und Arbeitstiere in Deutschland ohne Wenn und Aber geschlachtet und verarbeitet werden dürften, sei Pferdefleisch für viele Menschen ein Tabu. Auf der anderen Seite habe er durch die aktuellen Medienberichte auch Kunden auf den Wochenmärkten gewonnen: "Die Menschen sind dadurch vielleicht neugierig geworden."
Die emotionale Spannbreite im Umgang mit dem eher exotischen Produkt sei groß. Karin Winkler berichtet über zwei Frauen, die einst in Reitkleidung im Schötmaraner Laden nach Pferdefleisch verlangten. Aber auch von Müttern, die auf den Wochenmärkten die Fragen ihrer Kinder nach Pferdefleisch mit einem "Iihh" quittierten. Dietrich Winkler fällt eine andere Anekdote ein: "Viele Hunde mit einer Lebensmittelallergie bekommen Pferdefleisch, weil es so nahrhaft und rein ist. Aber die Besitzer probieren nicht mal eine Scheibe Wurst", kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Dabei wäre die Auswahl groß. Fleischwurst mit und ohne Knoblauch, Heißwürstchen, Salami, Frikadellen, Rouladen, Gulasch und Braten umfasst die Produktpalette. Das Rohmaterial bezieht er nach eigenen Angaben von einer Schlachterei aus dem Ruhrpott, wo Pferdefleisch noch einen höheren Stellenwert habe. In Schötmar selbst hat seit Jahrzehnten kein Equide mehr sein Leben für die Wurst gelassen. Wichtig ist ihm, dass er sich auf den Schlachtbetrieb verlassen könne. "Wie bei anderen Arten dürfen die Tiere vorher nicht leiden oder durch lange Transporte gequält werden."
Gesundes Fleisch
Momentan liegt der Preis für Pferdefleisch nach Angaben von Dietrich Winkler auf dem gleichen Niveau wie Rindprodukte. Es sei zudem das fettärmste Fleisch und könne unter anderem mit vielen Vitaminen sowie Eisen und Zink punkten. Auch der Einsatz von Antibiotika oder anderen Medikamenten sei nicht zu befürchten.