Der verletzte Rotmilan zieht wieder seine Kreise im Uhlental

Barntrup-Sonneborn . Drei Menschen richten die Augen gen Himmel, als &bdquo;V8" sich in die Lüfte schwingt und majestätisch seine Kreise über das Uhlental zieht. Seit Freitag ist der junge Rotmilan zurück in seinem alten Revier – leider ohne seine Partnerin. Anwohnerin Belinda de Leeuw hatte beide Greifvögel im März verletzt in einem Brombeergebüsch nahe am Haus gefunden.

Jörg Westphal von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises hatte die Tiere zur Adlerwarte Berlebeck gebracht. Das Weibchen starb einen Tag nach Aufnahme in der Krankenstation. Das etwa vier Jahre alte Männchen aber, das mit einem Vogelwartenring und der Flügelmarke &bdquo;V8" versehen wurde, wurde wieder gesund und erhielt seine Freiheit zurück.

&bdquo;Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich", sagt Westphal, während er zusammen mit Falkner Benjamin Aschmann, dem stellvertretenden Leiter der Adlerwarte Berlebeck, beobachtet, wie &bdquo;V8" seine Kreise zieht, um sich nach zwei Monaten Krankenstation in seinem alten Revier zu orientieren. Am 12. März hatte Westphal nach dem Anruf der Anwohnerin die beiden Vögel aus ihrer misslichen Lage befreit.

Der verletzte Milan schrie leise &bdquo;Sie waren entkräftet und so ineinander verwoben, dass sie aussahen wie ein Knäuel aus Federn und Brombeerranken", beschreibt Westphal die Situation damals. Belinda de Leeuw, die vor zwei Jahren ins Uhlental zog und seitdem jeden Sommer die Rotmilane beobachtet, hatte den Fund auf ihrer morgendlichen &bdquo;Hunderunde" gegen 7.30 Uhr gemacht. &bdquo;Es war so herrliches Licht. Ich hatte meine Kamera dabei und war auf Motivsuche. Da hat man einen besonders wachen Blick für Details", erinnert sie sich. Zunächst hatte sie angesichts der miteinander in Brombeerranken verwobenen Vögel befürchtet, dass die Tiere tot seien. &bdquo;Aber dann hat sich ein Milan etwas bewegt, als ich näherkam, und leise geschrien", sagt sie.

Nach einem Telefonmarathon mit Nachbarn, die den neuen Förster noch nicht kannten, und der Stadt Barntrup, &bdquo;die alle sehr hilfsbereit waren", hatte sie endlich den richtigen Mann an der Strippe, und Jörg Westphal vom Kreis Lippe startete gleich durch.

&bdquo;Ich habe die Vögel grob freigeschnitten und dann sofort nach Berlebeck gebracht", erinnert sich der Naturschützer. Dort, berichtet Falkner Aschmann, wurden sie sofort von den wie Kletten haftenden Ranken befreit. Ein Fachtierarzt versorgte ihre Wunden. &bdquo;Weil sie entkräftet waren, erhielten sie Infusionen, und wir brachten sie jeweils in eine Wärmekammer", sagt der Falkner. Er war anfangs optimistisch, beide Tiere retten zu können. &bdquo;Das Weibchen war eigentlich sogar noch besser drauf als das Männchen", erinnert er sich. Doch es kam anders. Als er das Tier am nächsten Morgen tot fand, war er traurig und schockiert.

Das Männchen habe aber gut auf die Behandlung angesprochen, die im Hinblick auf die spätere Auswilderung mit natürlicher Nahrung und möglichst wenig Menschenkontakt stattfand. &bdquo;Wir haben für solche Fälle extra eine Mäuse-Farbzucht im Haus, denn wir können ja keine weißen Mäuse füttern", beschreibt Aschmann. Zusammen mit täglichem Vitamincocktail wurde der Milan zusehends kräftiger. Jetzt zieht er wieder seine Kreise über dem Uhlental. &bdquo;Er wird sich vielleicht nicht dieses, aber sicher kommendes Jahr wieder eine Partnerin suchen und hierbleiben, denn hier ist irgendwo sein Horst", betont Westphal. Der Mann vom Kreis registriert voller Freude, dass sich schon nach wenigen Minuten ein zweiter Milan, ein Weibchen, am Himmel zu &bdquo;V8" gesellt.

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