Prozess um ertrunkenes Kind in Kalletal geht weiter

Bad Oeynhausen/Kalletal. Die Suche nach weiteren Verantwortlichen für die Organisation der Anfänger-Schwimmkurse im Hallenbad Rehme gestaltet sich schwierig. Nachdem das Amtsgericht Bad Oeynhausen den Schwimmlehrer wegen fahrlässiger Tötung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt hat, wird der Prozess gegen den Schwimmmeister des Hallenbads Rehme fortgesetzt. Er muss sich wegen des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen verantworten. Der Staatsanwalt deutete nun jedoch an, dass er den Badleiter womöglich doch nicht für mitverantwortlich hält.

Die Anklagebehörde geht von einem Organisationsversagen aus. Am 20. Januar 2018 war ausgerechnet bei einem Anfängerkursus für Nichtschwimmer im Hallenbad Rehme ein sechsjähriger Junge aus Kalletal ertrunken. Einzige Aufsicht war offenbar der verurteilte Schwimmlehrer. Die zentrale Frage im Strafprozess ist nun: Wer war verantwortlich dafür, dass der Kursus mit nur einer Aufsicht durch geführt wurde? Und diese Frage beantwortete der Staatsanwalt mittlerweile anders als zu Beginn: &bdquo;Ich glaube nicht, dass das am Ende der angeklagte Badleiter sein wird."

Verantwortung habe beim Schwimmlehrer gelegen Die Zahl der Kinder im Kursus ist aus Sicht des Staatsanwalts nur zweitrangig. Es sei aber zu jedem Zeitpunkt die Aufsicht zu gewährleisten. Und das war nach seiner Auffassung in diesem Kursus gar nicht möglich. &bdquo;Die Verantwortung dafür liegt natürlich bei dem, der den Kursus leitet", sagte der Staatsanwalt, also beim Schwimmlehrer. Er sehe aber durchaus eine Mitverantwortung bei denen, die darüber hinaus verantwortlich zeichneten.

Zur Klärung dieser Verantwortlichkeiten hat sich der Staatsanwalt ein Organigramm der Stadtwerke besorgt. Demnach war zum Zeitpunkt des Unglücks der Stadtwerke-Vorstand selbst für den neuen Geschäftsbereich Bäder verantwortlich. Gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Die Verantwortung für die Bäder wurde erst 19 Tage vor dem Unglück von der Stadtverwaltung an die Stadtwerke übertragen. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung erklärte als Zeugin, dass sie selbst übergangsweise mit der Organisation im Januar 2018 beschäftigt war. Sie sei aber &bdquo;eigentlich nur für administrative Tätigkeiten zuständig". Sie habe Flyer erstellt und die Abrechnung gemacht, zuletzt nur noch einen Aushang für den Seepferdchenkursus erstellt.

Keine Vorgaben von der Stadtverwaltung Die Fragen, wie viele Kinder teilnehmen, ob sie für den Schwimmkursus geeignet seien und wie viele Erwachsene die Kinder beaufsichtigen sollten, habe das Fachpersonal im Bad zu entscheiden gehabt. &bdquo;Die lernen das in ihrer Ausbildung." Die Schwimmkurse seien ursprünglich vom Kreissportbund in die Zuständigkeit der Stadtverwaltung übergegangen und dann am 1. Januar 2018 an die Stadtwerke übertragen worden. Wie bisher seien drei Anfängerkurse für vier-bis sechsjährige Kinder veranstaltet worden, &bdquo;mit zehn, elf Plätzen". Die Kurse seien über viele Jahre &bdquo;unverändert mit einer Kraft" als Aufsicht so durchgeführt worden: &bdquo;Von der Stadtverwaltung hat es keine Vorgaben gegeben."

Die Nebenklagevertreterin der Mutter beantragte, den verurteilten Schwimmlehrer als Zeugen zu vernehmen. Im Zeugenstand sei er zur Wahrheit verpflichtet, sie wolle ihn noch einmal umfassend befragen. Ihr Antrag stieß bei dem Verteidiger des Badleiters auf Unverständnis. Der Schwimmlehrer habe bereits umfassend ausgesagt, der Prozess sei für ihn und den Badleiter eine enorme Belastung.

Das Gericht vertagte sich auf den 17. September.

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