Weiter Stunk um Alverdisser Güllebehälter

Barntrup-Alverdissen. Ärger über Lärm und Gestank in Alverdissen: Dort hatte der Landwirt Jörg Rieke vor kurzem einen großen Güllebehälter gebaut ( die LZ berichtete ). LZ-Leser haben sich nun bei der Redaktion gemeldet. Sie machen sich Sorgen um die Zukunft des Ortes.

Der Behälter fasst zwei Millionen Liter Gülle. Dieser war gebaut worden, weil Landwirt Rieke vor einiger Zeit seine Schweinehaltung eingestellt hatte. Der Aufwand, um Gülle während der kurzen Ausbringzeiten zu besorgen, sei ihm zu groß gewesen. Gleichzeitig wollte er auf seinen 120 Hektar großen landwirtschaftlichen Flächen nicht ausschließlich Mineraldünger nutzen. Deshalb setzt er nun auf die Vorratshaltung der Gülle.

Angeliefert werde diese aus ganz Deutschland, nicht aus den Niederlanden, wie er betont. Beliefert werden soll der Standort – ein Feld am Bruchweg – möglichst aus Richtung Hummerbruch. Ein Bau in der Nähe seines Hofes in Extertal-Hummerbruch sei aus verkehrstechnischen Gründen in diesem Naturschutzgebiet nicht zweckmäßig gewesen. Im Januar wurde der Behälter fertiggestellt.

Dajana Hanke wohnt am Bruchweg, rund 150 Meter entfernt von dem Neubau, wie sie schätzt. Erst vor zweieinhalb Jahren sei sie in das Haus gezogen. Damals sei nie die Rede vom möglichen Bau eines solchen Güllebehälters gewesen. Sie glaubt, dass dadurch der Wert ihrer Immobilie gesunken sei. Was sie aber noch mehr störe, sei der Geruch: &bdquo;Als die Temperaturen ein paar Tage lang höher waren, hat es hier bestialisch gestunken – und ich bin ein Mensch vom Land und nicht zimperlich."

An- und Ablieferverkehr durch den Ort Sie befürchte nun, dass es im Sommer noch schlimmer werde. Momentan rieche es aber nicht. Ihr Wunsch wäre deshalb ein Deckel auf dem Güllefass, wie ihn Rieke auch angekündigt hatte. Ein weiterer Kritikpunkt ist aus Hankes Sicht der An- und Ablieferverkehr. Denn anders als erwartet, seien die Fahrzeuge sehr wohl durch Alverdissen gefahren. &bdquo;Die sind hier den Bruchweg hochgefahren, etwa einmal in der Stunde, den ganzen Nachmittag lang." Und sie seien teilweise ganz schön schnell unterwegs. Die Straße habe bereits gelitten.

Das bestätigt eine Nachbarin, die namentlich nicht genannt werden möchte: &bdquo;Der Verkehr war ganz schlimm." Ihnen sei gesagt worden, die Lastwagen würden über Hummerbruch fahren. Das sei aber oft genug anders. &bdquo;Hier spielen doch Kinder. Das ist gefährlich." Das Szenario habe sich Ende April von morgens 7 bis nachts 22 Uhr abgespielt und sie &bdquo;schrecklich aufgeregt" und meint: &bdquo;Hier ist Wohngebiet. Wir müssen uns das nicht gefallen lassen."

Rainer Terschluesen besitzt das Schloss Alverdissen in unmittelbarer Umgebung. Er sagt: &bdquo;Ich finde das ganze Prozedere der Stadt Barntrup erschreckend." Bürger und Politik seien vorab nicht oder nicht ausreichend informiert beziehungsweise einbezogen worden. Außerdem halte er den zusätzlichen Verkehr, der nun durchs Dorffahre, für eine &bdquo;Zumutung" und könne sich als Lösung ein Durchfahrtsverbot für Lkw vorstellen. &bdquo;Der ganze Ort wird durch den Güllebehälter in Mitleidenschaft gezogen. Je nach Wetter und Windlage ist ganz Alverdissen vom Gestank betroffen." Terschluesen bezweifelt überdies, dass Rieke die große Menge Gülle allein für seine Felder benötige.

&bdquo;Behälter wird nur einmal im Jahr befüllt"

Der Landwirt selbst möchte für Aufklärung sorgen: &bdquo;Ich brauche den Wirtschaftsdünger für meine eigenen Felder. Der Behälter wird nur einmal im Jahr befüllt. An drei Tagen war in diesem Jahr die Ausbringung zu Ende und somit der Verkehr vorbei." Es sei also nicht dauerhaft mit einem An- und Ablieferverkehr zu rechnen. Die Fahrer seien angehalten, andersherum zu fahren. Im Gülletank bilde sich nach einigen Tagen eine sogenannte Schwimmschicht auf der Oberfläche, dann rieche es weniger.

Um die Gülle auf die Felder aufbringen zu können, muss die Schicht jedoch wieder zerstört werden. Während dieser Zeit könnten die Anwohner also Gestank wahrnehmen. Derzeit ist der Tank aber leer, es sollte also auch nicht riechen. Bis spätestens Februar 2022 muss er wieder gefüllt sein, weil Rieke die Gülle dann wieder nutzen möchte.

In der Zwischenzeit will der Landwirt besagten &bdquo;Deckel", der besser als Zeltdach wie bei einer Biogasanlage beschrieben werde, auf den Güllebehälter setzen. &bdquo;Ich hoffe, das in diesem Jahr zu schaffen, suche aber noch nach einer geeigneten Firma", so Rieke. Er betont, dass dies eine freiwillige Leistung von ihm sei und nicht zu den Auflagen der Genehmigungsbehörde gehöre.

Das bestätigt der Kreis Lippe auf Nachfrage. Er teilt ebenso mit, dass die Stadt Barntrup vor der Genehmigung ihre Zustimmung gegeben habe. Eine Bürgerbeteiligung sehe der Gesetzgeber jedoch nicht vor, heißt es aus der Pressestelle. Jörg Rieke lädt die Bürger ein: &bdquo;Ich würde mir wünschen, dass sie direkt zu mir kommen, wenn sie Fragen haben."

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