Wie ein Schmied in Cappel nach belgischer Tradition arbeitet

Blomberg-Cappel. Es ist Punkt 13 Uhr, als Glen Pinxteren mit seinem weißen Bulli auf den Hof in Blomberg-Cappel fährt. Seine Kundin Maren Büttner (28) erwartet ihn schon, denn ihre vier Isländer und das Großpferd sind heute wieder mit dem Beschlag dran. Alle acht Wochen sind die Hufe so lang herausgewachsen, dass die Eisen entfernt, die Hufe neu in Form geschnitten und gekürzt werden müssen. Danach werden die Eisen neu aufgenagelt. Eine für das Pferd völlig schmerzfreie Behandlung – wenn man sie von erfahrenen Fachleuten durchführen lässt.

&bdquo;Glen, schön dass du wieder so pünktlich bist", begrüßt Pferdefrau Büttner den Hufschmied mit belgischen Wurzeln und dem sympathischen flämischen Akzent. Sie schätzt die ruhige, konzentrierte Arbeit ihres Schmieds, der eine besondere Technik des Beschlags und der Hufbearbeitung anwendet: Während Hufschmiede in Deutschland den Hinterhuf des Pferdes bei der Bearbeitung in der Regel auf einen Bock stellen oder einen zweiten Mitarbeiter (oder den Pferdebesitzer) zum &bdquo;Aufhalten" des Pferdebeins benötigen, ist es in Belgien üblich, alleine zu arbeiten.

&bdquo;Bei den ersten Beschlägen in Deutschland haben die Pferde, aber auch deren Besitzer, nicht schlecht gestaunt. Ich schiebe meinen Körper unter das Becken des Pferdes und lege mir das Bein über die Hüfte", beschreibt der Schmied sein Vorgehen. &bdquo;Der Vorteil ist, dass ich jede Bewegung des Pferdes unmittelbar spüre und sofort reagieren kann. Natürlich ist man dem Tier so viel direkter ausgesetzt und kann sich daher auch schneller verletzen", erklärt er. Manche Pferde seien so entspannt, dass sie sich quasi auf dem Schmied abstützen. Ein Knochenjob, der bei bis zu 20 Pferden am Tag vor allem auf Knie, Rücken und Handgelenke geht.

Pinxteren, heute 34 Jahre alt, ist selber mit zehn Jahren zum Reiten gekommen. Geboren ist er im belgischen Turnhout. Sein Opa ermöglichte ihm die erste Reitstunde, es folgten Reiterferien und die Leidenschaft für den Springsport erwachte. Fortan war kein Parcours zu hoch gebaut und kein Weg konnte im Wettlauf gegen die Uhr zu eng geritten werden. Inzwischen hat der frisch gebackene Familienvater die aktive Turnierreiterei aber an den Nagel gehängt und kümmert sich lieber um Frau und Tochter.

Pinxteren hat auf dem Hof sein Equipment ausgepackt: An Bord der mobilen Hufschmiede hält er verschiedene Hufeisen vor, vom Shetlandpony bis zum großen Warmblut. Dieses Sortiment bringt alleine mehrere hundert Kilogramm Gewicht zusammen. Außerdem hat er viele tausend Hufnägel an Bord. Bis zu acht Nägel halten die Eisen die nächsten sechs bis acht Wochen sicher an jedem Huf – egal ob es Dressur- oder Freizeitpferde sind oder die Hufe jedes Wochenende in Springprüfungen Höchstleistungen bringen müssen. Da Pinxteren die Pferde kalt beschlägt, hat er einen Amboss an Bord, an dem er mit reiner Muskelkraft die Eisen auf das richtige Maß biegt. &bdquo;Die Pferde sind beim Kaltbeschlag deutlich ruhiger, da sie nicht mit dem Geruch von verbranntem Hufhorn in Berührung kommen. Ich muss den Huf allerdings ganz flach und plan feilen, damit das Eisen hundertprozentig aufliegt", verdeutlicht er die Millimeterarbeit.

Während auch die Hufe des letzten Isländers von Maren Büttner versorgt sind, bereitet sich der Hufschmied trotz Temperaturen von über 30 Grad auf den nächsten Termin vor: Weitere fünf Pferde warten im 20 Kilometer entfernten Stall auf seinen Besuch. Seine gute Laune verliert Glen Pinxteren nie, trotz der schweren körperlichen Arbeit.

Traumjob im Pferdestall Glen Pinxteren (34) hat sich mit 21 Jahren entschieden, eine Lehre als Hufschmied zu absolvieren. Heute ist er froh, dass er nicht Steuerberater geworden ist. Der Extertaler ist im ganzen Lipperland unterwegs und betreut auch in Belgien noch große Ställe. Vor 9 Jahren kam er gemeinsam mit seiner belgischen Ehefrau Charline Dujardin nach Lippe. Sie hat als Balletttänzerin am Landes-Theater Detmold gearbeitet, im Februar ist die gemeinsame Tochter zur Welt gekommen. Die Arbeit mit den Pferden erfüllt Glen Pinxteren , insbesondere wenn er Fehlstellungen bei Pferden in jungen Jahren korrigieren kann.

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