Hebammen-Alltag: Vom ersten Schrei bis zum ersten Brei

Blomberg. 3.105 Gramm und 51 Zentimeter – gewissenhaft trägt Jutta Twete die Daten in die Formulare ein. Gerade hat die Hebamme aus Blomberg einem neuen Lipper bei seinem erfolgreichen Start ins Leben geholfen. Jetzt, um kurz nach 1 Uhr, nutzt sie die Zeit, die notwendigen Formalitäten zu erledigen, während die Mutter die ersten Stunden mit dem Neugeborenen verbringt, den Babyduft genießt und die zarten Finger ihres Sohnes bewundert.

"Langweilig wird es nie" &bdquo;Diese Augenblicke sind für Mutter und Kind enorm wichtig. Daher lassen wir beiden die Zeit, sich ausgiebig kennenzulernen." Twete wird die kleine Familie gleich in ihr Zimmer auf der Station in Detmold bringen. &bdquo;Wenn es ruhig bleibt, nutzen wir die restliche Zeit zum Aufräumen. Mindestens ein Kreißsaal ist immer belegt. Langweilig wird es nie."

Um 21.40 Uhr hat Jutta Twetes Schicht begonnen, in gut fünf Stunden hat sie Dienstschluss. &bdquo;Die wechselnden Arbeitszeiten sind manchmal schon anstrengend", so die Hebamme zu den Herausforderungen ihres Berufs. Ständiges Lernen sei wichtig, denn Techniken und Wünsche würden sich immer weiterentwickeln. Die möglichst natürliche Geburt sei aber immer Priorität. Wassergeburten würden gern angefragt.

Auch nach erfolgreichen Entbindungen &bdquo;im vierstelligen Bereich" und rund 30 Berufsjahren ist jede Geburt für Twete ein Highlight. Der Moment, wenn man der Mutter ihr Baby auf den Bauch legt, bleibe immer etwas Besonderes.

Auch Abschied nehmen gehört dazu Besonders berührend sind die Geschichten, bei denen das Schicksal es nicht gut gemeint hat. Wenn Twete von den stillen Geburten erzählt, an deren Ende kein Babyschrei im Kreißsaal erklingt, merkt man deutlich die Stärke und Liebe, die sie ihrem Beruf entgegenbringt. &bdquo;Es ist äußerst wichtig für die Familie, auch in diesen Fällen das Baby zu begrüßen und gleichzeitig Abschied zu nehmen, auch wenn es sehr schwer fällt. Wir versuchen immer, einen schönen und würdevollen Rahmen zu schaffen." Die Notwendigkeit hierzu ist zum Glück extrem selten, die meisten Entbindungen verlaufen problemlos.

Dreizehn Stunden später führt eine überraschend ausgeruhte Twete einen Hausbesuch durch. &bdquo; Ich kann sofort nach der Schicht mitten am Tag einschlafen, das macht die Übung", lacht die Hebamme. Es steht eine Kontrolle bei Denise Beermann und ihrer Tochter Caja an. &bdquo;Viele wissen nicht, dass man über die gesamte Schwangerschaft Anspruch auf Hebammenbetreuung hat und bis zu neun Monate nach der Entbindung oder bis zum Abstillen."

Bei den Beermanns ist das nicht nötig. Caja ist bei dem Besuch gerade sechs Wochen alt und beeindruckt nicht nur mit ihrem dichten Haarschopf, sondern auch mit ihrem entspannten Wesen. &bdquo;Eine Musterschülerin", befindet Twete. In ein paar Wochen treffen sich die beiden bei einem Rückbildungskurs der Hebamme wieder. Diese bietet die 52-Jährige ebenso an wie Vorbereitungskurse und Ernährungsberatung. Sogar einen kleinen Laden für ökologische Babybekleidung hat die gebürtige Lohnerin eröffnet. Hausgeburten führt sie jedoch wie viele ihrer Kolleginnen nicht durch. Die hierfür anfallenden Versicherungsbeiträge seien mittlerweile kaum mehr zu tragen, erklärt die Hebamme.

Durch die Kurse entstehen unter den Müttern oft Freundschaften, später trifft man sich mit den Neugeborenen. &bdquo;Der Kontakt zu vielen Müttern reißt über die Jahre nicht ab, ich betreue oft mehrere Schwangerschaften in einer Familie. Der Trend geht aktuell zum dritten Kind", berichtet Twete. Also kann sich Lippe auch in den nächsten Jahren auf viele neue Einwohner freuen, die mit der Hilfe der Hebammen das Licht der Welt erblicken.

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