"Wilder Heinrich" liefert aus dem lippischen Wald auf den Teller

Blomberg. Falk Trompeter hält zwei Wildschwein-Patties in die Kamera. Das Fleisch gehört zu mehreren 1000 Wildtieren, die der &bdquo;Wilde Heinrich" im Jahr verarbeitet und dem Endkunden zum Verkauf anbietet. Wildfleisch sei eine ökologische und ethische Alternative zur konventionellen Fleischindustrie, findet der Blomberger, der die Firma mit gegründet und aufgebaut hat. Er erklärt, wie das Wildschwein, Reh oder der Hirsch auf den Teller kommt.

&bdquo;Deutschland ist eines der wildreichsten Länder der Welt", sagt Trompeter. Im Jahr würden gut zwei Millionen Stück Großwild erlegt. Ein gutes Warenpotenzial, das noch nicht so professionell genutzt werde: &bdquo;Das heißt häufig: Schießt der Jäger ein Reh oder ein Wildschwein, verteilt er es in der Familie, behält es für sich selbst oder gibt es in die Gastronomie."

Wild aus Niedersachsen, NRW und Hessen Der &bdquo;Wilde Heinrich" mit Sitz in Bielefeld setzt da an. Die Wildtiere werden in Waldflächen in Niedersachsen, Nordrhein Westfalen und Hessen dezentral erlegt. &bdquo;Dort gibt es Wildannahmestellen. Das sind sozusagen Partnerbetriebe von uns", erklärt Trompeter. Dort würden die Tiere dann zerlegt und im nächsten Schritt nach Rinteln gebracht. In der Stadt habe das Unternehmen eine eigene Produktion, in der die Produkte hergestellt werden. Von dort gehen sie dann in die Zentrallager der größeren Märkte oder direkt in die Läden, in denen Falk Trompeter seine Produkte in Tiefkühlschränken anbietet.

Die Produktpalette reiche von einer breiten Grillpalette, Konserven im Glas und Gulasch über Weihnachtsbraten, Hirschcurry und Bolognese. Um diese Waren in all den Märkten anbieten zu können, hat das Unternehmen einen Bedarf von mehreren 1000 Wildtieren, die im Jahr dafür erlegt werden müssen. &bdquo;Der Rohstoff Wildfleisch ist ein natürlicher Rohstoff, der nicht auf Knopfdruck aus einem Schweinemastbetrieb laufen kann, wie das konventionelle Produkte machen, sondern da muss man der Warenbeschaffung gerecht werden", betont Falk Trompeter.

Keine Obergrenze Für Wildtiere in Deutschland gebe es eine Abschussplanung für jedes Revier – für Rehe und Hirsche orientiert am Bestand. Wildschweine gebe es genug, dort gebe es keine Obergrenze. Aber: &bdquo;Das ist kein Erfolgsgarant, wenn man rausgeht in den Wald, sondern man wird auch viele Male ohne Beute den Wald wieder verlassen." Der &bdquo;Wilde Heinrich" macht sein Geschäft deshalb mit Rahmenverträgen planbar. &bdquo;Wir müssen so viele Verträge haben, dass wir den kompletten Bedarf dann auch decken können. Das ist eine kleine Herausforderung."

Auf 100 Hektar Wald können laut Abschussplan ungefähr fünf Wildtiere erlegt werden, sagt Trompeter, der selbst Jäger ist und in Barntrup schießt. &bdquo;Das ist schon eine entsprechende Fläche, die da notwendig ist." Er schätzt, dass auf mehreren 100.000 Hektar Wald in Deutschland gejagt und an den &bdquo;Wilden Heinrich" geliefert wird.

2015 hatten Falk Trompeter und sein Studienfreund Sebastian Lenger die Idee, das Lebensmittel Wild für diejenigen verfügbar zu machen, die selbst nicht Jäger sind. Zwei Jahre lang hatten sie ein Geschäft in der Detmolder Innenstadt und ab 2017 eines in Bielefeld. Über die Belieferung von Feinkostläden traten die Gründer schließlich an den Einzelhandel heran. &bdquo;Der zuständige Regionalbeauftragte der Rewe war auch Jäger und unterstützte unsere Idee", erinnert sich Trompeter. 2018 bekam der &bdquo;Wilde Heinrich" dann 20 Märkte zur Probe, denen sie ihre Produkte anbieten durften. Mittlerweile beliefert das Unternehmen die Rewe Nord, West, Mitte, Südwest, Ost, die Edeka Rhein-Ruhr, zu der auch Marktkauf gehört, sowie die Edeka Minden-Hannover, Globus im Süden Deutschlands sowie Start Ups. Trompeter hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und agiert als Gesellschafter.

"Ehrlicher Fleischverzehr" &bdquo;Für mich ist das der ehrliche Fleischverzehr. Grundsätzlich sind wir Menschen auch zu dem geworden, was wir sind, weil wir früher das Wild in der Natur erlegt haben. Natürlich ist der aktuelle Fleischkonsum nicht mit Wild allein abdeckbar. Dafür ist die Nachfrage insgesamt zu groß", sagt er.

Das Wild müsse aus Waldschutzgründen oder wegen der Bestandsregulierung sowieso erlegt werden: &bdquo;Der Rohstoff entsteht ohnehin und ist recht gesund. Das Tier hat sich in seinem ganzen Leben ausgesucht, was es fressen möchte, kein genbehandeltes Futter oder ähnliches, es hat sich sehr gesund bewegt, seine natürliche Umgebung genossen."

Es sei ökologisch vertretbar, es gebe keine Masthaltung und keine Tiertransporte. Außerdem sei Wild auch ethisch vertretbar, da das Tier im Regelfall in seiner natürlichen Umgebung ohne Vorwarnung von der Kugel getroffen werde. Es höre den Knall noch nicht einmal mehr, erzählt Trompeter.

"Wilder Heinrich" liefert aus dem lippischen Wald auf den Teller

„Wild ist besser als Bio“: Wie ein Start-up aus Detmold Wildfleisch neu denkt

So helfen Sie Wildtieren im Winter

Bleimunition wird weiter zur Jagd eingesetzt

Waldbesucher aufgepasst: Die Drückjagdsaison in Lippe hat begonnen

Mehr als 2200 Tonnen Wildfleisch aus NRW-Revieren

Versicherer: Über eine Milliarde Schäden durch Wildunfälle

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus