Nach dem Feuer in Blombergs City: Kripo ermittelt weiter und hat ein Überwachungsvideo

Blomberg. Es geschah mitten in der Nacht. Eine Videokamera in der Nähe hat das Geschehen sogar festgehalten: Eine Gestalt huscht über die Straße auf den Bürgersteig, eine Minute später eine Stichflamme, und es lodert hell. Der am Straßenrand abgestellte Wohnwagen geht in Flammen auf. Wie berichtet, griffen die Flammen auf das Wohnhaus über, die Feuerwehr konnte Schlimmeres verhindern. War das Brandstiftung oder nicht? Die Kripo möchte sich nicht festlegen - und ermittelt in alle Richtungen.

Fest steht: Fast eine Woche nach dem Brand sieht es immer noch übel aus vor dem Haus im Blomberger Wesselweg. Denn in jener Nacht brannte nicht nur der Wohnwagen komplett ab, auch die davor und dahinter abgestellten Wagen wurden in Mitleidenschaft gezogen. Das Heck des Vans ist ausgebrannt, auch der rote Kleinwagen sieht übel aus. Die Wracks sind noch nicht abgeräumt.

Kinder schlafen schlecht Passanten können problemlos erkennen, wo die Flammen auf das Gebäude dahinter übergegriffen haben. Die Fassade und mehrere Fenster sind beschädigt, und selbst am Haus gegenüber ist wegen der Hitze die gläserne Eingangstür stark beschädigt. Sie wird durch Gewebeband zusammengehalten.

&bdquo;Das sitzt uns allen in den Knochen“, sagt eine ältere Frau, die in dem Haus wohnt. &bdquo;Die Kinder trauen sich nicht mehr, einzuschlafen.“ Ihr selbst sei ständig kalt, weil die Fenster auf Durchzug sind. Schon durch die geöffnete Haustür ist der Brandgeruch wahrnehmbar: Hier hat Kunststoff gebrannt, und der beißende Gestank ist kaum auszuhalten. &bdquo;Alle Flächen sind voller Ruß“, sagt sie.

Ist der Nachbar schuld? Wie hoch der Schaden genau ist, wissen sie und ihre Familie nicht. Ihr Zorn richtet sich auf den Mann, dem der Wohnwagen gehört, ihren Nachbarn: &bdquo;Was muss der seinen Wohnwagen auch vor unserer Tür parken“, schimpft sie. Der wiederum lässt sich den Vorwurf nicht gefallen, während er auf seiner Leiter steht. &bdquo;Ich darf da parken.“ Direkt vor seinem Haus an der Kreuzung &bdquo;Neue Torstraße“ gehe es übrigens nicht, weil der Wohnwagen so lang sei und gebührenden Abstand von der Einmündung halten müsse.

Wie eine Nachfrage bei der Stadt Blomberg ergibt, hat der Wohnwagen-Besitzer recht - mit Einschränkungen. Während es für Wohnmobile quasi gar keine zeitliche Höchstdauer gibt, dürfen Wohnwagen 14 Tage im öffentlichen Straßenraum stehen, auch wenn sie in der Zeit nicht bewegt werden. &bdquo;Nur 3,05 Meter Fahrbahn müssen mindestens freibleiben, allein schon für Feuerwehr & Co.“, sagt Jörn Meinberg, Leiter des Blomberger Ordnungsamtes.

Fendt war für Urlaub gepackt Grundsätzlich gelte die Vorschrift, dass ein abgestelltes Fahrzeug noch im allgemeinen Gebrauch sein müsse. Wenn etwa bei einem Wohnmobil oder Auto nach Monaten auffalle, dass es gar nicht mehr bewegt würde, bekomme es einen Aufkleber. Reagiere der Besitzer dann nicht, werde kostenpflichtig abgeschleppt. Bei Wohnwagen kann es, wie gesagt, auch deutlich schneller gehen, wobei die Sache natürlich Nachbarn oder einem Kontrolleur auffallen muss.

Der Wohnwagen-Besitzer aus dem Wesselweg selbst ist heilfroh, dass ihm nichts passiert ist: &bdquo;Wenn an diesem Abend nicht der Vier-Abende-Marsch gewesen wäre, dann hätten mein Enkel und ich schon im Wohnwagen geschlafen, wer weiß, ob wir noch leben würden.“ Denn der Fendt sei fertig gepackt gewesen, weil es am kommenden Tag in den Urlaub gehen sollte.

Stattdessen wurde er nachts vom Nachbarn gegenüber geweckt. Doch da war schon alles zu spät. Die Feuerwehr war fünf Minuten später da und konnte verhindern, dass der Brand sich auch noch ins Treppenhaus des Doppelhauses ausbreiten konnte.

Kripo sucht Zeugen Für den Besitzer des Wohnwagens steht fest, dass es Brandstiftung war. Er zeigt, was die Überwachungskamera aufgenommen hat: den huschenden Schatten, dann die Stichflamme. &bdquo;Da war garantiert eine brennbare Flüssigkeit im Spiel.“ Jetzt hat die Kripo das Video, &bdquo;ich hoffe, dass die das auswerten können, mit meinen technischen Möglichkeiten kann ich das nicht.“

Die Kripo ist dran an der Sache, bestätigt Polizeisprecherin Dr. Laura Merks. Inzwischen gebe es auch einen Zeugenaufruf, denn das Video existiere zwar, sei aber so uneindeutig, dass man Hinweise benötige. Hat jemand in der Nacht auf den 5. Juni oder vorher etwas ausgekundschaftet? Gab es ein Auto, das schnell wegfuhr? Was ist mit der vermeintlichen Gestalt? Der mögliche Vorwurf: gefährliche Brandstiftung, denn angesichts der Größe des Flammenherdes zwischen Autos und Bebauung seien Menschen in Gefahr gewesen.

Spurensuche ist kompliziert Einen technischen Defekt schließt die Kripo laut Merks aber ebenfalls nicht aus. Die Suche nach Brandbeschleuniger, den ein Brandstifter verwendet haben könnte, gestaltet sich zumindest schwierig. Da Betriebsstoffe ausgelaufen sind, die auch verwendet worden sein könnten, um das Feuer zu entfachen, erwartet sie da keine klare Antwort.

Seinen eigenen Schaden beziffert der Wohnwagenbesitzer auf 45.000 Euro, und er ist guter Dinge, die von der Versicherung ersetzt zu bekommen. Ohne zu dem konkreten Fall etwas sagen zu können, der auch über eine andere Versicherung läuft, bestätigt Fabian Hintzler, Sprecher bei der Lippischen Landes-Brand: &bdquo;In so einem Fall lässt eine Versicherung den Kunden nicht im Regen stehen.“

Mehrere Versicherungen involviert Zunächst einmal sei der Schaden über die Kfz-Haftpflicht des Wohnwagen-Besitzers zu regulieren. Auch wenn diese höchstwahrscheinlich ebenfalls für die Schäden an den anderen Wagen aufkomme, sollten deren Besitzer aber ebenfalls Kontakt mit ihrer Kfz-Versicherung aufnehmen, sofern eine Kasko-Versicherung bestehe.

Im Falle der beschädigten Fassade und Haustür sei die jeweilige Wohngebäudeversicherung Ansprechpartner. &bdquo;Falls ein Täter ermittelt wird, werden alle Versicherungen natürlich prüfen, ob es einen Täter gibt, gegenüber dem Regressmöglichkeiten bestehen“, betont Landes-Brand-Sprecher Hintzler.

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