Blomberg-Eschenbruch. Die vier Menschen, die bei dem Brand auf einem Reiterhof am Mittwoch in Eschenbruch ihre Wohnungen verloren haben, waren nicht versichert. Die alleinstehende Frau und das Ehepaar mit einem kleinen Jungen haben einen vorübergehenden Unterschlupf im Dorf gefunden und bereits einige notwendige Dinge des Alltags bekommen. Allerdings stehen sie jetzt vollkommen mittellos da. Darum hat Jenny Wieneke, Lebengefährtin von Hofbesitzer Dirk Schlichte, eine Spendenaktion ins Leben gerufen.
Bei dem Brand wurde ein Stall- und Wohngebäude auf dem Hof Schlichte in Hiddensen abgebrannt. 7 Pferde und 200 Schweine überlebten.
Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, haben die bisherigen Untersuchungen der Brandermittler keinerlei Hinweise auf ein vorsätzliches Verschulden als Brandursache ergeben. Das Feuer könnte demnach durch einen technischen Defekt entstanden sein. Die Ursachenforschung geht weiter. Der Schaden wird seitens der Polizei auf etwa eine halbe Million Euro geschätzt.
Hofbesitzer entdeckt Flammen im Dachgeschoss
Mittwoch, 11 Uhr. Während 150 Feuerwehrleute aus Blomberg, Barntrup, Schieder-Schwalenberg, Lügde und Bad Pyrmont versuchen, die Flammen einzudämmen, sitzt Ernst-Wilhelm Schlichte erschöpft etwas abseits auf der Bank. "Ich war gerade dabei, die Sattelkammer zu fegen", erzählt der 86-Jährige. "Da schimmerte es von oben so rötlich. Ich bin hoch zum Strohlager gegangen, da stand schon alles in Flammen." Derweil hat unten bereits jemand die Feuerwehr alarmiert. "Ich habe nur gebibbert, bis die dann endlich kam. Das kommt einem ja wie eine Ewigkeit vor. Wir haben natürlich erst einmal die Pferde aus den Boxen geholt."
Sieben Pensionspferde waren in dem Fachwerkgebäude von 1862 untergebracht, sie alle stehen mittlerweile unversehrt auf der Weide. So einfach ist das mit den 200 Schweinen im Anbau, auf den die Flammen schnell übergegriffen haben, nicht. Eine Betondecke schützt sie, während der Dachstuhl in Flammen aufgeht. "Wir haben mit vereinten Kräften versucht, sie aus dem Stall zu treiben, aber da war nichts zu machen", erzählt Schlichte senior.
Spendenaufruf
Jenny Wieneke, Lebengefährtin von Hofbesitzer Dirk Schlichte, hat eine Spendenaktion für die vier obdachlosen Bewohner ins Leben gerufen und ein zweckgebundenes Konto bei der Deutschen Bank eingerichtet. Wer den Betroffenen helfen möchte, kann unter der Kontonummer 422 09 68 60 und der Bankleitzahl 476 700 24 spenden.Während die Feuerwehr mit drei Drehleitern von verschiedenen Seiten angreift, lässt sich das Borstenvieh nicht von der Stelle bewegen: Hin und wieder kommen einzelne Tiere bis zur Tür und schauen stumm hinaus. Einige trotten sogar heraus und wühlen in verkohltem Stroh, aber sie laufen immer wieder zurück in die trügerische Sicherheit des Stalls. "Wahrscheinlich müssen die ohnehin alle gekeult werden", befürchtet Ernst-Wilhelm Schlichtes Sohn Dirk.
Doch am Mittag wendet sich das Blatt, als Kreisveterinär Dr. Ulrich Kros nach Hiddensen kommt. "Ich habe dafür gesorgt, dass die Fensterscheiben zerschlagen wurden, damit der Stall besser belüftet wird", erzählt er. Zwei Lüfter der Feuerwehr unterstützen den Durchzug, und als Einsatzleiter Joachim Hartfelder es für sicher hält, kann der Veterinär mit anderen Helfern in den Stall gehen. "Schweine gehen nicht freiwillig ins Helle, darum mussten wir Treibbretter benutzen", erzählt Dr. Kros. "Unter den Feuerwehrleuten war auch noch ein Viehhändler, der weiß, wie man Schweine treibt." In die Enge gedrängt, trauen sich die Tiere auf den Hof und werden direkt in die gegenüberliegende Reithalle geleitet. "Wir haben sie alle gerettet", freut sich Dr. Kros.
Zwei Wohnungen befanden sich im Stallgebäude, doch die Bewohner sind bei Brandausbruch nicht vor Ort. "Aber vermutlich ist da kaum was zu retten - was die Flammen nicht geschafft haben, erledigt das Löschwasser", meint Schlichte. Notunterkünfte sind jedoch schnell organisiert. Einsatzleiter Joachim Hartfelder hat alle Hände voll zu tun, um die Kräfte zu dirigieren. Ein Hydrant und drei Teiche dienen zunächst als Wasserquelle, mit Löschwagen wird Nachschub herangeschafft. Recht schnell hat die Feuerwehr die umliegenden Gebäude schützen können, etwa die Reithalle. "Nur den Stall konnten wir nicht mehr retten. Da war einfach nichts mehr zu machen."