
Blomberg. Das Deutsche Rote Kreuz baut die alte Jugendherberge zu einem "Sozial- und Wohnzentrum" um. LZ-Mitarbeiter Karl-Heinz Krull sprach mit Herbert Dahle, Chef des DRK-Kreisverbandes Lippe.
Herr Dahle, was ist das Neue an dem Projekt?
Herbert Dahle: Neu ist, dass wir weiter in die Fläche gehen. Punktuell hat das DRK in Lemgo, Detmold, Extertal und Leopoldshöhe bereits einige Stützpunkte. Dann war es eigentlich wie so ein Sechser im Lotto, dass die Jugendherberge in Blomberg zum Verkauf anstand. Wir hatten ein vages Konzept. Mit der Unterstützung der Stadt Blomberg haben wir dann schnell gekauft. Jetzt baut der Kreisverband, und unsere Töchter, zum Beispiel "Betreuung und Pflege" und "Jugendhilfe und Familie", mieten die Räume von uns.

Wenn ich im Internet nach Sozial- und Wohnzentrum suche, stoße ich immer auf die Alten- und Pflegeheime. Das soll es ja wohl nicht werden?
Dahle: Wir sind auch schon bei anderen Projekten inhaltlich vom Begriff des Alten- und Pflegeheims abgerückt. In Blomberg haben wir acht Apartments für Jugendliche mit Behinderung. Die wohnen jetzt verteilt noch in anderen Einrichtungen, in denen überwiegend Ältere sind, und kommen sich dort ein bisschen verloren vor. Dann wird es acht Apartments für Senioren geben. Wir haben eine Tagespflegegruppe für 14 Personen und sechs Apartments für Mütter mit Kleinstkindern, die einen Hilfebedarf zur Vorbereitung aufs Leben haben. Mit einer Kita-Gruppe, einem Mehrzweckraum, dem Pflegezentrum Lippe-Ost und der Unterbringung der Hundestaffel wird das Ganze zu einem DRK-Zentrum ausgebaut.
Warum packe ich diese Menschen alle in ein Haus? Sollen die Bewohner, ähnlich wie in einer Wohngemeinschaft, etwas zusammen machen?
Dahle: Die Kita-Gruppe muss ich auf jeden Fall separat sehen. Im Bereich Tagespflege, betreutes Wohnen für junge Mütter und Apartments für behinderte Jugendliche und Senioren gibt es unterschiedliche Zuständigkeiten, aber es gibt auch eine starke Abstimmung untereinander. Die Erfahrung aus anderen Häusern in Lemgo, im Extertal oder in Klüt zeigt, dass beispielsweise gemeinsam gekocht wird.
Es wird also im Haus einen gemeinsamen Küchenbereich geben?
Dahle: Ja. Küchenzeilen in den Apartments werden unserer Erfahrung nach selten genutzt, wenn es einen gemeinsamen Küchenbereich gibt. Der ist in den Häusern immer der Mittelpunkt. Er ist einladend für alle Bewohner und auch für die Angehörigen. Jeder bringt sich, so gut es geht, ein. Ich muss aber einräumen, dass ich nicht der Fachmann bin, der über diese Konzepte Auskunft geben kann.
Ist Blomberg für das DRK so etwas wie ein Pilotprojekt?
Dahle: Es ist eine Weiterentwicklung. Wir haben beispielsweise in Lemgo 80 betreute Wohnungen. Dort stieg der Pflegebedarf, und wir hatten darauf keine Antwort. Daraufhin haben wir gemeinsam mit einer Investorin Pflegeplätze gebaut und sie sozusagen angedockt. Außerdem haben wir quasi auf der anderen Straßenseite "Am Vogelsang" zwei Wohngruppen eingerichtet, die dem erhöhten Pflegebedarf Rechnung tragen. Wir haben schon Erfahrungen gesammelt, die in Blomberg einfließen werden.
30 Arbeitskräfte sollen in Blomberg arbeiten. Was sind das für Kräfte?
Dahle: Das sind überwiegend ausgebildete Fachkräfte. Erzieher im Bereich der Kita, Fachkräfte in der Altenpflege, Sozialarbeiter als Ansprechpartner für die Mütter mit Unterstützungsbedarf. Wir werden nicht immer für jedes Problem einen Ansprechpartner vor Ort haben, aber ich kann mir vorstellen, dass es zusätzliche Sprechstunden zu Sonderthemen geben wird.
Das Gelände liegt ja etwas abseits auf einem Berg
Dahle: Ich hätte mir das Gebäude natürlich näher an der Stadt gewünscht, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.