Im Vattipark fallen die Bäume

Blomberg. Kopfschüttelnd stehen einige Passanten am Rand des Vattiparks und beobachten, wie sich laut surrende Motorsägen durch die Stämme der Bäume fressen. Einer nach dem anderen fällt zu Boden und wird fachmännisch zerlegt. Die Bürger sind fassungslos. Ihre Meinung: Die Bäume hätten nicht gefällt werden dürfen.

&bdquo;Ich kann nicht nachvollziehen, wie diese Fällung beschlossen werden konnte. Der Vattipark gibt jetzt ein beschämendes Bild ab", sagt Helmut Schmeißner. Andere pflichten ihm bei. So eine massive Veränderung sei alles andere als passend und hätte öffentlich intensiver diskutiert werden müssen.

Schneller als von vielen erwartet hat eine von der Stadt beauftragte Firma damit begonnen, die Bäume im Vattipark zu fällen. Damit setzt die Verwaltung einen im Bauausschuss mit Mehrheit der SPD und der CDU getroffenen Beschluss um, die FBvB und die Grünen hatten, wie berichtet, dagegen gestimmt. Somit hatte die Stadt den Auftrag, die unterhalb der Lindenallee stehenden Bäume bis zum 28. Februar – danach sind Grünschnittmaßnahmen monatelang untersagt – zu fällen. Das hatte aber wie berichtet zu großen Protesten von Naturschützern, Anliegern und Politikern wie den Grünen geführt.

&bdquo;Ich hatte mich in den vergangenen Tagen um einen Kompromiss bemüht", berichtet Grünen-Fraktionschef Hans-Ulrich Arnecke. Denn in der Zwischenzeit hatte der Naturschutzbund in Kooperation mit der Biologischen Station ein Konzept erarbeitet, um den Vattipark mit Augenmaß zu durchforsten. &bdquo;Den bestehenden Beschluss des Bauausschusses hätte nur der Bauausschuss selbst zurücknehmen können. Deshalb hatte ich angeregt, eine Sondersitzung anzusetzen, um über das Konzept des Nabu diskutieren zu können", erklärt Arnecke: &bdquo;Aber das hat sich ja nun erledigt."

Viele wie etwa die Grünen-Ratsfrau Heike Niedermeier seien überrascht, wie schnell dann doch die gestern abgeschlossenen Fällarbeiten über die Bühne gegangen waren. Donnerstagnachmittag hatte die LZ bei Bürgermeister Klaus Geise nachgefragt, wann diese starten werden. &bdquo;Die Habitatprüfung ist abgeschlossen. Die Bäume werden bis zum 28. Februar gefällt", hatte dieser geantwortet. Wann genau das passieren werde, wisse er nicht – zu diesem Zeitpunkt kreisten im Vattipark bereits die Sägen. Gestern darauf angesprochen, unterstrich Geise erneut, dass er den Zeitpunkt nicht gewusst habe. Mit der Beauftragung einer entsprechenden Firma sei der zuständige Fachbereich betraut gewesen. &bdquo;Ein Bürgermeister muss auch nicht immer alles wissen", sagte das Stadtoberhaupt.

Jens Spicher vom Verein Blomberger Land und Initiator des Charles-Dickens-Festivals hätte sich ebenfalls eine andere Lösung gewünscht und verurteilte den Kahlschlag. &bdquo;Dass der Vattipark verändert werden soll, finde ich gut. Aber nicht in der Form", sagte Spicher. &bdquo;Wie hier auf dem Tisch liegende Vorschläge von Bürgern ignoriert wurden, ist schon ziemlich krass." Sollte in der Folge auch die Videoleinwand im Vattipark installiert werden, machte er schon einmal folgende Ankündigung: &bdquo;So lange ich das Charles-Dickens-Festival mit organisiere, werden wir keine Werbung auf dieser Leinwand dafür machen. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren."

Enttäuscht reagiert auch Mietzner-Förderpreisträger Bernhard Brautlecht vom Nabu Blomberg. &bdquo;Ich finde es schlimm, was hier passiert ist, obwohl wir mit der Stadt und dem Bürgermeister in Dialog getreten sind, um Vorschläge für die Gestaltung des Vattiparks vor der Abholzung zu machen", sagt der Naturschützer. Hier hätten Politiker entschieden, die von Ökologie keine Ahnung hätten. &bdquo;Es sei sehr schade, dass die vom Nabu und der Biologischen Station gemachten Vorschläge nicht diskutiert worden seien. &bdquo;Das Abholzen ist eine mittlere ökologische Katastrophe", sagt Brautlecht. Das sagt Blomberg Marketing Blomberg Marketing hat gestern schriftlich Stellung zur Neugestaltung der Stadteingänge und der damit verbundenen Veränderung im Vattipark bezogen. Der Verein werte die angedachten Maßnahmen positiv. &bdquo;Blomberg Marketing hat sich sehr frühzeitig mit eigenen Wünschen und Vorstellungen in die Planung der Neugestaltung der Stadteingänge eingebracht", schreibt der Verein. Dessen Ziel sei es immer gewesen, dass zum Abschluss einer aufwendigen und gelungenen Innenstadtsanierung auch eine Aufwertung der Stadteingänge stattfinden müsse. &bdquo;Von daher begrüßen wir die Vorschläge der Planer und die gefundenen Lösungen und werden diese auch für die Marketingaktivitäten nutzen und fördern", heißt es in der Stellungnahme. Es sei zu begrüßen, dass das Niederntor als eines der markanten Wahrzeichen stärker in den Blickpunkt gestellt und die Sicht auf das historische Bauwerk verbessert werden soll. Dabei habe der Vattipark wegen Zuschnitt und Lage zwischen zwei stark befahrenen Straßen seit Jahrzehnten eher die Aufgabe, zur Innenstadt hinzuführen. Der Bereich &bdquo;Natur", der unverwechselbar zu Blomberg gehöre, werde an zahlreichen Stellen in der Großgemeinde gehegt und gepflegt. &bdquo;In unmittelbarer Nähe zur Innenstadt dürfen städtische Elemente im Vordergrund stehen", meint der Verein. Auch die Videoleinwand befürworte Blomberg Marketing. Diese sei ein attraktives Medium, um die zahlreichen Veranstaltungen in Blomberg zu bewerben. &bdquo;Nach Meinung aller Experten ist dafür eine LED-Wand in entsprechender Größe absolut aktueller Stand der Technik", schreibt der Verein. Auch passe eine solche Anlage hervorragend nach Blomberg – gebe es dort doch neben der Altstadt in vielen Bereichen der Industrie und Wirtschaft leistungsfähige, moderne und zukunftsorientierte Firmen.

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