Detmold. Erhalt oder Abriss? Über die „Alte Pauline“ wird viel diskutiert. Vor allem weil das denkmalgeschützte Gebäude, Baujahr 1874, sanierungsbedürftig ist. Es hat aber auch eine lange Tradition: Beherbergte es doch schon immer öffentliche Einrichtungen. Am Anfang stand der Frauenverein zu Detmold. Dieser ließ das Gebäude an der Luisenstraße (heute Bielefelder Straße) errichten, um dort seine Kinderbewahranstalt unterzubringen. Das Grundstück, so heißt es in der Denkmalwertbegründung, hatte der Magistrat der Stadt Detmold 1872 zur Verfügung gestellt. Am 4. Juni 1874 wurde die Einweihung der Paulinen-Anstalt gefeiert.
Der Name leitet sich, wie sollte es anders sein, von Fürstin Pauline ab. Diese hatte bereits 1802 die Gründung eines der ersten deutschen Kindergärten initiiert – in Anlehnung an eine Pariser Mode, wo sich vornehme Damen um die Kinder „armer, mit auswärtiger Arbeit beschäftigter Mütter“ kümmerten.
Die so genannte Kinderbewahranstalt wurde erst in der damaligen Waisenpflegeanstalt an der Schülerstraße eingerichtet. Gleichzeitig erging ein Aufruf an die Bürgerinnen, sich zu engagieren. 1848 wurde die Kinderbewahranstalt schließlich vom Frauenverein zu Detmold übernommen, der sich erst vier Jahre zuvor gegründet hatte.
Zur Erinnerung an ihre Gründerin wurde die Einrichtung 1857 in Paulinen-Anstalt umbenannt, wenige Jahre später erfolgte der Umzug an die heutige Bielefelder Straße. Das neue Gebäude umfasste großzügige Aufenthalts-, Spiel- und Klassenräume. Baurat Merckel beschrieb die Lage wie folgt: „Die Stellung des Gebäudes ist so gewählt, damit die Fenster der Schulstube nach Süd-Ost zu liegen kommen, was nämlich für kleine Kinder von großer Wichtigkeit ist; ..., etwas besonntes Terrain am zweckmäßigsten benutzt, indem ein abgetrennter, geräumiger Spielplatz und möglichst sonniges Gartenland erzielt werden wird.“
Da es immer wieder zu Platzmangel kam, wurde das Gebäude mehrfach erweitert. 1898 entstand beispielsweise der flache Anbau an der Rückseite, der heute als Kneipenraum genutzt wird. Der Westflügel wurde 1956 abgerissen.
Zuvor war die Kinderbewahranstalt 1951/52 ein weiteres Mal umgezogen und hatte sich im ehemaligen Taub-stummenheim an der Karolinenstraße niedergelassen. Das Haus an der Bielefelder Straße wurde fortan von der Mädchenbürgerschule genutzt, die im Jahr 1958 in Paulinenschule umbenannt wurde.
Seit 1981 ist nun der Verein „Kulturinitiative Detmold“ in dem städtischen Gebäude an der Bielefelder Straße untergebracht, der dort sein Kultur- und Kommunikationszentrum betreibt und es auch in Zukunft gerne weiter nutzen möchte. Durch den Namen „Alte Pauline“ blieb das Gedenken an Fürstin Pauline erhalten.