Detmold-Berlebeck. Manche fallen aus dem Nest, andere verletzten sich oder werden bei Unfällen verletzt: Die Adlerwarte kümmert sich seit Jahren um in Not geratene Wildvögel. Diese Arbeit soll nun mit einer Auffang- und Pflegestation ausgebaut werden.
Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen. Nach Darstellung der Adlerwarte bemüht sich der Förderverein derzeit um Gelder bei verschiedenen Institutionen. Die Gesamtkosten für den Bau würden geschätzt bei rund 200.000 Euro liegen. Die Stadt hat bereits überlegt, wie sie ihren Teil dazu beitragen könnte, um unter anderem die räumlichen Voraussetzungen zu schaffen. Sie könnte den Betrieb der Station demnach jährlich mit 20.000 Euro bezuschussen. Der Anteil der Stadt – inklusive Personal- und Sachkosten – würde sich nach Schätzungen der Verwaltung auf insgesamt 35.000 Euro belaufen.
Weitere Leistungen für die Pflege von mehr der zahlreichen Wildvögeln müssten durch Dritte erbracht werden: Spenden, Sponsoring oder sonstige Zuschüsse, schilderte Jürgen Grimm, Fachbereichsleiter Kultur, Touristik und Marketing, dem Kulturausschuss der Stadt in einer Berechnung. Eine Auffangstation hätte jedenfalls Pilot-Charakter für die Region. Daher stimmte der Ausschuss zu.
Etwa 230 Wildvögel betreut die Adlerwarte pro Jahr. Seit etwa 15 Jahren unterhalte sie „aus der Not geboren“ eine bislang nur provisorische Station für verletzte Greife und Eulen: „Wer eines dieser Tiere verletzt oder allzu jung auf dem Waldboden auffindet, bringt es zur Adlerwarte“, so Grimm. Der Vogelpark in Heiligenkirchen erfülle eine ähnliche Funktion für Singvögel. Bedingt durch Änderungen im Jagdrecht und den Bekanntheitsgrad der Adlerwarte seien in den vergangenen Jahren immer mehr Tiere gebracht worden.
Inzwischen seien in Berlebeck jedoch die Möglichkeiten vor Ort erschöpft und die Auffangstation ein Provisorium. „Selbst bei notdürftiger Pflege und Unterbringung kostet sie rund 55.000 Euro im Jahr. Davon wird etwa die Hälfte durch Spenden und Patenschaften sowie im Kiosk-Verkauf eingenommen“, so Grimm. Die Auffangstation solle über einen Klinikraum zur Erstversorgung der Vögel verfügen. Es sollen außerdem diverse Volieren installiert werden – auch solche, in denen Jungvögel das Fliegen erlernen könnten. Insgesamt entspräche die neue Anlage ganz dem Standard moderner Tierhäuser in Zoos.
Die Kooperation mit dem Kreis, der Stadt, dem Naturpark Teutoburger Wald und weiteren Umwelt- und Tierschutzorganisationen soll die Förderbemühungen des Vereins unterstützen. Für das Gebäude gebe es auch schon einen Plan – auf dem Areal der Adlerwarte befinde sich eine freie Wiese, die die Stadt der Adlerwarte als Grundstück überlassen will.
Kommentar: Artenschutz geht alle an
von Sven Koch
Die Arbeit der Adlerwarte ist Artenschutz. Jahr für Jahr betreut sie mehr und mehr Wildvögel wie Eulen oder Greife: Manche sind aus dem Nest gefallen oder hatten Unfälle. Dabei muss man sie unterstützen, und hier sollten sich auch der Kreis Lippe und Anrainer-Kreise in der Pflicht sehen.
Denn es werden Tiere aus der ganzen Region Ostwestfalen nach Berlebeck gebracht, und davon abgesehen ist die Adlerwarte ein touristisches Aushängeschild für ganz Lippe. Wenngleich Detmold am meisten von ihr profitiert. Die Stadt Detmold geht daher folgerichtig voran und signalisiert dem Förderverein der Adlerwarte: Von uns bekommt ihr eine feste jährliche Unterstützung und auch ein Grundstück, um eine Pflegestation samt Tierklinik einzurichten.
Das muss sein: Vor 15 Jahren noch kamen durchschnittlich 40 Tiere zur Pflege nach Berlebeck. Jetzt sind es 230. Das liegt daran, dass sich die Zahl der Greifvögel und Eulen wegen jagdrechtlicher Regelungen vermehrt hat. Es liegt auch daran, dass Menschen sensibler für die Tiere geworden sind und die Adlerwarte einen hohen Bekanntheitsgrad auf diesem Gebiet erzielt hat. Dem muss nun Rechnung getragen werden.
Derzeit bereitet der Förderverein der Adlerwarte Förderanträge an Dritte vor, um den Bau eines ornithologischen Pflegezentrums zu unterstützen.
Aufgrund der Förderrichtlinien potenzieller Dritter kann die Stadt Detmold nicht Antragsteller sein – aber sie hat ein positives Signal gesetzt. Dem sollten andere nun folgen.
skoch@lz.de