Detmold. Es ist eine verwirrende Geschichte mit glücklichem Ende: Ein sechs Monate alter Kater wäre fast gestohlen worden. Tagelang suchte Familie Rosen nach ihm, besonders die vierjährige Carla-Marie war sehr traurig. Dank aufmerksamer Nachbarn kam „Simba“ wieder nach Hause.
„Carla-Marie wünschte sich schon lange eine Katze“, erzählt Vater Chris-Jörg Rosen. Im Urlaub verliebte sich die Vierjährige in die Katzenbabys auf einem Bauernhof, und zwei kleine Kater durften die Familie mit nach Detmold in die Stettiner Straße begleiten. Dort tollten die Kätzchen gerne im Garten herum.
Von da kehrte Anfang November nur Kater „Samson“ zurück, sein Bruder „Simba“ blieb verschwunden. Die Familie suchte ihn vergeblich. Tragisch: Als Chris-Jörg Rosen ein Auto anhielt, um den Fahrer nach „Simba“ zu fragen, lief „Samson“ ihm nach und wurde auf der Straße überfahren. „Er starb in meinen Armen“, sagt Rosen, immer noch erschüttert, „wir haben alle geweint“.
Er meldete den Verlust beim Tierheim und suchte in einer Ebay-Kleinanzeige nach dem verschwundenen Kater, dort schrieb er auch über „Samsons“ Tod und die trauernde Tochter. Es folgte ein Anruf mit schlechten Nachrichten: Eine Frau erzählte, sie habe „Simba“ an der Lageschen Straße tot liegen sehen. Chris-Jörg Rosen machte sich auf die Suche, fand aber nichts.
„Das erschien mir seltsam, so weit lief er sonst nicht“, berichtet Chris-Jörg Rosen von ersten Zweifeln. Obwohl er nur noch wenig Hoffnung hatte, verteilte er 60 Steckbriefe in der Siedlung. Darauf meldete sich eine andere Anruferin, sie hätte den Kater in einer Wohnung gesehen.
Unter der angegebenen Adresse fand Chris-Jörg Rosen „Simba“ schließlich bei einem Katzenhalter wieder. Dieser erzählte, er habe den Kater jammernd auf einem Baum gefunden und zu sich genommen. Eine Bekannte, die zu Besuch war, übernahm die Suche nach den Besitzern. Es stellte sich später heraus, dass sie nicht, wie sie angeblich behauptete, beim Tierheim anrief – dort ist nach LZ-Recherche keine Meldung des Fundes eingegangen. Stattdessen entpuppte sie sich als die mysteriöse Anruferin, die Chris-Jörg Rosen von einer überfahrenen Katze berichtet hatte. Ihrem Gastgeber soll sie gesagt haben, der Besitzer wollte „Simba“ nicht mehr haben.
Der Katzenfreund, der anonym bleiben möchte, ist im Nachhinein tief betroffen: „Wie grausam kann man sein?“, verurteilt er das Handeln seiner Bekannten, zu der er nach dem Vorfall jeglichen Kontakt abgebrochen hat. Für seinen Anteil an dem Verwirrspiel hat er sich bei der Familie entschuldigt.
Die kleine Carla-Marie ist einfach glücklich, zumindest ihren „Simba“ wieder zu haben. „Er darf jetzt aber erstmal nicht mehr raus“, sagt ihr Vater. Es sei eine Verkettung glücklicher Umstände, dass er das Kätzchen rechtzeitig gefunden hat, eine Stunde später hätte die Frau es mit nach Hamburg genommen. Gegen sie hat Chris-Jörg Rosen Anzeige wegen Fundunterschlagung und versuchtem Diebstahl erstattet. Die Beschuldigte war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Bald ist der Kater alt genug, um kastriert zu werden, dann soll er auch einen Mikrochip und eine Tätowierung erhalten. So kann die Familie immer beweisen, dass „Simba“ zu ihnen gehört.
Registrierung ist Pflicht
Das Detmolder Tierheim rät Katzenhaltern, junge Tiere nicht unbeaufsichtigt ins Freie zu lassen. "Die sind dann völlig überfordert", erklärt Maria Toman, Pressesprecherin des Tierheims. Erst nach der Kastration etwa im sechsten Lebensmonat sollte Katzen Freigang gewährt werden. Mit der Kastration würden die Tiere üblicherweise auch gekennzeichnet. Dazu raten die Tierschützer zur Tätowierung im Ohr, da diese auch ohne Lesegerät für jeden Finder erkennbar ist.Die Nummer kann unter www.tasso.net oder dem deutschen Haustierregister online erfasst werden. Über die Registrierung ist der Besitzer leicht zu ermitteln. Kastration, Kennzeichnung und Registrierung sind in Detmold für freilaufende Katzen Pflicht. "Unkastrierte Tiere laufen bis zu 30 Kilometer weit und bleiben dann meistens verschwunden", sagt Toma. Daher sei die Einhaltung auch im Interesse der Tierhalter. Die Verordnung werde in Detmold aber inzwischen gut umgesetzt. Wer ein Tier findet, ist verpflichtet, dies beim Tierheim, der Polizei oder dem Ordnungsamt zu melden, in dem vorliegenden Fall sei diese Meldung nicht erfolgt. Ein Tier ohne Anzeige des Fundes zu behalten ist nach Angaben des Tierheims strafbar.