Detmold-Heiligenkirchen. Im kommenden Jahr hätte das Hotel-Restaurant "Idyll" in Heiligenkirchen sein 60-jähriges Bestehen gefeiert. Aber daraus wird nichts. Dabei war das kleine Familienunternehmen nach Angaben der Betreiber durchaus gefragt.
Im Jahresdurchschnitt war die Hälfte der Zimmer belegt, berichtet Rudi Rauer, der das Lokal 1988 von seinen Eltern übernommen hat und seitdem mit seiner Frau Gabi führt. "Das ist verhältnismäßig gut", betont der Gastronom. Der Betrieb sei wirtschaftlich zufriedenstellend gelaufen. Die Lage mit Blick auf den Hermann, nahe den touristischen Zielen, lockte Kurzurlauber.
"Wir haben Gäste, die waren von der Taufe bis zur Silberhochzeit hier", sagt Rauer im Rückblick. Aber das Hotel und das Restaurant hätten auch viel Arbeit gemacht. "Ich bin immer gegen Viertel nach Fünf aufgestanden", beschreibt er seinen Alltag. Frühstück machen für die Gäste, und nach einer längeren Pause über Mittag ging es von 17 bis etwa 23 Uhr wieder weiter.
Auch am Ruhetag gab es genug zu tun, und selbst im Urlaub war Familie Rauer erreichbar. Den verbrachten sie meistens in Büsum. Wenn überhaupt, fuhr das Ehepaar aber nur im Winterhalbjahr weg - und höchstens für eine Woche. Daher sind Gabi und Rudi Rauer auch ein Stück weit erleichtert, dass sie diese vielen Aufgaben bald nicht mehr haben werden.
"Ich werde 67, irgendwann ist es genug", findet der Restaurantmeister. Er habe schon seit sieben Jahren versucht, einen Nachfolger zu finden. Aber alle Interessenten, die im "Idyll" eine Gastronomie weiterführen wollten, sprangen ab - wohl wegen der Finanzen. Es sei schwer, für ein Gastronomieprojekt einen Kredit zu bekommen. Das stimme ihn schon ein wenig traurig. "Uns wäre es natürlich lieber gewesen, wenn das Haus gastronomisch weitergehen würde."
Stattdessen werden ab Januar nun aber Dauergäste in die neun Zimmer und die Suite einziehen: Die Stadt hat das Haus gekauft und wird es als Flüchtlingsunterkunft nutzen. Rund 35 Menschen sollen dort wohnen (die LZ berichtete). "Das ist schon in Ordnung", sagt Rauer. "Ich bin der Meinung, dass den Flüchtlingen geholfen werden muss".
Am Samstag, 28. November, wird er das letzte Mal Gäste bewirten, dann ist Schluss im "Idyll". "Es tut uns leid für unsere vielen Stammgäste, manche kommen schon seit über 50 Jahren zu uns - dafür möchten wir uns bedanken", sagt der Restaurantmeister.
Er wird mit seiner Frau nach Bad Meinberg ziehen und freut sich darauf, dass sie dann mehr Zeit miteinander haben. Aber das "Idyll" wird ihm auch fehlen, da ist er sicher: "Ein Bier an der Theke, mit Stammgästen klönen - das werde ich vermissen".