Detmold. Nach und nach verlassen immer mehr britische Soldaten ihre Standorte in der Region. Im Landesarchiv Detmold haben sich deshalb Vertreter von Kulturinstitutionen aus Westfalen getroffen, um zu besprechen, wie das Forschungs- und Ausstellungsprojekt "Geschichte der Briten in Westfalen" konkret aussehen und umgesetzt werden kann.
Die Idee ist, im Zusammenhang mit dem Abzug der Briten Rückschau zu halten, sagt die Detmolder Stadtarchivarin und Sprecherin der OWL-Archive Dr. Bärbel Sunderbrink. "Was ist das für eine Zeit, die hier zu Ende geht? Das ist die Frage, die wir uns stellen", ergänzt Dr. Andreas Neuwöhner vom Kulturamt Paderborn.
In Archiven finden sich hauptsächlich Schriftwechsel der Verwaltungen. Persönliche Sichtweisen, wie die Leute die Dinge wirklich erlebten, fehlen oft, sagt Dr. Bettina Blum vom Kulturamt Paderborn. Aus diesem Grund sind die Organisatoren der Ausstellung dankbar, wenn sich Zeitzeugen bei ihnen melden und ihre persönliche Geschichte zum Thema "Briten in Westfalen" erzählen. Gleiches gilt, wenn jemand noch passende Gegenstände oder Fotos hat, die er gerne bereit stellen möchte. Diese Dinge können bei Dr. Bärbel Sunderbrink im Stadtarchiv Detmold, Willi-Hofmann-Straße 2, oder in einem anderen lippischen Stadtarchiven abgegeben werden. Weitere Informationen gibt es bei Dr. Bettina Blum, Tel.: 05251-8827922.
Im Mittelpunkt stehen unter anderem Zeitzeugenberichte und wie der Umgang der Menschen miteinander war. Wie waren die gesellschaftlichen Gefüge? Welche Konflikte gab es und wie wurden sie gelöst? Wie wurden Liebesbeziehungen wahrgenommen? - All das sind Fragen, die sich stellen.
In Detmold beispielsweise war das deutsch-britische Verhältnis bis zuletzt geprägt durch soziale Separation, heißt es in dem Aufsatz "Konflikt und Entspannung zwischen Kontakt und Segregation" aus den Lippischen Mitteilungen 2015. Dazu habe auch die räumliche Trennung beigetragen. Dennoch gab es immer wieder Annäherungspunkte. So fand bereits am 9. November 1945 das erste Fußballspiel zwischen einer britischen Soldatenmannschaft und dem VfB Detmold statt. Laut Aufsatz verstärkte sich in den 1960er- Jahren die Interaktion zwischen Detmoldern und Briten, was unter anderem auch an dem englischsprachigen Radiosender BFBS gelegen hat.
Der letzte Soldat schloss im Jahr 1995 das Kasernentor in Detmold zu, und Ende 2014 wurden auch die verbliebenen Wohnungen der britischen Soldaten aufgelöst. Andernorts ziehen die Briten jetzt erst ab. Schon in diesem Prozess des Abzugs sammeln die Projektbeteiligten Erinnerungen von deutscher und britischer Seite, damit diese nicht verloren gehen. Viele Dinge seien schon abhanden gekommen als die Kasernen aufgelöst wurden. "Was es dort noch an Dokumenten gab, wurde unter anderem vernichtet oder an Sammler weitergegeben", bemerkt Dr. Bettina Blum vom Kulturamt Paderborn.
Projektpartner sind neben den OWL-Archiven, die Stadt und die Universität Paderborn, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Verein für Geschichte und Altertumskunde sowie die britischen Streitkräfte. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Herbst 2017 in Paderborn eröffnet und zieht dann durch verschiedene Städte. Für Ende 2016 ist eine Tagung zu dem Thema geplant.