Detmold. Flexibilität, Langlebigkeit, Mehrfachnutzung – darin besteht, kurz zusammengefasst, das Konzept von Unternehmer Volker Steinbach, Vorstandsvorsitzender der Steinbach AG (Industriedienstleistungen), und Architekt Klaus Sander, Geschäftsführer des gleichnamigen Architekturbüros. Zusammen planen die Detmolder Gewerbeflächen, die von den unterschiedlichsten Firmen angemietet werden können.
Klaus Sander skizziert den Grundgedanken: „Wenn ich ein Gebäude errichte, denke ich bereits daran, dass die Nutzung irgendwann wechseln könnte." Das bedeute, dass der Bau flexibel sein müsse und nicht spezifisch auf eine Branche zugeschnitten werde. Das Konzept hat Volker Steinbach aus Amerika mitgebracht und zusammen mit Klaus Sander in den beiden Westpoint genannten Objekten im Detmolder Industriegebiet und aktuell in einem Southpoint in Ulm umgesetzt.
Und wie genau sieht das aus? Deutsche Gewerbebauten seien davon geprägt, dass der Bauherr sein Objekt genau auf die jeweilige Branche abstimme. Büro und Halle seien dabei oft in separaten Komplexen untergebracht. Diese könnten zwar gegebenenfalls erweitert werden. Doch ziehe die Firma aus irgendeinem Grund aus, sei der Bau oft nur für ein Unternehmen der gleichen Branche interessant, sagen die Bauexperten.
Nicht nur bei einzelnen Firmenbauten, sondern auch bei ganzen Gewerbeparks ist laut Hochschulprofessor Oliver Hall ein Umdenken erforderlich. Die städtebauliche Entwicklung von Gewerbegebieten insbesondere in ländlichen Räumen seien problematisch, wenn der Aufwand der entwickelnden Kommune nicht durch Grundstücksverkäufe refinanziert werden könne. „Da wird eine lange Straße asphaltiert, an der dann nur wenige Gebäude stehen", erklärt der Diplom-Ingenieur. Hier seien kluge Planungsprozesse gefragt, die ein stufenweises Wachstum ermöglichten, um auf sich wandelnde Marktentwicklungen reagieren zu können und eine Zersiedlung der Landschaft zu verhindern.
Volker Steinbach und Klaus Sander wollen das Gegenteil erreichen: Die Flächen in den Westpoints in Detmold und im Southpoint in Ulm seien branchenübergreifend zu vermieten. „Hier kann sowohl ein Produktionsbetrieb als auch ein Logistikunternehmer unterkommen", verdeutlicht Architekt Sander. Auch ein Laborbetrieb zähle zu den Mietern. Im Inneren sind die Gebäude in unterschiedlich große Einheiten unterteilt. Je nachdem, wie viel Platz eine Firma benötige, könne sie entsprechend viele Einheiten anmieten, in denen sich dann sowohl Büro als auch Halle befinden. Beides kann je nach Bedarf erweitert oder verkleinert werden. Dazu können leichte Trennwände auf- und auch wieder abgebaut werden.
Wächst also eine Firma, und die Mieter in der Nebeneinheit möchten sich verkleinern, kann das expandierende Unternehmen den benachbarten Teil ohne großen Aufwand übernehmen. Ebenso sei es kein Problem, die Bürofläche innerhalb des Gebäudes zu erweitern.
„In unseren Objekten kann man in Etappen wachsen und schrumpfen. Man kann quasi atmen", fasst Unternehmer Steinbach zusammen. Darin liege die Flexibilität. Sander ergänzt: „Die Gebäude haben eine Lebensdauer von mindestens 60 Jahren."
Auch auf die äußere Gestaltung werde geachtet. „Wir legen schon Wert auf Optik", stellt Steinbach fest. Die Vorderfront habe dabei einen repräsentativen Charakter, und die Rückseite sei praktisch gestaltet, um genug Platz für An- und Abtransporte bieten zu können.
Oliver Hall, Professor für Stadtplanung an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, sieht bei der Entwicklung von Gewerbebauten denselben Trend, wenn es um Nachhaltigkeit geht. „Nutzungsneutralität ist ein relativ aktuelles Thema", sagt Oliver Hall. Dabei ginge es in erster Linie um die Sicherung eines Immobilienwertes. Bei der Errichtung eines Gebäudes für eine spezifische Gewerbenutzung werde darauf geachtet, dass es später auch andere Nutzungen zulasse. Als Beispiel nennt er einen Supermarkt in Köln-Stammheim, der aufgrund der Gebäudeform und Deckenhöhe auch einen Handwerksbetrieb aufnehmen könnte. Geplant wurde der Komplex von dem Architekturbüro Astoc, in dem Hall ebenfalls tätig ist.
Gleichzeitig spiele Nachhaltigkeit eine Rolle, wenn es um den Energieverbrauch eines Gebäudes gehe. Einerseits um Kosten zu sparen und auf der anderen Seite, um die Umwelt zu schonen.
Dafür könnten Neubauten durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen zertifiziert werden. „Das ist für den Bauherren von doppeltem Nutzen", sagt Hall. Der Unternehmer spare nicht nur Energie, sondern könne damit auch werben.