Detmold. "Irgendwie hat das Thema in der Luft gelegen", sagt Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Dabei ist es so alltäglich: der Gang zur Toilette. Das Freilichtmuseum in Detmold stellt es nun in den Mittelpunkt seines Themenjahres. Dessen Titel: "Scheiße sagt man nicht."
Dennoch wird viel darüber geredet werden. War das Gefühl von Scham bei früheren Generationen auch schon so ausgeprägt? Seit wann gibt es die Wasserspülung und Toilettenpapier? Wie funktioniert die Kommunikation auf öffentlichen Toiletten? Solche Fragen rund um das "stille Örtchen" will das Museum beantworten. Eine Ausstellung über/für Groß und Klein rückt ab Karfreitag, 25. März, die Geschichte der Toilette und Hygiene in den Mittelpunkt.
"Der Umgang mit der Toilette und die Entwicklung des stillen Örtchens im Laufe der Geschichte sagen sehr viel über das Leben früherer Generationen und unsere heutige Gesellschaft aus", erklärte Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale bei der Vorstellung des Themenjahres. Wurde die Notdurft früher noch draußen verrichtet, beispielsweise auf dem Donnerbalken oder im hölzernen Aborthäuschen, so rückte schon mit dem Bau von Aborterkern an Burgen, Schlössern und Wohnhäusern die Toilette enger an den Wohnbereich heran. Zahlreiche Beispiele dieser unterschiedlichen Toilettenformen gibt es im Museumsgelände zu sehen.
Das neue Angebot "Museumsschläfer - Expedition in die Geschichte" startet im Mai. "Ich freue mich sehr, dass wir in dieser Saison den Hof Remberg für Schulklassen öffnen können", erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale. Museumsdirektor Dr. Jan Carstensen informiert: Ab Mai können dort Kinder und Jugendliche als "Museumsschläfer" an bis zu vier Tagen den Museumsalltag miterleben und selbst ausprobieren, wie die Menschen früher gelebt haben. "Das werden unvergessliche Erlebnisse, die Geschichte noch einmal ganz anders zugänglich machen", zeigen sich er und Rüschoff-Thale überzeugt. Maximal 30 Kinder in Klassen vom 3. bis 8. Schuljahr können kommen. Es gibt noch freie Plätze. Mehr Informationen gibt es im Internet auf www.lwl.org . Anmeldungen sind unter Tel. (05231) 7060 möglich.

"Und auch in unserer Sammlung sind sehr interessante Objekte, die zeigen, dass dieses Thema ein wichtiger Aspekt der Alltagskultur ist und insofern hervorragend zu unserem Landesmuseum für Volkskunde passt", ergänzte Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen. Vor allem die sogenannten Nacht- und Leibstühle veranschaulichten, dass das Verrichten der Notdurft schon früher gerne getarnt worden sei.

Die heutige Gesellschaft gebe sich alle Mühe, die unangenehmen Aspekte des Toilettengangs zu verstecken. Das Bad wird zur Wellnessoase, in der Duftspender oder Toiletten, die Musik abspielen, die natürlichen Gerüche und Geräusche übertönen sollen. Sei man krank oder pflegebedürftig, werde einem so richtig bewusst, dass der Gang zur Toilette viel mit einem selbstbestimmten Leben zu tun habe. Denn auch die Grenzen der eigenen Autonomie werden in der Sonderausstellung thematisiert. Aber auch Aspekte wie Ökologie, Hygiene, Krankheiten, Toilettenzubehör oder mittelalterliche Kloakenfunde finden sich in der Schau. Zudem haben die Besucher die Gelegenheit zu einem Blick über den Schüsselrand auf Toiletten aus aller Welt.
Höhepunkt der Ausstellung sei ein Raum, der wie eine öffentliche Toilette gestaltet und von Illustratoren mit Ausstellungstexten und Zeichnungen im Graffiti-Stil beschriftet worden sei. Ein "Tabubereich" thematisiert den Zusammenhang von öffentlichen Toiletten, Sex und Drogen. "Dort können die Besucher entscheiden, ob sie es ansehen möchten oder nicht", so Ausstellungskuratorin Janina Raub.
Für Kinder ist ebenfalls ein Bereich eingerichtet worden, in dem sie sich spielerisch mit dem Thema Sauberkeitserziehung beschäftigen können. Dabei könnten sie der Geschichte "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat" folgen und die verschiedenen Museumstiere noch einmal auf neue Art kennenlernen, so Raub. Bericht rechts
Das Freilichtmuseum ist vom 25. März bis 30. Oktober dienstags bis sonntags und an Feiertagen von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet jeweils 7 Euro für Erwachsene und 2 Euro für Kinder.