Detmold. Für die meisten ist der Gang aufs Klo etwas sehr intimes. Öffentlich darüber zu sprechen, ist vielen unangenehm und peinlich. Mit diesem Tabu bricht das Freilichtmuseum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Detmold. „Scheiße sagt man nicht“ lautet der Titel des Themenjahres, das sich die Kulturgeschichte der Toilette vorknöpft. Am Sonntag fand die offizielle Eröffnung statt.
„Zugegeben, der Titel ist schon etwas gewöhnungsbedürftig“, sagte LWL-Museumsdirektor Prof. Dr. Jan Carstensen bei der Begrüßung seiner Gäste, die zu einer Feierstunde in die Gaststätte „Im Weißen Ross“ gekommen waren. Das Motto sei aber ganz bewusst so gewählt worden. „Eben weil man es ja eigentlich nicht sagt“, erklärte Carstensen.
Man habe für dieses Thema etwas mehr Augenzwinkern an den Tag gelegt, als es sonst bei Ausstellungen und Themenjahren der Fall sei.
Dass sich diesmal vieles im Freilichtmuseum rund um das „stille Örtchen“, den „Donnerbalken“ oder den „Nachttopf“ dreht, sei der im Rheinland zu sehenden Ausstellung „Besetzt“ zu verdanken. Durch sie inspiriert, sei die Idee entstanden, sich auch in Detmold thematisch mit dem Umgang der Toilette und der geschichtlichen Entwicklung auseinanderzusetzen.
Eine, die sich maßgeblich mit der Umsetzung befasst hat, ist die wissenschaftliche Volontärin Janina Raub. „Am Anfang habe ich mir die Frage gestellt: Klos im Museum, passt das überhaupt?“, sagte Raub. Doch da es in den Gebäuden des LWL-Freilichtmuseums rund 100 Toiletten und 60 als Exponate ausgestellte Nachttöpfe gebe, habe sehr schnell festgestanden, dass das Thema sehr gut in ein Museum passe.
Mit Unterstützung, unter anderem von Dr. Heinrich Stiewe, wurden unterschiedlichste Aspekte rund um das „Geschäft“ aufgearbeitet. Wie wurde die Notdurft früher verrichtet, wie war die Entwicklung vom Plumpsklo bis hin zum Wasserklosett und wie funktioniert beispielsweise der Toilettengang bei Krankheit oder im Pflegefall? Dies sind nur einige Fragen, die in der Ausstellung und an vielen anderen Stellen im Museum beantwortet werden. Dazu gibts ein umfangreiches Begleitprogramm mit Workshops und Kursen.
Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung von einem aus Clemens Ohlendorf, Jonas Spieker und Sebastian Müller bestehenden Trio. Humoriges zu Entsorgungsfragen präsentierte der Schauspieler Roman Weltzien („Scheiße ist eigentlich ein ziemlich hartes Wort für so eine weiche Masse.“)
Alle Infos zum Themenjahr „Scheiße sagt man nicht“ gibts unter www.lwl-freilichtmuseum-detmold.de.