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Übernachten im Freilichtmuseum

Jana Beckmann

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Gefion Apel, Leiterin des Museumsschläfer-Projekts, wringt mit Matilda ein Tuch aus, während Museumsleiter Prof. Dr. Jan Carstensen frisches Wasser in den Bottich nachgießt. Dr. Hubertus Michels, Anna Stein und Michael Pavlicic (von links) schauen zu. - © Bernhard Preuß
Gefion Apel, Leiterin des Museumsschläfer-Projekts, wringt mit Matilda ein Tuch aus, während Museumsleiter Prof. Dr. Jan Carstensen frisches Wasser in den Bottich nachgießt. Dr. Hubertus Michels, Anna Stein und Michael Pavlicic (von links) schauen zu. (© Bernhard Preuß)

Detmold. Die historischen Arbeitsfelder hautnah erleben und den Alltag im Freilichtmuseum kennen lernen – das können Schulklassen ab sofort im Hof Remberg. Denn das Gebäude, das am Freitag im Sauerländer Dorf eröffnet worden ist, ermöglicht ihnen einen mehrtägigen Aufenthalt rund um die Uhr.

Hintergrund ist ein neues museumspädagogisches Projekt mit dem Titel „Museumsschläfer – Expedition in die Geschichte", das von Mai bis September in der Einrichtung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) angeboten wird. „Die Schulklassen können Geschichte direkt erfahren", erklärte Michael Pavlicic, der stellvertretende Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung bei der Eröffnung. „Im Gegensatz zum Frontalunterricht im Klassenraum bekommen die Schüler im Hof Remberg die Chance, Erfahrungen mit allen Sinnen zu machen, neue Bewegungsabläufe und Fähigkeiten zu erlernen."

Dazu gehört natürlich auch ein Blick in die Geschichte des Gebäudes, das ursprünglich in Finnentrop-Fretter im Kreis Olpe stand und bereits 2003 in neun Baublöcken nach Detmold transportiert wurde. Mit dem Wiederaufbau des repräsentativ, spätklassizistisch gestalteten Wohnhauses von 1877 wurde 2011 begonnen. Und es wurde ergänzt.
Denn: An das Wohnhaus hatte sich ursprünglich rechtwinklig ein Wirtschaftsflügel mit Querdiele, Stallungen und Heulager angeschlossen, bevor er abgerissen wurde.

Für damalige Verhältnisse war der Hof Remberg ein überaus moderner Bau, der für Aufsehen gesorgt haben dürfte. „Josef Remberg war einer der ersten, der mit dem Neubau eine jahrhundertealte Tradition im bäuerlichen Hausbau brach: Er vollzog die Abkehr vom niederdeutschen Hallenhaus mit Wohnen und Wirtschaften unter einem Dach und errichtete stattdessen ein nahezu freistehendes Wohnhaus. Alle landwirtschaftlichen Tätigkeiten lagerte er in den Flügelbau und andere freistehende Gebäude aus", berichtete Dr. Hubertus Michels, der Leiter des Referates Bauwesen.

Mit dieser neuen Form der Hofanlage realisierte er für sich und seine Familie ein an bürgerlichen Vorbildern orientiertes Wohnen und brachte gleichzeitig seinen landwirtschaftlichen Betrieb auf den neuesten technischen Stand. „Nun können wir unseren Besuchern beispielhaft die grundlegende Modernisierung der ländlichen Kultur Westfalens ab etwa 1870 vermitteln", erklärte Michels mit Blick auf die beiden wiedererrichteten Gebäudeteile.

Im rekonstruierten Wirtschaftsflügel sind für die neue museumspädagogische Nutzung vor allem Schlaf-, Sanitär- und Aufenthaltsräume untergebracht, um so die originale Bausubstanz des Haupthauses zu schonen. Es werden aber beide Gebäude genutzt, die weitgehend barrierefrei sind. Einige Räume im Wohnhaus wurden mit historischem Mobiliar ausgestattet.

Information

Museumsschläfer

Das museumspädagogische Projekt „Museumsschläfer – Expedition in die Geschichte" richtet sich an die Klassen 3 bis 8. Jeder Aufenthalt beginnt mit einem Rundgang. Das Haus bietet Möglichkeiten, sich mit dem Alltagsleben der früheren Bewohner zu beschäftigen und ein realistisches Bild der täglichen Arbeit aufzuzeigen. Säen und Ernten von Gemüse, Marmelade einkochen, Sauerkraut herstellen und andere Konservierungsarten kennenlernen oder Waschen wie zu Omas Zeiten sind nur einige Beispiele. „Vergangenheit am Konkreten zu erlernen, das ist ein Ziel des Projekts", berichtete wissenschaftliche Mitarbeiterin Anna Stein. Dazu kommen Workshops zum Handwerk. Die Kosten betragen 20 Euro pro Person und Übernachtung. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer: 05231-7060 oder auf E-Mail-Anfrage an 
anna.stein@lwl.org

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