Detmold. Ein besonderer Raum, eine hochkarätige Schauspielerin sowie inhaltliche Anknüpfungspunkte zwischen ihrer filmischen Arbeit und dem Thema des Abends: Maria Schrader liest bei den „Dorfgeschichten" im LWL-Freilichtmuseum Detmold aus Olga Grjasnowas mehrfach prämiertem Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt".
Bei den Lesungen, die am Mittwoch, 9., und Donnerstag, 10. November, um 19.30 Uhr in der Museumsgaststätte „Im weißen Ross" beginnen – am Donnerstag um 11.30 Uhr gibt es zusätzlich eine Lesung für Schulklassen aber der Jahrgangsstufe 10 im Detmolder Sommertheater – handelt es sich um die zehnte Auflage der „Dorfgeschichten", die das Literaturbüro OWL und das Freilichtmuseum, unterstützt von der Sparkasse Paderborn-Detmold, ausrichten.

Als Glanzlicht für die Region hätten sich die „Dorfgeschichten" etabliert, seit sie vor zehn Jahren aus der Taufe gehoben wurden, sagte die neue Vorsitzende des Vereins Literaturbüro OWL, Ute Schäfer, und Prof. Jan Carstensen, Direktor des Freilichtmuseums, sprach von einem Highlight im Museumsjahr. Die Lesung, so freuen sich beide, greife auch zwei hoch aktuelle Themen auf: Sprache beziehungsweise Sprachlosigkeit und Heimat. „Das passt super in die Zeit", bestätigt auch Sparkassendirektor Arnd Paas.
Fremd sein, die Sprache nicht verstehen: Diese Erfahrung hat auch Autorin Olga Grjasnowa gemacht. „Sie ist 1984 in Aserbaidschan geboren worden und in den 1990er-Jahren mit ihren Eltern als jüdischer Kontingentflüchtling nach Deutschland gekommen", sagt Sarah Bloch vom Literaturbüro OWL.
Studiert hat sie am renommierten Literaturinstitut in Leipzig – „Der Russe ist einer, der Birken liebt" ist ihr Debütroman. „Die Protagonistin Mascha hat viele Ähnlichkeiten mit der Autorin", sagt Sarah Bloch. Auch sie kommt als Jüdin aus Aserbaidschan nach Deutschland. Als ihr Freund Elias stirbt, wird Israel zur Zuflucht für sie.
Konfrontiert mit der israelischen Geschichte und Gegenwart wird sie von der eigenen Vergangenheit eingeholt. „Der Roman ist frech und schnell geschrieben, er liest sich, als ob einem die Geschichte erzählt wird", sagt Sarah Bloch. Zu den Anfangszeiten des Formates habe das dörfliche jüdische Leben im Zentrum der Lesungen gestanden, diesmal gehe es um ein ganz junges Kapitel der deutsch-jüdischen Geschichte.
Mit dieser hat sich auch Schauspielerin Maria Schrader intensiv auseinander gesetzt. So brachte ihr ihre Verkörperung einer lesbischen Jüdin in „Aimée und Jaguar" 1999 den Silbernen Bären der Berlinale, den Bayerischen Filmpreis sowie den Deutschen Filmpreis ein. Sie spielte zudem im Filmprojekt „24h Jerusalem", und aktuell erscheint ihre zweite Regiearbeit „Vor der Mörgenröte" über das Leben des Schriftstellers Stefan Zweig, der 1934 vor den Nazis aus Österreich nach London floh.
Der Eintritt kostet je nach Platzkategorie 15 oder 10 Euro – ab heute können die Tickets reserviert werden. Karten gibt es beim Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe unter Tel. (05231) 3080210 und bis zum Saisonende am Sonntag, 30. Oktober, auch an der Kasse des LWL-Freilichtmuseums Detmold. An den beiden Veranstaltungstagen fährt ab 18.45 Uhr ein Buspendelverkehr vom Museumseingang zur Gaststätte „Im Weißen Ross" im Paderborner Dorf. Karten und Informationen für Schulen zu der Lesung im Sommertheater gibts im Literaturbüro OWL unter Tel. (05231) 308020.