Detmold. Eins für die Schreibtischarbeit und eins zum Besprechen und Repräsentieren: Prof. Dr. Thomas Grosse, Rektor der Hochschule für Musik, hat gleich zwei Büros zur Auswahl.
Das eindrucksvollere Büro ist im Palais. Hier tritt regelmäßig das Rektorat zusammen. „Ich finde es wichtig, dass das Gremium dort tagt, wo das Hochschulleben pulsiert", sagt Grosse. Für die LZ-Serie öffnet Grosse allerdings die Tür zu seinem Büro im Verwaltungsgebäude an der Willi-Hofmann-Straße. Das Büro, in dem er seiner täglichen Arbeit nachgeht. Von 8 bis 18 Uhr ist er hier anzutreffen, oft auch samstags und sonntags, und abends gehts dann ins Konzert.
Musik hören kann Thomas Grosse, der seit zwei Jahren im Amt ist, allerdings auch an seinem Schreibtisch. Gegen Abend dreht er gern mal die Anlage auf, ein High-End-Gerät mit erstklassigen Lautsprechern. „Das ist toll, dass eine gute Musikanlage da ist", sagt der 51-Jährige. Die hat er von seinem Amtsvorgänger übernommen – genau wie den Schreibtisch und das Gros der restlichen Einrichtung.
Eine zentrale Änderung gibt es jedoch, die allerdings auf den ersten Blick kaum auffällt: Der Besprechungstisch hat 30 Zentimeter mehr Durchmesser als jener seines Vorgängers. „Die brauchen wir, sonst passen nicht alle Laptops drauf", sagt Grosse. Der Tatsache, dass diese inzwischen bei kaum einem Meeting mehr fehlen, ist auch der neue Monitor an der Wand geschuldet. Neu sind zudem eine Magnettafel und ein Flipchart – und zwei persönliche Dinge: zwei Kunstwerke, die jeweils eng mit Grosses beruflichen Stationen vor seiner Detmolder Zeit verknüpft sind.
Gleich neben dem Schreibtisch hängt ein Kupferstich der Künstlerin Josepha Muche, der schon sein Büro in der Musikschule Alfeld zierte, an der Grosse zehn Jahre lang tätig war – erst als Lehrer, später als Leiter. Lehrer zu sein, so erzählt er, sei der einzige lange im Voraus geplante Schritt seiner Berufslaufbahn gewesen.
„Mit 14 Jahren hatte ich beschlossen, dass ich mit Cello im Hauptfach und Deutsch als Nebenfach Schulmusik studieren wollte." Kam dann doch ein bisschen anders – das Cello tauschte er noch vor dem Abi gegen die Oboe: „Ich musste ja zur Bundeswehr und wollte dort auch Musik machen – mit Cello kann man nicht marschieren." Dr. Thomas Grosse lacht. Und aus der allgemeinbildenden Schule als ursprüngliches Ziel wurde die Musikschule. „Die meisten meiner Kommilitonen wollten ins Orchester. Aber ich wollte mit der Oboe Musikschullehrer werden."
Ein Harfen-Ensemble gemanagt, im Orchester eines Operetten-Ensembles gespielt, an der Hochschule für Musik und Theater Hannover promoviert – für seine berufliche Laufbahn gelte: „Ich habe oft das gemacht, was mir gerade begegnete. Darum bin ich immer total glücklich gewesen", sagt Grosse.
Das trifft auch auf seine Tätigkeit als Professor und Studiendekan der Abteilung Soziale Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule Hannover zu. „Auf so eine Professur kann man nicht studieren, das muss einfach passen", sagt Grosse. 16 Jahre war er dort. Aus dieser Zeit stammt die zweite Arbeit, die in seinem Detmolder Büro hängt: ein Schaukasten mit Fundstücken, den Studenten der Einrichtung gestaltet haben.
Mitgenommen aus dieser Zeit hat er aber auch jede Menge Kenntnisse und Erfahrungen, die ihm in seiner heutigen Rektorentätigkeit nützlich sind. „Im Grunde kann ich jetzt all das gebrauchen, was ich vorher gemacht habe", sagt er. Angekommen: in Detmold und Umgebung – die er Stück für Stück auch gemeinsam mit seiner Frau und seinem 17-jährigen Sohn erkundet, die im Alltag nach wie vor in Hannover leben – und in der Hochschule. „Ich habe das Gefühl, am richtigen Platz zu sein. Das ist der schönste Job, den ich je gemacht habe", sagt Grosse.
1. Ich bin derzeit sehr zufrieden, weil...
ich spüre, dass die Hochschule für Musik für viele Menschen in meinem Umfeld nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch ein gemeinsames Projekt ist.
2. Gegenwärtig läuft es bei uns gut, weil...
das Land Nordrhein-Westfalen erkannt hat, dass es an den Musikhochschulen Defizite zu beheben gilt und uns für einen gewissen Zeitraum in die Lage versetzt hat, die HfM in Ruhe und mit Weitsicht weiterzuentwickeln.
3. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass...
wir erfolgreich alle Kräfte bündeln werden, um Musik als elementare soziale Kraft, als Raum für Begegnung und Freude dauerhaft in der Gesellschaft zu erhalten und zu stärken.
4. Meine Mittagspause verbringe ich...
leider etwas zu oft am Schreibtisch. Aber ich versuche stets, mich in die Stadt oder in unsere Mensa zu begeben, um dort eine Kleinigkeit zu essen und zur Ruhe zu kommen.