Publizist und ZDF-Moderatorin geben Einblick in ihre Martin-Luther-Biografie

Detmold. Der Mann verdient das Geld, die Frau kümmert sich um Haus und Kinder. Das war das gängige Rollenverständnis zu Zeiten Martin Luthers. Auch in der Ehe des Reformators? Nein, sagen Publizist Christian Nürnberger und ZDF-Moderatorin Petra Gerster.

In ihrem Buch &bdquo;Der rebellische Mönch, die entlaufene Nonne und der größte Bestseller aller Zeiten" beleuchten sie unter anderem die Beziehung zwischen Luther und seiner Frau Käthe – die durchaus respektvoll gewesen sein soll. Das und mehr verraten die Autoren, die am Freitag, 12. Mai, auf Einladung der Gesundheitsallianz Lippe nach Detmold kommen, im Vorab-Interview mit der LZ.

Können wir heute noch von Luther lernen?

Petra Gerster: Auch heute kann man sich bei Luther ein Beispiel an seinem Mut, ja Todesmut nehmen. Er wusste: In Worms können sie mich verbrennen. Und er ist trotzdem hingefahren – um jener Wahrheit Willen, die er entdeckt hatte. Außerdem lernt man die Liebe zur Sprache, Sprachgefühl, Wortmächtigkeit.

Was unterscheidet Ihr Buch von all den anderen, die zum Reformationsjubiläum auf den Markt kommen?

Christian Nürnberger: Es ist kein wissenschaftliches Werk, sondern das Buch zweier Journalisten, die sich auf das Wesentliche beschränken. Der Ehrgeiz bestand nicht darin, mit etwas Neuem aufzuwarten, sondern das Bekannte kurz, verständlich und möglichst unterhaltsam zu erzählen.

Meist ist ausschließlich von Luther selbst die Rede. Welche Rolle spielt aber seine Frau Käthe?

Gerster: Das ist gleich das nächste Unterscheidungskriterium. Weil ihre Rolle jahrhundertelang unterschätzt wurde, haben wir ihr ein eigenes Kapitel gewidmet. Als Luther beerdigt wurde, haben zahlreiche kluge Köpfe der Reformation an dessen Grab große Reden gehalten, aber die Witwe keines Wortes für würdig befunden. Sie ist seitdem kaum erwähnt worden, und erst jetzt, zum Reformationsjubiläum, beginnt man die Frau an Luthers Seite zu entdecken und bei ihr sogar Ansätze von Feminismus zu entdecken.

Und das zur damaligen Zeit?

Gerster: Ja – Sie war eben nicht nur &bdquo;Luthers Mädchen", sondern hat sich an seiner Seite eine Art mittelständisches Unternehmen aufgebaut. Und Luther hat ihr nicht reingeredet, ihr den Erfolg nicht geneidet, sondern war stolz auf seine fleißige Frau. Er hat sich zudem mehrfach respektvoll darüber geäußert.

Der erste Schritt zur Gleichberechtigung...

Gerster: Natürlich konnte davon damals nicht die Rede sein, aber zwischen Luther und seiner Frau Katharina herrschte – anders als mach frauenfeindlicher Spruch Luthers vermuten lässt – ein respektvolles Verhältnis auf Augenhöhe.

Welche Zielgruppe soll Ihr Buch ansprechen?

Nürnberger: Alle vom Jugendlichen bis zum Greis, nicht nur Protestanten sondern auch Katholiken, Juden und Muslime, Atheisten, Agnostiker. Denn die Reformation war nicht nur eine Kirchenreform, sondern eine Kulturrevolution mit Folgen bis in unsere Zeit. Daher sollte jeder das Wesentliche über dieses einschneidende Ereignis wissen und verstanden haben.

Ist es eine Herausforderung, als Paar an einem gemeinsamen Buch zu schreiben?

Nürnberger: In diesem Fall nicht, denn es war wie bei Luther und Katharina. Er machte sein Ding, ohne dass sie ihm reinredete, und sie machte ihr Ding, ohne dass er ihr reinredete.

Gerster: Bei anderen Büchern, die wir gemeinsam geschrieben haben, kam es allerdings schon gelegentlich zu größeren Ehekrächen...

Nürnberger: ...die sich dann dadurch wieder einrenkten, dass der Klügere nachgab...

Gerster: ...jaja.

Sind Sie selbst religiös?

Nürnberger: Dietrich Bonhoeffer hat sich für ein &bdquo;religionsloses Christentum" ausgesprochen. Solch ein Christentum ist – wie es das Judentum von Anfang an war – nicht an Riten, Speisegeboten, Kirchgängen, Prozessionen, Wallfahrten, Pilgerreisen und religiösen Praktiken interessiert, sondern an Religionskritik, Aufklärung, Herrschaftskritik und Autoritätsskepsis. In diesem Sinne bin ich ein religionsloser Christ.

Gerster: Ich für meinen Teil bin bikonfessionell sozialisiert – Vater Katholik, Mutter Protestantin. So habe ich aus beiden Welten das Beste mitgenommen und das Schlechte zurückgelassen.

Einlass zu der Lesung am Freitag im Sommertheater ist um 18.30 Uhr, Beginn um 19.30 Uhr. Karten gibt es für 18 Euro unter anderem in der Apotheke an der Post und im Buchhaus am Markt.

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