Interview: Karin Göhner ist seit 40 Jahren im Einsatz für Tiere in Not

Bad Salzuflen. Kaninchen, Nagetiere, Hund und Katze – sie alle finden ein Zuhause im Tierheim in der Ziegelstraße. Seit 60 Jahren setzen sich die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer für Tiere in Not ein. Vor dem Frühlingsfest, das am Sonntag, 14. Mai, stattfindet, spricht die Vorsitzende Karin Göhner über die aktuelle Lage und Wünsche des Vereins.

Frau Göhner, haben Sie zur Zeit einen Lieblingsbewohner hier im Tierheim?

Karin Göhner: Die Lieblinge sind meistens unsere Notfälle. Gerade haben wir zwei Kangals – das sind türkische Herdenschutzhunde. Sie heißen &bdquo;Bella" und &bdquo;Schnitzel" und sind aufgrund ihrer imposanten Größe schwer zu vermitteln. Außerdem haben wir mit &bdquo;Wilson" einen Entlebucher Sennenhund-Welpen. Er ist hier im Februar geboren und hat leider einen inoperablen Herzfehler.

Sie sind bereits seit 40 Jahren Mitglied im Tierschutzverein. Was hat sich über die Zeit verändert?

Göhner: Anfangs hatten wir viel weniger Platz. Wir konnten vielleicht 20 Katzen unterbringen – zur Zeit sind es etwa 70 und mehr als 20 Hunde. Auch die Ansprüche an uns aber auch unsere Möglichkeiten haben sich verändert. Hygiene spielt eine viel höhere Rolle. So haben wir heute eine Quarantäne-Station, eine Tierärztin, die zweimal die Woche zu uns kommt – wir kümmern uns darum, dass die Tiere geimpft, gechipt, entwurmt und kastriert sind und so gesund, wie eben nur möglich. Gleich geblieben sind über die Jahre die finanziellen Sorgen.

Wo drückt denn der Schuh?

Göhner: Wir finanzieren uns komplett durch Spenden und es ist immer eng. Zum Beispiel hat das Dach des Katzenhauses im vergangenen Jahr bei einem Unwetter schweren Schaden genommen. Bei der Reparatur geht es von Flicken zu Flicken, für mehr reicht es nicht. Von der Stadt gibt es Zuschüsse nur für Fundtiere – einen Tagessatz von 6,50 Euro und das auch nur für 14 Tage. Das reicht vorne und hinten nicht. In anderen Städten zahlt die Stadt dem Tierheim für Fundtiere pro Einwohner und Jahr einen Euro. Das würden wir uns hier auch wünschen.

Und was für Veränderungen würden Sie sich am Tierheim wünschen?

Göhner: Der Pensionstrakt könnte mal erneuert werden. Außerdem wäre eine Vogelvoliere gerade für Fundtiere und ein Becken für die Wasserschildkröten toll. Ein Aquarium für nächtliche Notfälle wäre auch gut.

Was für Notfälle können das denn sein?

Göhner: Wir haben einen 24-Stunden-Notruf. Wenn irgendwo ein Tier gefunden wird, fahren wir raus und holen es. Da gab es schon alles. Häufig sind es ausgebüxte Familienhunde, aber vermehrt werden auch Reptilien ausgesetzt. Die müssen wir dann auch erst einmal unterbringen können.

Gibt es einen besonderes Fundtier, an das Sie sich erinnern?

Göhner: Vor ein paar Jahren hat uns einmal ein Polizist ein Pferd gebracht. Zu Fuß aus der Stadt vom Weihnachtsmarkt! Das Pferd gehörte wohl zu einem Aussteller, der mit ihm unterwegs war, um Geld zu sammeln. Der Mann war jedoch so betrunken, dass Passanten die Polizei alarmierten. Das Pferd haben wir natürlich erst einmal aufgenommen und dann in der Nachbarschaft in einem Stall untergebracht.

Wie bewältigen Sie denn als Verein diese hohen Belastungen?

Göhner: Das funktioniert nur dank der vielen Ehrenamtlichen, die sich hier engagieren. Sie helfen, die Anlage in Schuss zu halten, kümmern sich um die Tiere. Vor Kurzem wurden hier im Heim einige Hundewelpen geboren. Damit die über die Runden kommen konnten, sind manche die ganze Nacht hier geblieben. 300 Mitglieder sind wir zur Zeit etwa.

Zwei Mal im Jahr feiert das Tierheim ein großes Fest, eines steht jetzt kurz bevor. Was erwartet die Besucher?

Göhner: In diesem Jahr gibt es einen besonderen Anlass zum Frühlingsfest. Wir feiern das 60-jährige Bestehen des Tierschutzvereins. Dazu bleibt das Tierheim am Samstag geschlossen, damit alles vorbereitet werden kann. Am Sonntag wird es dann ab 11 bis 17 Uhr rund um den Verein und unsere Schützlinge gehen. Zum Beispiel gibt es maßgeschneiderte Geschirre für Hunde zu kaufen und es wird selbstgebackener Kuchen angeboten. Die Einnahmen gehen zugunsten des Tierheims und des Tierschutzes.

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