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Kritik am frühen Flohmarkt-Aufbau in Detmold

Jost Wolf

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Auf der Ameide: Viele Flohmarktbeschicker sind bereits viele Stunden vor dem eigentlichen Verkaufsstart vor Ort und richten ihre Stände ein. Dann heißt es warten, wie hier für Anne Wolf. - © Archivfoto: Privat
Auf der Ameide: Viele Flohmarktbeschicker sind bereits viele Stunden vor dem eigentlichen Verkaufsstart vor Ort und richten ihre Stände ein. Dann heißt es warten, wie hier für Anne Wolf. (© Archivfoto: Privat)

Detmold. „Es ist Freitag, 22.05 Uhr, und die ersten Leute haben jetzt schon ihre Tische aufgebaut." In einer Detmolder Facebook-Gruppe zieht diese Nachricht eine rege Diskussion über den Flohmarkt nach sich, der einen Tag später auf der Ameide stattfindet.

Einige finden den frühen Aufbau unfair, andere legitim. Heinz Holey, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, erklärt, welche Regeln gelten und wie sie durchgesetzt werden. Demnach sei es sogar erwünscht, dass einige Verkäufer ihre Stände schon am Freitagabend einrichten.

„Wenn wir den Aufbau erst ab Samstagfrüh, 6 Uhr, erlauben würden, dann stünden dann 400 Leute in den Startlöchern. Und dann wäre für die Anwohner um 6 Uhr die Nachtruhe vorbei."

Da sei allen Beteiligten der entzerrte, ruhigere Aufbau über einen längeren Zeitraum lieber. „Wir sorgen schon dafür, dass Ruhe herrscht", sagt Holey. „Die Stadt hat Messungen gemacht: Der Aufbau ist leiser als der fließende Verkehr", so der Werbegemeinschaftschef.

Information

Woher kommt der Name Flohmarkt?

Von Nadine Uphoff
Im alten Frankreich kauften Händler den Reichen ihre abgelegte Kleidung ab, um sie wieder auf dem Markt zu verkaufen. Dabei konnte es vorkommen, dass Flöhe in den Sachen hausten. Das war früher gar nicht so ungewöhnlich. So wechselten nicht nur die Kleider, sondern auch die Flöhe ihren Besitzer. Ein wahrer Flohmarkt eben!

Auch sonst sorgt Holey für Ordnung auf dem Gelände. „Ich bin nachts unterwegs, und wenn ich angekettete Tische sehe und die Verkäufer sind nicht dabei, dann schneide ich sie mit dem Bolzenschneider ab", erklärt er.

Dass er nachts ab 1 Uhr mit seinem Roller die 2,5 Kilometer lange Strecke zwischen Landes- und Sommertheater abfahre, das wüssten die Stammverkäufer. „Wenn die mich sehen, dann sind die Leute ruckzuck aus ihren Autos raus und sitzen am Tisch."

Dass einige schon Freitagabends ab 22 Uhr ihre Tische aufbauen, findet Holey unproblematisch. Wegjagen könne er niemand. Der Bereich sei öffentliches Gelände. „Aber ab Freitag, 20 Uhr, hat die Werbegemeinschaft dort die Aufsicht. Deshalb mussten wir sogar ein Dixi-Klo auf die Allee stellen", erzählt Holey.

Schließlich hätten Samstagfrüh noch die Geschäfte und Kneipen geschlossen und seien für dringende Geschäfte keine Anlaufstelle. Auf dem Wall öffnet der Verein die Toilette unter dem Standesamt für die Flohmarktverkäufer und bezahlt auch deren Reinigung.

Der Artikel stammt aus der LZ-Ausgabe vom 21. Juni 1986. - © LZ-Archiv
Der Artikel stammt aus der LZ-Ausgabe vom 21. Juni 1986. (© LZ-Archiv)

Mehr noch: „Die Absperrungen, die Müllentsorgung: Das bezahlt alles die Werbegemeinschaft", so Holey. Das Geld das nach Abzug dieser Kosten und nach Auszahlung der städtischen Beteiligung am Jahresende übrig bleibt, nutzt die Werbegemeinschaft, um „das Loch" in der Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung zu stopfen.

Für die Diskussion im Internetportal Facebook hat Heinz Holey nur ein Kopfschütteln übrig. „Die Facebook-Leute sollen sich doch mal an mich wenden. Ich bin nicht bei Facebook, aber meine Handynummer steht im Telefonbuch."

Immer am ersten Samstag im Monat

Von April bis November veranstaltet die Werbegemeinschaft auf Ameide, Wall und Allee am ersten Samstag im Monat einen Flohmarkt – also wieder am 1. Juli. Verkauft werden dürfen gebrauchte Artikel aller Art. Neuware und Händler sind nicht zugelassen. Bei gutem Wetter bieten etwa 400 Stände ihre Ware an.

Für einen Drei-Meter-Tapeziertisch werden die Verkäufer mit 12 Euro zu Kasse gebeten, Kinder zahlen nichts. Der Standmeter kostet 4 Euro; davon gehen 1,50 Euro an die Stadt und bescheren ihr über das Jahr etwa 9.000 Euro. Die Werbegemeinschaft behält nach Abzug aller Kosten auch ungefähr 9.000 Euro im Jahr, mit denen sie das Defizit in der Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung mindert, die jedes Jahr etwa 27.000 Euro kostet.


Tipps für den Flohmarkt

von Nadine Uphoff
  • Morgens lassen sich die besten Schnäppchen noch beim Aufbauen der Stände machen. Auch kurz vor Schluss wollen Händler die Ware nicht wieder mit nach Hause nehmen und verscherbeln sie
  • Auf Mengenrabatt pochen
  • Zeigen Sie dem Verkäufer nicht, dass Sie das Stück unbedingt haben wollen
  • Wer verkaufen will, sollte einen zentralen Standort finden
  • Falls an ihrem Stand gerade nicht viel los ist: Fragen Sie Freunde, ob sie sich nicht interessiert an ihrem Stand umsehen können. Das lockt andere Besucher an
  • Die Verkaufsware sollte natürlich sauber sein

Was ist wertvoll - was nicht?

„Der Trödeltrupp", „Bares für Rares" oder „Storage Wars" - das Fernsehen hat den Trend von gebrauchten Liebhaberstücken und Krempel erkannt. Und wo lassen sich diese besser finden, als auf dem Flohmarkt? Markt.de hat dazu ein paar hilfreiche Tipps zusammengestellt, wie sie Wertvolles von Müll unterscheiden können.

Nicht wertvoll sind derzeit: Nähmaschinen, Kameras, Medaillen, Münzen, Porzellan ohne Stempel, heißt es auf dem Portal.

Wertvoll sind derzeit: Laut Markt.de sind Erstausgaben von seltenen Büchern, Sammlerstücke, Markentaschen, antike Möbelstücke aus Kirschbaum oder Mahagoni wertvoll.

Dennoch passiert es immer wieder, dass wertvolle Stücke für eine winzige Summe auf Flohmärkten verscherbelt werden. Wie eine chinesische Schale, die auf einer Auktion 1,7 Millionen Euro einbrachte. Ihr Vorbesitzer hatte sie für drei Dollar auf dem Trödelmarkt erstanden. Auch eine chinesische Vase aus der Ming-Dynastie, die bei einer Auktion für 1,3 Millionen Euro über den Tisch ging, diente ihren ehemaligen Besitzern lediglich als Türstopper.

Tipps bei der Preisverhandlung

  1. Immer freundlich bleiben – Sympathie drückt den Preis
  2. Das erste Gebot sollte ein Drittel niedriger sein, als der Angebotspreis
  3. Der Preis passt Ihnen nicht? Gehen Sie erst einmal weiter und versuchen Sie es später noch einmal
  4. Nehmen Sie einen Freund mit, der so tut, als wolle er Ihnen den Artikel ausreden oder schnell weiter muss – das baut Druck beim Verkäufer auf

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