Detmold. Das Freilichtmuseum Detmold ist am Wochenende zur sinnlichen Flaniermeile geworden. Vom Eingangsbereich bis zum Paderborner Dorf lebte der „Freilichtgenuss" durch kulinarische Köstlichkeiten, Handwerksvorführungen und Mitmachprogramme für die Besucher auf. Das spätsommerliche Wetter steigerte den Genuss noch einmal.
Überall luden Stände zum Probieren ein. Klar, dass man das kulinarische Angebot als Einzelner gar nicht in seiner Gesamtheit erleben konnte. Deshalb hieß es, mal Neues ausprobieren. Am Stand der Slow-Food-Gesellschaft hatten Gert Dirkwinkel und Ingrid Schlicht-Olbricht mit ihrem Team immer wieder überraschend schmackhafte Leckerein anzubieten. Slow-Food setzt sich für genussvolles, bewusstes und regionales Essen ein und bezeichnet eine Gegenbewegung zum uniformen und globalisierten Fastfood.
Das gab es die Westfälischen Potthucke (ein Kartoffelkuchen), der Gert Dirkwinkel mit der Zugabe von Nieheimer Käse in die Pfanne zu einer Geschmacksexplosion verhalf. Kurz zuvor hatte Schlicht-Olbricht die Ergebnisse aus der Schnippel-Mitmachaktion zusammengekocht. Die verwendeten Gemüse und die Kartoffeln entsprachen dabei nicht den von den großen Lebensmittelketten geforderten Normen in Größe und Form. „Total lecker", entfuhr es Claudia Albertin als Besucherin des Standes spontan.
„Ein tolles Gefühl" platzte es aus Anna Klein heraus. Die 19-jährige Rostockerin, die zurzeit ihre Großeltern in Bielefeld besucht, war total begeistert von der Mitmachaktion beim Holzrücken. „Was da für eine Kraft hinter dem Pferd steckt", war sie überrascht von der Stärke der zwölf Jahre alten „Hanni".
Leckere Kartoffen- und Apfelspiralen boten die Rotary Clubs aus Detmold und Blomberg an ihrem Stand an. Matthias Weiken, Präsident des Rotary Club Detmold, erklärte, dass der Erlös an die Herberge zur Heimat gehen solle. Damit sollen den rund 120 Obdachlosen kleine Wünsche erfüllt werden.
Reinhard Merten hatte das Rheinisch-Deutsche Kaltblut vom Verein „Sonderpflege in Barntrup" mitgebracht. Unter seiner Anleitung konnte sich – auf einer etwa 200 Meter langen Rundstrecke durch den Wald nahe der Kappenwindmühle – jeder einmal in dieser Waldarbeit ausprobieren.
Ausprobieren hieß es auch am Lippischen Meierhof. Sabine Bergmann und Valerie Kantelberg stellten hier die Zeidlerei vor – eine frühe Form der Imkerei. Das Handwerk, so Bergmann, sei in Deutschland früher sehr verbreitet gewesen, aber hier seit dem Mittelalter nahezu „ausgestorben".
Anders als die heutigen Imker, die mit gezimmerten Bienenstöcken oder Bienenkörben arbeiten, schlugen die Zeidler künstliche Höhlen für die Bienen in Bäume. Bergmann und Kantelberg erläuterten, dass es ihnen nicht um die Honigproduktion gehe, sondern darum, das alte Handwerk wieder in Deutschland zu verbreiten.
Plötzlich drang ein Dröhnen durch die Luft. Dr. Hans Bröde von den „Alt-Traktoren- und Nutzfahrzeugfreunden Fürstenthum Lippe" hatte seinen Lanz Bulldog angeworfen. Der zog mit seinem Motorengeräusch auch die Aufmerksamkeit von Arjen und Mona Soutodeh auf sich. Sie entdeckten unter der Hutkrempe des Treckerpiloten das Gesicht ihres Kinderarztes.