Dieser Detmolder nimmt Betrunkenen den Autoschlüssel weg - Polizei lobt Zivilcourage

Detmold. Angetrunken fährt eine 38-Jährige durch Detmold, verursacht mit ihrem Auto beinahe einen Unfall - bis sie von einem anderen Fahrer gestoppt wird: Dinay Andonov zögert nicht und nimmt ihr den Schlüssel ab. Schließlich sind sogar Kinder in Gefahr. Auch von der Polizei gibt es für dieses berherzte Eingreifen ein großes Lob.

Der Vorfall hatte sich am Sonntagabend ereignet. Beim Abbiegen von der Gutenbergstraße auf die Bielefelder Straße missachtete die Frau den Gegenverkehr. Ein 23-Jähriger konnte gerade noch rechtzeitig bremsen und so den Zusammenstoß verhindern. Die Frau fuhr in Schlangenlinien davon und wurde schließlich an einer roten Ampel von dem jungen Mann gestoppt, in dem er ihr den Schlüssel abnahm. LZ.de berichtet von dem Vorfall auch auf Facebook, wo Dinay Andonov aus Horn-Bad Meinberg unter dem Beitrag als Zeuge markiert und für sein Handeln gelobt wird.

"Die Frau fuhr extreme Schlangenlinien und bog dann in die Klingenbergstraße ab, wobei sie auch über den Bordstein fuhr", erzählt Andonov im Gespräch mit LZ.de. An der nächsten roten Ampel sei er ausgestiegen, um sie zur Rede zu stellen. Die Frau habe sich nicht mehr klar artikulieren können. "Sie roch nach Alkohol", sagt der 23-Jährige.

Zusammen mit der Frau sollen drei Kinder im Auto gesessen haben, das Jüngste erst vier oder fünf Jahre alt, schätzt Andonov. "Da wusste ich, dass ich das nicht auf die leichte Schulter nehmen darf. Ich riss die Tür auf, machte den Motor aus und nahm den Schlüssel an mich."

Die Frau sei zunächst schockiert gewesen und wollte den Autoschlüssel dann zurückhaben. Doch Andonov blieb eisern und rief die Polizei. Die bestätigte mit einem Atemalkoholtest die Vermutung von Andonov. Die Detmolderin wurde für eine Blutprobe ins Klinikum gebracht, der Führerschein sichergestellt. Für Dinay Andonov steht fest: "Ich würde auf jeden Fall jederzeit wieder so handeln."

Jedermann-Festnahmerecht Als er der betrunkenen Frau den Schlüssel vom laufenden Fahrzeug abzog, machte Dinay Andonov alles richtig. Von der Polizei gibt es für ihn ausdrückliches Lob: "Er hat eine Gefahr für die Frau und für andere durch seine Zivilcourage abgewehrt", sagt Polizeipressesprecher Lars Ridderbusch. Er mahnt im gleichen Atemzug jedoch, dass diese Medaille immer zwei Seiten habe. Nicht immer sei eine Situation so klar, wie diese und nicht immer ist es für Helfer gefahrlos möglich einzugreifen. "Im Zweifel lassen sie es lieber sein und alarmieren sie die Kollegen", sagt der Polizeibeamte.

Diese haben Routine in den entsprechenden Fragestellungen und haben im Ernstfall einen Dienstherrn hinter sich, der für sie haftet. Denn kommt es im Nachgang zu einem solchen Akt der Zivilcourage zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung, muss ein Richter entscheiden, ob ein Eingreifen in die Freiheit eines anderen gerechtfertigt war, oder eben nicht.

Grundsätzlich sei Zivilcourage im deutschen Recht jedoch gewollt. Es gibt sogar einen eigenen Paragrafen der Strafprozessordnung, der das sogenannte "Jedermann-Festnahmerecht" regelt: "Jedermann ist befugt eine Person ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen, wenn diese Person auf frischer Tat betroffen oder verfolgt wird und wenn sie der Flucht verdächtig ist oder ihre Identität nicht sofort festgestellt werden kann", heißt es darin. Der Bundesgerichtshof hat dazu in seinen Entscheidungen stets festgestellt, dass bereits die Annahme genügt, es könne eine Tat vorliegen. "Im konkreten Fall hat der Zeuge also alles richtig gemacht", lobt Polizeipressesprecher Lars Ridderbusch. Der junge Mann habe die Situation genau richtig eingeschätzt und der Alkohltest habe ihm am Ende zweifelsfrei recht gegeben.

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