Stolpersteine sollen in Detmold bald an die Familie Herzberg erinnern

Detmold . Er war wohl das einzige jüdische Kind aus Detmold, das in der NS-Zeit mit einem Kindertransport in Richtung England entkam: Heute vor 80 Jahren verließ der damals 17-jährige Fritz Herzberg seine Heimatstadt. Für immer. Nachdem seine gesamte Familie Opfer des Holocaust geworden war, setzte Herzberg bis zu seinem Tod im Jahre 2008 keinen Fuß mehr auf deutschen Boden.

Seine Tochter Joanne dagegen zog es vor einigen Jahren in die Residenz. Sie hat hier inzwischen eine Heimat gefunden und setzt sich für fünf Stolpersteine ein, die in der Detmolder Fußgängerzone an das Schicksal ihrer Familie erinnern sollen.

Zum Jahrestag am heutigen 6. Februar erinnert Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz an die jüdische Familie Herzberg, die 1919 nach Detmold zog und dort in der Langen Straße 71 (heute Schuhhaus Mengedoht ) ein Konfektionsgeschäft eröffnete. Die Ausschreitungen der Reichspogromnacht trafen auch die Familie Herzberg: &bdquo;Der Vater Moritz wurde verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt, das er rund einen Monat später schwer gezeichnet verlassen konnte", berichtet die Historikerin, die die Familiengeschichte aufgearbeitet hat ( Lebenslängliche Reise, Briefe der jüdischen Familie Herzberg aus Detmold 1939-1946; Bielefeld 2013 ).

Während Fritz Herzberg mit dem Kindertransport zunächst nach Dovercourt flüchten konnte und später bei einer alleinerziehenden Frau in Bristol unterkam, blieben seine Eltern, seine Großmutter und die ein Jahr jüngere Schwester in Detmold zurück. &bdquo;Er hat in einem Maschinenbaubetrieb als Trainee gearbeitet und den Kollegen ein paar Deutschstunden erteilt – das hat aber nur für Kost und Logis gereicht, seine Familie in Deutschland konnte er nicht unterstützen", sagt Mitschke-Buchholz .

Auf der Suche nach einem einträglicheren Job reiste der junge Herzberg nach nur drei Monaten kurz vor seinem 18. Geburtstag von England weiter – erst nach Südafrika und später in das britische Protektorat Nordrhodesien. &bdquo;Hier trat er in die britsche Armee ein – zum einen, um gegen Nazideutschland zu kämpfen, zum anderen aber auch, um Geld zu verdienen", berichtet die Historikerin. An der Front habe Fred Herzberg, wie er sich inzwischen nannte, jedoch nie gekämpft. Nach dem Krieg erfuhr der junge Mann, dass seine gesamte Familie – 14 Menschen – dem Völkermord zum Opfer gefallen waren – seine Eltern, die Schwester und die Oma wurden in Theresienstadt und Auschwitz ermordet.

Fred Herzberg wanderte 1947 in die USA aus, wo er in St. Louis in den Schmuckgroßhandel seines Onkels einstieg. Während er selbst nie mehr nach Detmold zurückkehrte, lebt seine Tochter Joanne seit einigen Jahren in der alten Heimat ihres Vaters und engagiert sich in der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Detmold. Im vergangenen Jahr stellte sie den Antrag, zur Erinnerung an ihre Familie Stolpersteine vor dem Haus Lange Straße 71 in den Boden einzulassen.

Stadt-Pressesprecherin Petra Schröder-Heidrich sagte, dass das Projekt kurz vor dem Abschluss stünde. Das Stadtgymnasium habe sich bereit erklärt, die Patenschaft für die Steine zu übernehmen. Nun müsse noch der Platz ausgewählt werden und der Rat dem Antrag zustimmen. Bislang gibt es in Detmold einen Stolperstein – er erinnert an der Hubertusstraße 10 an Irmgard Heiss , die Opfer der NS-Euthanasie wurde.

Hier gibt es bisher in Lippe Stolpersteine

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