Horn-Bad Meinberg/Wilberg. Alles wird still, die Bühne ist leer. Nebelschwaden wabern durch den Konzertraum in dem alten Fachwerkhaus. Es ist voll im "Red Horn District", als die ersten Töne aus den Boxen klingen. Hinter den bläulich beleuchteten Wolken nehmen nach und nach zahlreiche Musiker ihren Platz auf der engen Bühne ein. Und dann: Spot an. Fünf Bläser setzen ihre Instrumente an, vier Sänger gehen in Position, der Drummer zuckt die Sticks in die Höhe, ein E-Bass und eine Gitarre lassen die Seiten klingen und am Piano steht mit schelmischem Grinsen der Bandleader. Die Sebastian Müller Band hat am Wochenende gleich doppelt ihre Fans verzaubert.
Zu Beginn gab es einen altbekanntes Stück. "I Want To Be In America, You Know" heißt es dort im kraftvollen Refrain. Ähnlich Funk-lastig wurde es noch einmal in der zweiten Hälfte mit "Funky Chicken Salad" - der Text regt zwar eher zum Schmunzeln an, aber die Rhythmen haben das Publikum im "Red Horn" mitgezogen und zum Mittanzen verleitet. Dazu beigetragen hat die Leistung der Rhythmus-Gruppe, bestehend aus Juri Baier (Schlagzeug), Daniel Le-Van-Vo (Bass) und Martin Rudkowksi (Gitarre). Auch die Bläser hatten Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Etwa bei Jazz-Stücken wie "Love for Sale" brachten Philipp Kaiser und Jonas Spieker an der Trompete, Dominik Hummel (Posaune) sowie Tobias Hägele, Georg Schmitt und Anatole Gomsersall am Saxophon große Big-Band-Klänge auf die Bühne.

Besonders mit den zarteren Tönen hat die Band beim Publikum gepunktet. Das alte deutsche Volkslied "In einem kühlen Grunde" (1807) hat in dem Arrangement von Sebastian Müller einen Bann unter den Gästen ausgelöst, der auch noch einige Sekunden nach dem letzten Ton das Publikum in völliger Stille verharren ließ - bis tobender Applaus diese unterbrach. Das lag vor allem an der herausragenden Leistung der vier Sänger Simon Herten, Clara Fabian, Anna Borsdorf und Karin Peters. Gänsehaut gab es dann erneut bei einem weiteren deutschen Lied, das die meisten wohl aus einer ganz anderen Fassung kennen. "Ursprünglich hat das mal die Schlagersängerin Alexandra gesungen", klärte Sebastian Müller das Publikum auf. "Es war einmal ein Fischer, der hatte das schönste Kind", heißt es dort. Clara Fabian erzählte die traurige Geschichte eines blinden Mädchens und ihrem traurigen Weg mit so weicher, klarer Stimme, dass sich kurz Zeit und Raum vergessen ließen.
Einen intensiven Moment gab es für den Bandleader selbst. Er kündigte eine Weltpremiere an. Ein Lied, das sich um das Verlassenwerden dreht - etwas, das er selbst erfahren habe. "Weitergehen" heißt der Song, der zeitgleich das erste deutsche Stück ist, das er selbst für seine Band geschrieben hat. Den Leadgesang übernahm Simon Herten, der sich dazu selbst an der Akustikgitarre unterstützte. Durchaus ungewohnt waren die eher poplastigen Klänge für das Publikum. Dennoch fand das Stück eine deutlich positive Resonanz. Frenetischer Applaus, belohnt mit einer Doppelzugabe bildeten den Abschluss zweier Konzertabende.
Wer die Sebastian Müller Band live erleben will, hat in diesem Jahr noch einmal Gelegenheit dazu. "Wir sehen uns im August auf der Detmolder Sommerbühne wieder", versprach der Bandleader am Ende der Veranstaltung dem Publikum. Die Band hatte dort bereits 2017 einen Auftritt - leider in stark verregneter Atmosphäre. Vor dem Konzert hat LZ.de mit drei der Musiker gesprochen.
Hier gibt es noch einmal das Video zu sehen
Weitere Termine
Das nächste Konzert im "Red Horn District" steht am Montag, 8. April an. Dann spielt dort das Pablo Held Trio feat. Nelson Veras - laut den Veranstaltern eine der lebendigsten und bedeutendsten Formationen des europäischen Jazz. Tickets gibt es zum Preis von 23 Euro (Vereinsmitglieder 17 Euro, ermäßigt 11 Euro) im Vorverkauf auf der Internet-Seite des Clubs unter www.redhorndistrict.de
Ein besonderes Highlight steht im Juni an. "AdHd" heißt die Formation aus Island, die "ein hypnotisches Klanguniversum zwischen Perfektion und gepflegtem Wahnsinn" schaffen will. Das Konzert findet am Montag, 3. Juni, statt.