Wohnmedizinisches Symposium: Bett ist für Haustiere tabu

Detmold. Fast die Hälfte der Haushalte in Deutschland hat Haustiere. Hund, Katze & Co. sind auch ein wichtiges Thema beim neunten Wohnmedizinischen Symposium an der Technischen Hochschule OWL in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Wohnmedizin gewesen. Die ganztägige Veranstaltung war gut besucht. Hauptsächlich Studenten, aber auch Interessierte kamen zum ersten Vortrag &bdquo;Krank durch Haustiere oder Hund auf Kassenrezept?" von Prof. Dr. Klaus Fiedler aus Berlin.

Seine These: &bdquo;Ein Hund auf Krankenschein ist keine überspitzte rhetorische Formulierung, sondern eine medizinisch, ja wohnmedizinische Empfehlung, insbesondere bei speziellen physiologischen und psychologischen Problemen." Diese untermauerte er mit verschiedenen Ausführungen. Zum Beispiel gibt es speziell ausgebildete Hunde, die ihre Besitzer davor warnen, wenn ihr Blutzuckerwert unter 70 oder über 200 steigt. Außerdem würden die Vierbeiner in der Alzheimer-Therapie eingesetzt werden. &bdquo;Erfahrungen in Pflegeeinrichtungen zeigen, dass die Patienten gesprächiger und gelöster sind – sie bauen Stress ab", sagte Klaus Fiedler.

Gesundheit durch Bewegung Auch bei der Behandlung von Fettsucht oder als prophylaktische Maßnahme und Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen können die besten Freunde des Menschen eingesetzt werden. Denn laut Wissenschaftlern der Michigan-State-Universität, so Fiedler, bewegen sich Hundehalter zum Beispiel 33 Prozent mehr als Personen ohne Haustiere. Dr. Andrea Beetz von der Universität Wien und Rostock stellte in ihrer Studie &bdquo;Heimtiere und Gesundheit" zudem fest, dass Hundebesitzer bis zu 15 Prozent weniger zum Arzt gehen als andere. &bdquo;Der Lebenswandel verläuft bei ihnen strukturierter, man hat regelmäßige Aufgaben und muss bei jedem Wetter vor die Tür, wodurch das Immunsystem und die Abwehrlage gestärkt wird", erläuterte der Redner. Der Kommentar, dass laut einer Befragung Hunde gute Flirthelfer seien, sorgte bei den Anwesenden für Erheiterung.

Und auch in der Wohnung können trainierte Fellnasen helfen, Schimmelpilz- oder Schädlingsbefall lokalisieren. &bdquo;Eine Hundenase besitzt bis zu 300 Millionen Riechzellen, der Mensch nur 5 Millionen", begründet Fiedler.

Doch Haustiere können auch Krankheiten übertragen, zum Beispiel durch Salmonellen oder Listerien. Einige Untersuchungen hätten ergeben, dass die Haltung von Vögeln in der Wohnung das Risiko erhöhe, an Lungenkrebs zu erkranken. Ursache seien Bruchstücke von Vogelfedern, die ähnliche Eigenschaften wie Asbestfasern hätten, sowie durch das Flügelschlagen aufgewirbelte Kotpartikel, die allergische Entzündungen in Lungenbläschen hervorrufen können.

Pilze, Bakterien und Allergien &bdquo;Streunende Katzen sind fast zu 90 Prozent mit Bartonellen befallen", sagte der Professor. Durch diese Bakterien werde die sogenannte Katzenkratzkrankheit übertragen, die zu rotbraunen Papeln an Wunden oder dem Anschwellen der Lymphknoten führen kann. Die Miezen, besonders Streuner, können auch Hautpilzerkrankungen beim Menschen verursachen. &bdquo;Deshalb wird von Dermatologen empfohlen, sich nach Kontakt mit streunenden Tieren die Hände mit einem Desinfektionsmittel zu reinigen", erklärt Fiedler.

Er selbst halte Hygiene beim Umgang mit Tieren für besonders wichtig. Die Reinigung hygienisch kritischer Räume und Gegenstände sollte daher regelmäßig – Futternäpfe möglichst nach jeder Fütterung – mit den dafür bestimmten Reinigungsmitteln erfolgen. &bdquo;Und auch wenn es schwer fällt, nehmen Sie ihre Haustiere nicht mit ins Bett", appellierte Klaus Fiedler.

Heimtiere seien zudem häufig Auslöser von Allergien, vor allem gegen (Siam-)Katzen, Nage- und Huftiere. Seltener gebe es allergische Reaktionen gegen Hunde und Vögel. &bdquo;Eine Besonderheit sind Allergien durch Fischfutter, zum Beispiel Daphnien und Zuckmückenlarven", hob der Redner hervor. Er wies in diesem Zusammenhang aber auch darauf hin, dass Studien gezeigt hätten, dass Heimtierhaltung im frühen Kindesalter der späteren Entwicklung von Allergien vorbeugen könne.

&bdquo;Die Tiere bringen Bakterien und Viren ins Haus, so dass die körpereigene Abwehr damit beschäftigt ist, Infektionen abzuwehren", erklärte Klaus Fiedler. Ein unterbeschäftigtes Immunsystem neige eher dazu, körpereigene Zellen anzugreifen und damit Allergien zu entwickeln. Nicht zu vernachlässigen sei, dass die Beschäftigung mit Tieren die Lebensfreude erhöhen, Entspannung bieten und von alltäglichen Sorgen ablenken könne.

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