Autorin Yade Yasemin Önder und Schauspieler Hanno Koffler bringen Wörter zum Leuchten

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Yade Yasemin Önder - © Carolin Saage
Yade Yasemin Önder (© Carolin Saage)

Detmold. Der Roman "Wir wissen, wir könnten, und fallen synchron" von Yade Yasemin Önder wird als eines der span­nendsten Debüts des Jahres gefeiert.

Im Rahmen der Reihe "Wörterleuchten" gibt Autorin Yade Yasemin Önder am Samstag, 8. Oktober, 19.30 Uhr, im Haus Münsterberg eine Lesung zusammen mit Schauspieler Hanno Koffler, der von der Autorin ausgewählte Texte liest.

Ein wilder Roman, der durch Kühnheit verblüfft

Hanno Koffler - © Mirjam Knickriem
Hanno Koffler (© Mirjam Knickriem)

Yade Yasemin Önders Debüt ist ein wilder Roman über den Körper, über Fremdheit und Ankommen, über Identität und Differenz, der durch seine Kühnheit immer wieder verblüfft: schnell und klug und bei aller Düs­terkeit irrsinnig komisch. Im Jahr nach Tschernobyl wird die Ich-Erzählerin geboren, irgendwo in der West­deutschen Provinz, als "Mischling aus meiner Mutter und meinem Vater", wie es heißt. Doch die intakte Kern­familie währt nicht lange: Der türkische Vater (so übergewichtig, dass man "fast nichts mit ihm machen kann, was mit Schwerkraft zu tun hat") stirbt.

Alleingelassen ergeben Tochter und Mutter eine toxische Mischung. Der Roman erzählt, wie ein Mädchen hinausfindet aus einer beschädigten Familienaufstellung hinein in eine düster-funkelnde BRD. Er erzählt von einem Großvater mit Loch im Hals, von Sommern in Istanbul, die nach zu heißen Elektrogeräten riechen und nach Anis; von Dingen und Menschen, die auf Nimmerwiedersehen aus dem Fenster fliegen. Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich immer wieder verliert und wiederfindet, auseinanderfällt und neu zusammensetzt. In Yade Önders Roman finden sich lauter Miniaturen, mal märchenhaft, dann wieder hyperrealistisch, Lyris­men folgen auf Dialoge, es gibt Briefauszüge und weitere erzählerische Formen im Wechsel.

Große Nähe zum populären Klassiker "Stilübungen"

Die Nähe zu Ray­mond Queneaus populärem Klassiker "Stilübungen", in denen der Autor eine Alltagsepisode in über hundert Varianten beschreibt, ist sichtbar und bewusst gewählt. Schauspieler Hanno Koffler liest Auszüge aus den "Stilübungen" und aus Texten des französischsprachigen Autors und Malers Henri Michaux, die Yade Yasemin Önder in ihrem Schreiben inspiriert haben. Henri Michaux sah in der Kunst das Tor zu anderen Welten und um es zu öffnen, bediente er sich auch halluzinatorischer Mittel. Auf diese Weise entdeckte er eine teils surrealisti­sche Bildersprache, die er in einem umfangreichen grafischen und literarischen Werk verarbeitete.

Karten für diese Veranstaltung gibt es im Literaturbüro OWL online unter www.literaturbuero-owl.de oder unter Tel. (05231) 3080210.

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