So lebt der frühere Geschäftsführer von Phoenix Contact im Detmolder Denkmal

Detmold-Oberschönhagen. Von einem gemütlichen Lieblingsplatz zum nächsten, ein Gläschen Wein in der Hand – &bdquo;lustwandeln“ nennt Professor Dr. Gunther Olesch (68) das mit einem Schmunzeln. Mit Ehefrau Martina (61) ist er so gerne mal im Haus oder auf seinem gut 8000 Quadratmeter großen Grundstück unterwegs.

Sich hier für eine Lieblingsecke zu entscheiden – quasi unmöglich. Zu viele gibt es in dem denkmalgeschützten Fachwerkhaus von 1834 in Oberschönhagen und drumherum. Für unsere Denkmalserie öffnet der frühere Geschäftsführer bei Phoenix Contact, der heute mit einem Beratungsunternehmen selbstständig ist, seine Türen.

Die Sonne strahlt an diesem Vormittag, Gunther Olesch sitzt im offenen Wohn-Essbereich im Untergeschoss, schwarze Fachwerkbalken unterteilen den Raum, auf dem Kamin steht eine Hermannfigur, auf der Terrasse maunzt die Katze. Olesch wischt über sein Smartphone, will nachschauen, was seine Photovoltaik-Anlage samt Speicher aktuell produziert. Sein altes Häuschen technisch auf den neuesten Stand zu bringen, das war ihm ganz wichtig – da habe er sich auch vom Denkmalschutz nicht abhalten lassen.

Liebe auf den ersten Blick Olesch erinnert sich noch genau, wie er das Fachwerkhaus mit dem Torbogen und der Inschrift vor gut 25 Jahren das erste Mal sah. &bdquo;Es war Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt er von dem Moment, als er die Zufahrt herunterkam. Der gebürtige Bochumer hatte zuvor fünf Jahre in Mosebeck gelebt. Aber der Traum von einem schönen Grundstück, einem weitläufigen Gelände etwas abseits von allem Trubel, der ließ ihn nicht los. Als sich hier die Möglichkeit bot, schlug er sofort zu.

Die Substanz des Hauses ist nach einer aufwendigen Sanierung in den 1970ern und 80ern damals gut, nur dunkel ist es. &bdquo;Es war ziemlich erdrückend“, erinnert sich Olesch und zeigt alte Bilder auf seinem Laptop. Er habe daher sämtliche Holzdecken, Türen, Rahmen und die Treppe erst mal weiß streichen lassen.

2007 zieht seine jetzige Frau Martina, ehemalige Abteilungsleiterin bei der Volksbank, zu ihm. Gemeinsam geht es dann noch einmal an eine intensive Renovierung des Häuschens. Küche, Bäder, Bodenbeläge, Dach, Fenster – alles wird erneuert. Was sie investieren, wollen sie nicht verraten. &bdquo;Wir wollten ein altes Haus in modernem Stil“, sagt Martina Olesch und geht ins Obergeschoss voraus. Auf insgesamt drei Etagen und 245 Quadratmetern Wohnfläche haben es sich die beiden in ihrem ganz eigenen Stil gemütlich gemacht.

Weiß, Schwarz, Rot Die Farbgebung ist klar erkennbar: Weiße Gefache, schwarze Fachwerkbalken, dazu rote Akzente bei Teppichen oder Deko – die drei Töne ziehen sich durch. Im Obergeschoss hat Olesch noch vor Einzug zudem Wände entfernt, um statt kleiner Räume einen komplett offenen Bereich zu schaffen, der sich wie eine Art Galerie rundherum zieht. Auch hier finden sich zahlreiche Sitzecken, Sessel und Sofas.

Eine Etage weiter oben, unterm Dach, ist ein Hobby des Paares zu erkennen: die Musik. Gitarren, Klavier, Mikrofon stehen bereit. Durch die Fenster geht der Blick über die Gartenhäuschen und den Whirlpool über die Felder ins Grüne – grandios.

Aber Oleschs wollten vor ein paar Jahren eben auch etwas für den Umweltschutz tun – und möglichst autark werden. Doch leichter gesagt als getan, denn beim Thema Photovoltaik habe es reichlich Gegenwind von der Oberen Denkmalbehörde in Münster gegeben. Nur weil sie hartnäckig bleiben und am Ende sogar mit einem Anwalt drohen, erhalten sie schließlich die gewünschte Erlaubnis. &bdquo;Bei dem Thema am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben, das würde ich jedem empfehlen“, rät Gunther Olesch.

Es sei schon bedauerlich, dass einem so viele Steine in den Weg gelegt würden, sagt er. Man müsse doch mit der Zeit gehen, PV- und Windkraftanlagen gehörten zum heutigen Stadt- und Landschaftsbild einfach dazu. &bdquo;Und es ist ein Unterschied, ob wir es wie hier mit einem privaten oder mit einem öffentlichen Denkmal zu tun haben“, findet er. Gerade alte Häuser müssten zudem auf den neuesten Stand gebracht werden dürfen, damit sie bewohnbar und zu erhalten sind, ergänzt seine Frau.

PV, Pellets, Solarthermie Heute haben die beiden nicht nur eine PV-Anlage auf dem Dach, einen Speicher im Haus und fahren Elektroautos. Eine Solarthermieanlage nutzen sie zudem zur Warmwasserbereitung und für die Heizung, die übrigen Wintermonate setzen sie auf eine Pellets-Heizung, die alte Ölvariante musste weichen. &bdquo;Wir wollten weg von fossilen Brennstoffen“, sagt Gunther Olesch.

Und auch sonst ist er – wie sollte es nach rund 30 Jahren bei Phoenix Contact anders sein – ein Technikfan. Über sein Smartphone steuert er sämtliche Lampen und die Musik, hat im gesamten Haus Boxen dafür installiert. &bdquo;Mich begeistert Hightech und dass man ein altes Haus so modern gestalten kann“, sagt er.

Aber klar, es ist am Ende das Gesamtpaket, das Ambiente, der Charakter des Hauses, der Oleschs hier gefällt. Dazu der weitläufige Garten mit Teich, Pavillon und Bänken in jeder Ecke. &bdquo;Das ist schon immer der absolute Kontrast zum hohen Engagement im Job gewesen“, sagt Gunther Olesch. Wenn er nach Hause komme, dann genieße er einfach die Ruhe, die Natur, die Abgeschiedenheit. &bdquo;Absolut entspannend“, sagt er.

Sanierung kostet eine Million Mark Der Vierständer-Fachwerkbau der Oleschs wurde 1834 als sogenannte Leibzucht und damit zu einer größeren Hofanlage gehörend errichtet, heißt es in der Begründung zur Eintragung in die Denkmalliste, die 1985 erfolgte. Erst Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre wird das Haus vom damaligen neuen Eigentümer komplett restauriert, hat Gunther Olesch erfahren. Rund eine Million Mark soll das Ganze damals gekostet und etwa zweieinhalb Jahre gedauert haben.

Der Bau wurde aufgrund niedriger Decken im Obergeschoss aufgeständert, im Untergeschoss wurde die Bodenplatte tiefer gesetzt. &bdquo;Zeitweise stand nur noch das Ständerwerk“, erzählt Olesch und zeigt alte Fotos der früheren Ruine.

Alle Teile der Serie "Leben im Denkmal" finden Sie hier .

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