Gekapptes Telefonkabel in Mosebeck: Telekom hätte seit März 2022 reagieren können

Detmold-Mosebeck . Normalerweise wird ein Telefonkabel 60 Zentimeter tief in die Erde verlegt - mit einem Kabelschutz darüber und darüber wiederum ein gelbes Flatterband auf dem "Achtung Telekom-Kabel" steht. So werden beispielsweise Baggerfahrer rechtzeitig gewarnt und das Kabel bleibt heile. Hätte sich die Telekom in Mosebeck an diese Regeln gehalten, hätte jetzt nicht das gesamte Unterdorf ein totes Festnetz.

Hat sie aber nicht. Das Telefonkabel wurde ohne jeglichen Schutz einfach oberirdisch in den Straßengraben gelegt. Deshalb konnte es am 10. August bei Mäharbeiten beschädigt werden. Dabei wusste die Telekom seit März 2022 von dem falsch verlegten Kabel und tat nichts.

Wie buntes Gestrüpp ragen die 100 Kabelenden aus dem zerfetzten Telefonkabel im Straßengraben der Straße "An der Mosebecke". Das dicke schwarze Kabel liegt im vom Graben gesammelten Regenwasser. Es lässt sich auf zehn Metern Länge einfach herausheben. An zwei Stellen ist es deutlich sichtbar beschädigt, an einer Stelle durchtrennt. "Ich bin von der Telekom schon x-mal angerufen worden", erzählt Mosebeckerin Cornelia Knospe. "Sie haben dann beispielsweise versprochen: Am 18. geht alles wieder." Man müsse nur zuerst die genaue Schadstelle lokalisieren. "Aber wir wissen ja genau, wo die Stelle ist", ärgert sie sich. "Und ich habe der Telekom auch schon Bilder von dem zerfetzten Kabel geschickt."

Telekom nimmt Anwohner-Hinweis nicht ernst Eigentlich hat die Telekom schon seit mehr als einem Jahr Kenntnis von dem Problem. Hätte sie sich damals gekümmert, wäre es nun nicht zum Totalausfall gekommen. "Mitte März wurde das Erdkabel bei Straßenarbeiten beschädigt. [...] Seit der Reparatur liegt das Erdkabel oberirdisch im Graben", hatte Fritz Hilmert am 29. März 2022 die Telekom in Detmold in der Klingenbergstraße per Brief informiert.

Warum per Brief? "Durch den Sprachcomputer fühlt man sich total veräppelt und hilflos", schrieb er ebenfalls. Und er sah den aktuellen Schaden damals schon voraus: "Beim nächsten Graben ausmähen ist das Kabel wieder ab", prophezeite er der Telekom. Als nichts passierte, fasste er am 8. Juli 2022 noch mal nach: "Leider ist bis heute mit dem offenen Erdkabel nichts passiert. [...] Ich finde es von der großen Telekom absolut beschämend, so etwas einfach zu ignorieren", schrieb er. "Dann bekam ich einen Anruf", erzählt er. "Was ich denn hätte, mein Anschluss würde doch funktionieren."

Ein Telekom-Techniker, der sich die Sache angesehen habe, habe erzählt, man diskutiere noch mit der Stadt, wer schuld an dem Schaden sei, erzählt Rudi Hempelmann. Es gebe wohl ein Leerrohr der Stadtwerke, das die Telekom gerne nutzen würde, weil das Ausheben eines Grabens für die vernünftige Verlegung des Kabels deutlich teurer als die Leerrohr-Miete sei, hieß es.

Die Frage, warum das Kabel überhaupt so unsachgemäß verlegt worden ist, beantwortet auch die Pressestelle der Telekom nicht. Etwas Licht bringt sie in die Leerrohr-Frage: Man habe vor "geraumer Zeit" die Mitnutzung der Leerrohre angefragt. "Aufgrund Eigenbedarfs wurde unsere erste Anfrage allerdings abgelehnt. Für ein zweites Leerrohr läuft die Anfrage ebenfalls seit längerem." Sobald die Anmietung genehmigt werde, starte man sofort mit den Instandsetzungsarbeiten. "Eine provisorische Instandsetzung ist leider nicht möglich."

Früher wurde repariert, heute wird aufs Handy verwiesen "Warum eigentlich nicht?", fragt sich ein pensionierter Telekom-Techniker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Solche Kabel haben wir damals in drei Stunden geflickt, damit die Kunden schnell wieder telefonieren konnten." Heute verlässt sich die Telekom anscheinend völlig auf den Mobilfunk als Rückfallebene. Dumm nur, dass in Mosebeck der Empfang so schlecht ist. Handy-Telefonate sind oft nur außerhalb der Wohnung oder an bestimmten Fenstern möglich. Auch die an alle Internet-Kunden verteilten Mobilfunk-WLAN-Hotspots bringen deshalb kaum jemanden wieder online.

Und falls die Anmietung eines Leerrohrs nicht klappt? "Wenn das Ergebnis der Anfragen negativ bleibt, werden wir das Kabel mittels Baumaßnahme vergraben müssen. Das dauert dann allerdings, da deutlich aufwendiger", schreibt die Telekom-Pressestelle. Außerdem: Entschädigungen könnten Telekom-Kunden für die Dauer der Störung telefonisch unter Tel. (0800) 330 1000 geltend machen, vorausgesetzt, sie hatten ihre Störung gemeldet. Dumm nur, dass im Unterdorf in Mosebeck derzeit kaum ein Telefon funktioniert.

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