Detmolder Sängerin Gabriela Koch spricht über KI und die ewige Lust am Singen

Detmold. Vor drei Jahren veränderte die Pandemie die Kulturlandschaft rund um die Live-Konzerte. Mittlerweile ist vieles digitalisiert und manches kommt gerade in riesigen Schritten auf die Gesellschaft zu: Stichwort &bdquo;Künstliche Intelligenz“. Wie verändert sich die Welt der Musikerinnen und Musiker - in einer Realität zwischen Spotify, Instagram oder Youtube? Die LZ sprach mit Gabriela Koch im Kaiserkeller, wo sie mit Benny Grenz am Klavier einen Auftritt hatte. Koch studierte bereits mit 14 Musik mit dem Hauptfach Querflöte zuerst in Berlin, später setzte sie ihr Studium an der Hochschule für Musik in Detmold fort.

Frau Koch, ich könnte jetzt die ewig alte Frage stellen, ob Sie unter der Dusche singen. Mache ich nicht. Singen Sie täglich?

Gabriela Koch: Es klingt vielleicht nach einem Klischee, aber ja, ich singe täglich und den ganzen Tag. Das ist ja das schöne am Instrument Stimme - man hat es immer und überall dabei. Laut Aussagen meiner Mutter habe ich schon gesungen, bevor ich gesprochen habe.

Singen Sie im Auto auch die Songs mit, die im Radio laufen?

Gabriela Koch: Ich höre im Auto und auch in der Küche beim Kochen eigentlich immer die Musik, die ich gerade für mein nächstes Konzert lerne, und klar, dann singe ich natürlich mit. Ich habe auch eine App, die Playbacks zu jedem beliebigen Song generieren kann. Die läuft jeden Tag bei mir.

Die Welt ist süchtig nach Aufmerksamkeit, also auch nach Klicks. Sind Klicks für eine erfolgreiche Karriere in der Musikbranche heute unerlässlich?

Gabriela Koch: Das hängt sicher stark von der jeweiligen Rolle ab, die man in der Musikbranche einnimmt. Für jemanden, der hauptsächlich Side-Man ist, wie Drummer oder Bassist, geht es vielleicht nach wie vor auch ohne Auftritt im Netz, aber für eine Karriere als Sängerin ist es sicher unerlässlich, auch online sichtbar zu sein - durch Videos und Beiträge auf Social Media.

Hat Sie ein Kanal inspiriert?

Gabriela Koch: Ich habe selbst sehr positive Erfahrungen auf Instagram gemacht und viele wertvolle Kontakte knüpfen können zu Musikern im In- und Ausland. Auf diese Vernetzung und den daraus resultierenden Austausch würde ich nicht mehr verzichten wollen.

Sind Sie nostalgisch veranlagt und denken bisweilen an die gute alte Schallplatte zurück?

Gabriela Koch: Letztes Jahr haben mein Mann und ich ein paar Wochen in Marseille verbracht und in unserer Wohnung dort gab es einen Plattenspieler und viele wunderbare alte Jazzplatten, die wir immer beim Frühstück gehört haben, beispielsweise Django Reinhard und Stephane Grapelli. Das war großartig und wunderbar atmosphärisch. Seitdem träume ich vom eigenen Plattenspieler und werde mir 2024 auf jeden Fall einen zulegen.

Sie sind trotzdem bei Spotify und Youtube angekommen. Oder?

Gabriela Koch: Ich nutze diese Plattformen schon täglich. Vor allem auf YouTube finde ich viele Konzertmitschnitte von Künstlern, die mich interessieren, aber auch Videos über Stimmphysiologie oder Gesangstechnik.

Viele Künstlerinnen und Künstler verdienen jetzt wieder viel Geld mit Konzerten, die Tickets kosten bei Promis 100 Euro und mehr. Musik ist aber immer im Wandel? Was ist der nächste &bdquo;Gamechanger“ - Künstliche Intelligenz?

Gabriela Koch: Ich bin sicher, dass die Menschen weiterhin Menschen auf der Bühne hören und sehen wollen und keine Maschinen. Ja, Musik ist immer im Wandel und sicher wird KI immer mehr mit einbezogen werden, vor allem beim Songwriting ist das heute schon Realität. Aber die Vortragenden werden sicher weiterhin echte Menschen sein. Ein wichtiger Aspekt ist für viele Musikhörer und Konzertgänger doch die Identifikation mit der Person auf der Bühne; eben die Menschlichkeit, vielleicht auch die Verletzlichkeit der Künstlerin, des Künstlers.

Was hören Sie selbst gern? Gibt es sowas wie das &bdquo;größte Album aller Zeiten“?

Gabriela Koch: Für mich gibt es das nicht. Ich höre vor allem die Musik, die ich selbst am liebsten singe, also amerikanischen Vocaljazz von Ella Fitzgerald über Kurt Elling bis zu jungen großartigen Sängerinnen wie Laura Anglade, Caity Gyorgy oder Grammy-Gewinnerin Samara Joy.

Zur Person Gabriela Koch ist Sängerin, Flötistin und Dozentin für Jazzgesang an der Detmolder Musikhochschule. Ausgebildet zunächst in klassischer Musik begann sie im Studium, sich auch intensiv mit Jazz und improvisierter Musik auseinanderzusetzen. Ihre besondere Liebe galt vor allem dem traditionellen Vocaljazz. Später sammelte Koch zahlreiche Erfahrungen im A-Capella-Bereich, sowohl im Vokalensemble als auch im mehrfach preisgekrönten Jazzchor Pop-Up, in dem sie sowohl als Sängerin und Solistin wirkte. Und mit dem sie bis heute als Stimmbildnerin verbunden ist.

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