„Bedingungslos lieben“: Max Mutzke über Familie, Karriere und intime Konzerte in Detmold

Detmold. Max Mutzke ist bekannt für seine Vielseitigkeit: Ob Jazz, Pop oder Soul, der Künstler bewegt sich stilsicher durch alle Genres und begeistert mit seiner einzigartigen Stimme. Am Freitag, 7. März, gibt er mit Marialy Pacheco ein Konzert in der Stadthalle in Detmold. Im Interview spricht er über seine Liebe zu seinen Kindern, prägende Lebenserfahrungen, seinen ESC-Durchbruch und die besondere Intimität seines Konzerts in Detmold.

Herr Mutzke, stellen Sie sich vor, Sie dürften der Welt nur ein einziges Lied vorspielen, um sich vorzustellen. Welches wäre das und warum?

Max Mutzke: Das wäre &bdquo;Bedingungslos“, ein Song, den ich letztes Jahr veröffentlicht habe. Weil es um das geht, was ich am stärksten empfinde: diese bedingungslose Liebe, die ich nur meinen Kindern gegenüber absolut uneingeschränkt fühle. Egal, was sie tun würden – sie könnten nichts daran ändern, dass ich sie liebe. Schon als Kind wusste ich, dass ich früh Vater werden will. Mein Bruder kam zur Welt, als ich elf war, und ich hatte bereits vier Geschwister. Ich habe ihn von der ersten Sekunde an unglaublich geliebt und mir damals gedacht: Wenn ich meinen Bruder schon so sehr liebe, muss das mit eigenen Kindern noch krasser sein. Dann habe ich mit elf gesagt: Ich will ganz früh einen Unimog, ein paar Motorsägen und viele Kinder- und habe alles geschafft.

Sie haben fünf Kinder, richtig?

Max Mutzke: Genau. Aus zwei Beziehungen - wir sind eine große Patchworkfamilie mit elf Leuten: Sieben Kinder und vier Erwachsene. Das ist total schön.

Sie sind bekannt für Ihre Vielseitigkeit - von Soul über Pop bis Jazz. Was fasziniert Sie an den unterschiedlichen Genres?

Max Mutzke: Ich bin mit allem, was als Black Music bezeichnet wird, R&B, Funk, Fusion, Jazz und so weiter aufgewachsen. Mein Vater war Gynäkologe vom Beruf, aber leidenschaftlicher Schlagzeuger. Er hatte eine Band, die es lustigerweise immer noch gibt, &bdquo;Die Spätzünder“. Mein Vater ist 81 und die spielen immer noch. Mein erster Auftritt war mit elf, als ich als Vorband der Spätzünder spielen durfte – das war einfach meine Jugend. Mittlerweile habe ich auch erkannt, wie anspruchsvoll gute Popmusik sein kann. Das klang für mich früher ganz oberflächlich, bis ich mich selbst rangetraut habe. Da habe ich gemerkt, was man alles können muss, um tiefgründige Texte und gute Melodien zu schreiben. Aber meine Popmusik ist immer von Akkorden und Instrumentalisierungen beeinflusst, die aus der Black Music stammen.

Ihre Songs sind oft sehr tiefgründig. Was inspiriert Sie beim Schreiben Ihrer Texte?

Max Mutzke: Immer meine eigenen Gedanken und die Geschichten um mich herum, die mich bewegen. In &bdquo;Hier bin ich Sohn“ geht es zum Beispiel um die Alkoholsucht meiner Mutter. Sie ist vor unseren Augen daran gestorben und wir mussten diesen körperlichen und geistigen Zerfall über viele Jahre miterleben. Da habe ich mir gedacht: Das kann nicht nur meine Geschichte sein, und so habe ich den Song geschrieben. Für mich war das eher eine Therapiestunde als einfach nur Songwriting. Es gibt ständig Dinge, die mich berühren und die ich in einen Song packen möchte.

Also verarbeiten Sie Ihre eigene Geschichte auch mit dem Songwriting?

Max Mutzke: Ja, immer meine – und manchmal ist es auch eine Mischung aus meinen Geschichten und denen von anderen. Es sind nicht nur autobiografische Erlebnisse, aber zumindest autobiografische Gedanken, Hoffnungen und Ängste, die ich im Songwriting verarbeite.

Was Ihre Karriere angeht, haben Sie ja auch schon sehr viel erlebt. 2004 waren Sie für Deutschland beim ESC. Gerade werden die Teilnehmer für dieses Jahr ausgewählt. Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

Max Mutzke: Es war eine Veranstaltung, die ich vorher nicht kannte. Ich bin da so reingerutscht. Das war eine spannende Zeit, die ich nicht missen möchte, weil ich dort sehr viel gelernt habe – vor allem über mich selbst. Es war aber auch eigentlich nie die Veranstaltung, wo ich hin wollte. Die Teilnahme war wichtig, sonst wäre ich wahrscheinlich niemals da gelandet, wo ich jetzt bin, aber sie prägt schon lange nicht mehr mein jetziges Leben.

Was meinen Sie damit, dass sie da so reingerutscht sind?

Max Mutzke: Ich wurde eigentlich von einem Freund verarscht. Ich hatte schon lange vorher Musik gemacht, war aber nie ein Fan von Castingshows in Deutschland. Es gab immer wieder Leute, die mir sagten, ich sollte bei einer mitmachen – nicht unbedingt gewinnen, sondern einfach entdeckt werden. Aber ich habe immer abgesagt. Irgendwann rief mich ein Freund an und erzählte mir, dass Stefan Raab eine ganz andere und besondere Castingshow macht. Trotzdem habe ich abgelehnt. Dann hat er mich verarscht und gesagt, er hätte mich angemeldet, und müsste Geld zahlen, wenn ich nicht komme. Ich habe das einfach geglaubt. Also habe ich ihm zuliebe mitgemacht, und dann war es für mich der mega Durchbruch.

Sie haben seitdem auf vielen großen Bühnen gespielt. Was reizt Sie an einer vermeintlich kleineren Bühne, wie in der Stadthalle in Detmold?

Max Mutzke: Es muss immer zum Programm passen, aber ich mag auch die kleinen Bühnen. Dort komme ich dem Publikum noch näher und es ist ein schönes Gefühl, am Ende zu denken: Ich habe jedem ins Gesicht geschaut. Wenn alle Rahmenbedingungen stimmen, finde ich: je kleiner, desto schöner. Wahrscheinlich aber auch nur so lange, wie man zwischendurch auch mal wieder auf größeren Bühnen spielt. Ich finde diese Abwechslung einfach wahnsinnig toll.

Ihr Konzert hier wird auch besonders, denn Sie treten mit Marialy Pacheco nur mit Klavierbegleitung auf - ganz ohne Band und Elektronik. Wie verändert sich dadurch das Live-Erlebnis für Sie und das Publikum?

Max Mutzke: Das wird etwas ganz Besonderes. Es ist eines dieser Konzerte, nach denen mir die Leute sagen: &bdquo;Boah, ich musste ganz oft heulen“ – und das verstehe ich auch. Die Geschichte, die wir auf der Bühne erzählen, geht weit über bloße Musik hinaus. Es sind nicht nur die Texte, wir nehmen auch Bezug auf unser Leben. Marialy wird auch ihre Geschichte erzählen. Ich werde meine bis dahin schon erzählt haben, sodass alle begriffen haben: Ich bin sehr wohl behütet im Schwarzwald aufgewachsen. Und sie kommt aus Kuba - einem Land, das sie so brutal eingeengt hat, dass sie mit 18 wegen der Musik geflohen ist. Dann begreifen die Leute erst, was Vielfalt bedeutet. Da steht der Typ aus Deutschland und da steht die aus Kuba und die machen einen Abend, wo wir heulen müssen. Wie kann man da gegen Vielfalt und Migration sein? Dieses Konzert mit ihr hat eine unglaubliche Intimität und Power.

Trotz all Ihrer Auftritte sind Sie für Ihre Bodenständigkeit bekannt. Wie schaffen Sie es, sich selbst in einer so schnelllebigen Musikindustrie treu zu bleiben?

Max Mutzke: Erst mal danke für das Kompliment. Ich lebe immer noch genau dort, wo ich aufgewachsen bin. Außerdem musste ich zu Beginn meiner Karriere mein Abitur machen. Ich war drei Tage die Woche im Fernsehen in Köln zu sehen und hatte dann noch zwei Tage Schule. Dieser Wechsel und die Tatsache, dass ich in der Mathearbeit keinen Promistatus hatte, haben mir schnell gezeigt, dass ich trotzdem einer von vielen bin. Ich war damals überzeugt, dass das Abitur viel wichtiger ist als meine Karriere.

Persönlich Max Mutzke wurde am 21. Mai 1981 im Schwarzwald geboren, wo er auch heute noch lebt. Er wuchs in einer Familie mit fünf Geschwistern auf und sammelte bereits im Alter von sechs Jahren erste Gesangserfahrungen. Später spielte er in der Funk-Band &bdquo;Project Five“. Seinen Durchbruch feierte er 2004 mit der Teilnahme an Stefan Raabs Casting-Wettbewerb &bdquo;Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star“ (SSDSGPS). Durch sein vielseitiges musikalisches Spektrum hat er bereits mit vielen renommierten Musikern zusammengearbeitet. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er sein zehntes Studioalbum.

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