Nach München: Weshalb Lippes Polizei Klimaschutz-Demo in Detmold erst spät sicherte

Detmold. Kaum 24 Stunden ist der Anschlag auf einen Verdi-Demonstrationszug in München her gewesen, da standen in Detmold am Freitag rund 200 junge Menschen auf dem Theatervorplatz, um für besseren Klimaschutz einzutreten. Aber waren die Menschen dort ausreichend abgesichert? Einige Passanten hatten nicht den Eindruck.

Der Kritik nach soll die lippische Polizei den Verkehr durchs Rosental zunächst nicht umgeleitet und damit die Demo aus Sicht der Beobachtenden nicht ausreichend geschützt haben. Die Polizei weist solche Vorwürfe zurück. Auch das Organisationsteam fühlte sich von den Einsatzkräften sicher begleitet, heißt es auf Anfrage.

Die Sorge scheint rein menschlich nachvollziehbar. Die schrecklichen Bilder aus München vom Tag zuvor müssen auch in Detmold noch sehr präsent gewesen sein: Bei dem Anschlag wurden mindestens 37 Menschen teils lebensgefährlich verletzt, als ein 24-Jähriger aus Afghanistan mit seinem Mini Cooper die Polizei überholte und in die Menschenmenge raste. Inzwischen sind eine Mutter (37) und ihr zweijähriges Kind im Krankenhaus gestorben. Der Schock ist nach wie vor groß.

Polizei reagiert auf Kritik Dass die lippische Polizei den Vorplatz am Theater also während der Friday For Future-Demonstration (FFF) nicht von Beginn an vor dem Verkehr absicherte, halten Kritiker gegenüber der LZ mit Blick auf den noch frischen Anschlag in München für fahrlässig und wenig vorausschauend. Die lippische Polizei argumentiert dagegen.

Laut Nina Ehm aus der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Lippe ist es zwar richtig, dass die Umleitung erst eingerichtet wurde, als die Menschen mehr wurden und sich &bdquo;die Versammlung erkennbar in Richtung Fahrbahn entwickelt hat“. Aber: Von Beginn an hätten zwei ständig besetzte Polizeifahrzeuge mit Beamten am Lenkrad die Demo von beiden Seiten flankiert, um die zahlenmäßig zunächst überschaubare Teilnehmerzahl zu schützen, heißt es. Und weiter: &bdquo; Ferner befanden sich mehrere Polizeibeamte mit stetigem Blick in alle Richtungen und dem notwendigen ,Gefahrenradar’ unmittelbar am Einsatzort.“

Ständig sei daher in Absprache mit der Einsatzleitung geprüft worden, ob eine Sperrung notwendig sei. Innerhalb weniger Sekunden sei diese dann umgesetzt worden, schreibt Nina Ehm. Um die Entscheidung für etwaige Sperren zu treffen, müsse zwischen den dort fahrenden Buslinien und dem öffentlichen Sicherheitsinteresse abgewogen werden.

Die lippische Polizei weist außerdem darauf hin, dass die Demonstrationen von den zuständigen FFF-Organisationsteams bundesweit darauf ausgerichtet seien, nahe am fließenden Verkehr stattzufinden, damit ein Demozug rund um die Stadt möglich sei. Genau so war es auch in Detmold gewünscht, die Versammlungsleitung sei daher &bdquo;mit dem polizeilichen Einsatzkonzept vollumfänglich zufrieden“ gewesen.

München in Detmold spürbar Das bestätigt auch Mirjam Niewald (17) aus dem Organisationsteam von &bdquo;Fridays for future“ in Detmold. Das Sicherheitskonzept laufe seit Jahren am Theatervorplatz und es habe noch nie Probleme gegeben. &bdquo;Wenn wir genug Leute sind, dann wird die Straße abgesperrt.“ Zwar seien die Demonstrierenden diesmal tatsächlich von einigen Passanten angesprochen worden, ob dies denn wirklich der sicherste Platz sei, diese Angst sei aber mit dem frischen Eindruck vom Anschlag in München begründet gewesen.

&bdquo;Wir hatten auch den Eindruck, dass diesmal vergleichsweise viel Polizei da war“, sagt Niewald. Der Vorplatz am Landestheater sei bei FFF beliebt, da die Technik aus dem Theater genutzt werden könnte. Der Marktplatz als mögliche verkehrsfreie Alternative sei allein wegen der am Freitagnachmittag noch anstehenden Demo gegen Gewalt an Frauen (&bdquo;One Billion Rising“) nicht möglich gewesen. Ob das Team noch einmal über einen neuen Standort nachdenkt, hält Mirjam Niewald für unwahrscheinlich.

&bdquo;Von unserer Seite gab es keine Bedenken, und das ist auch die Aufgabe der Polizei, dass wir uns sicher fühlen.“ Genau darauf weist auch die lippische Polizei selbst noch einmal hin, schließlich gehöre ein störungsfreier Versammlungsablauf zu den wichtigen Aufgaben polizeilicher Arbeit. &bdquo;Dafür ist die Polizei gut aufgestellt, beurteilt potenzielle Gefahren und reagiert stets lageangepasst und flexibel“, schreibt Nina Ehm.

Während des Einsatzes müsse die Polizei ständig prüfen, ob die Maßnahmen verhältnismäßig sind. Grundsätzlich gelte aber auch, dass die Menschen sich aus freien Stücken dazu entscheiden, an einer öffentlichen Versammlung teilzunehmen. Nina Ehm: &bdquo;Eine 100-prozentige Sicherheit durch den Schutz der Polizei kann es nicht geben.“

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